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1370 - Amoklauf der Wissenden

Titel: 1370 - Amoklauf der Wissenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in seinen Gedanken belustigt mit einer altterranischen Lady: immer höflich und distanziert, freundlich und diplomatisch und sehr zurückhaltend, wenn es darum ging, ihre wahren Gefühle zu zeigen.
    Auf Nikki Frickel wirkte diese alte Kartanin wie ein rotes Tuch. „Verzeiht mir", sagte Shu-Han-H'ay, wie Gucky es nicht anders von ihr erwartet hatte. „Ihr habt gewiß einen weiten Weg zurückgelegt, um mit mir zu reden. Sagt mir, wie ich euch helfen kann, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht."
    Aber mit dieser Floskel verband Shu-Han-H'ay einige bittere, selbstironische Gefühle - was Nikki Frickel selbstverständlich nicht wissen konnte. „Wir brauchen eure Hilfe nicht", sagte Nikki, und es klang so grob, wie es gemeint war. „Aber mir scheint, daß ihr unsere Hilfe dringend nötig habt. Eure Esper bringen nichts mehr. Ihr scheint immer noch zu glauben, daß sie in irgendeiner Weise selbst dran schuld sind, wenn sie versagen. Wir sind gekommen, um euch zu sagen, daß es am Paratau liegt. Eure N'jala hat sich ausgetränt!"
    Der Mausbiber verließ sich nicht darauf, daß diese alte Kartanin sich mit der Mimik eines Ilts nicht auskannte: Er verbarg sein Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand.
    Shu-Han-H'ay dagegen verzog keine Miene. Sie wandte sich lediglich von Nikki Frickel ab und bedachte Gucky mit einem fragenden Blick. Der Mausbiber blieb ihr die Antwort nicht schuldig. „Der Paratau hat seine Kraft verloren", bestätigte er. „Noch nicht immer und überall, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis euch die Tränen der N'jala überhaupt keine Kraft mehr geben werden. Es ist wichtig, daß ihr euch so schnell wie möglich darauf einstellt, denn euch dröhen Gefahren, und ihr werdet sie ohne die Hilfe der Esper meistern müssen."
    „Warum sollten die Tränen der N'jala ihre Kraft verlieren?" fragte Shu-Han-H'ay, aber dabei schossen ihr Gedanken durch den Kopf, die dem Mausbiber einen Stich versetzten. „Erkläre du es ihr!" bat er Nikki Frickel.
    Shü-Han-H'ay war darüber nicht sehr erbaut, aber Nikki riß sich glücklicherweise zusammen. Ihre Erklärungen waren kurz und präzise. Gucky nutzte die Zeit, um mehr aus Shu-Han-H'ays Gedanken zu erfahren. Und er erfuhr eine ganze Menge. Die Hohen Frauen hatten die Stimme von Ardustaar gerufen, aber keine Antwort erhalten. Die Wissenden, deren Rat man in dieser Situation dringender denn je zuvor brauchte, schwiegen sich aus.
    Shu-Han-H'ay war allerdings sicher, daß sie selbst die Stimme wohl nie wieder hören würde, denn sie gehörte mittlerweile selbst zu jenen Espern, die den Paratau nicht mehr nutzen konnten.
    Shu-Han-H'ay war sich auch nicht sicher, ob es nicht anderen Hohen Frauen bereits genauso erging. Sie selbst hatte geschwiegen, weil sie - sicher zu Recht - fürchtete, mit einem Eingeständnis ihres Versagens die allgemeine Unruhe noch zu vergrößern. Es war eine Sache, wenn irgendwelche Kartanin keine Psi-Kräfte mehr entfalten konnten, und eine ganz andere, wenn einer Hohen Frau ein solches Mißgeschick widerfuhr.
    Gucky war sich nicht sicher, ob Shu-Han-H'ay die Situation nicht vielleicht völlig falsch einschätzte.
    Wahrscheinlich konnte sie die Stimme durchaus noch hören - wenn die Stimme zu sprechen geruhte. Es mochte aber sein, daß der Ruf der Hohen Frauen die Wissenden gar nicht erreicht hatte.
    Oder daß die Wissenden nicht mehr zu antworten vermochten.
    Dieser Gedanke erschreckte den Mausbiber, aber die Möglichkeit, daß auch der Paratau in der NARGA SANT seine Kraft verloren hatte, ließ sich nicht von der Hand weisen.
    Von der NARGA SANT hatten die Kartanin nichts gesehen und nichts gehört. Es gab offenbar keine Meldungen, in denen über ein Auftauchen dieses riesigen Schiffes berichtet wurde.
    Dafür beschäftigten sich Shu-Han-H'ays Gedanken mit anderen Meldungen, die ebenfalls mit Raumschiffen zusammenhingen und mit erschreckender Deutlichkeit Nikki Frickels Erklärungen zu bestätigen schienen.
    Die Kartanin hatten in diesen Tagen die Rückkehr einer Flotte von Ernteschiffen aus der Galaxis der Nocturnen erwartet. Die Schiffe waren auch eingetroffen, aber sie brachten keinen Paratau mit. Die Kommandantinnen - Protektorinnen wurden sie bei den Kartanin genannt - berichteten von merkwürdigen Vorgängen in Fornax. Die Nocturnen der Schwarmphase reagierten nicht mehr auf die Passagesymbole, sondern griffen die Raumschiffe an. Einige Protektorinnen äußerten sogar den Verdacht, daß die Noctumenstöcke das plötzlich

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