1371 - Das Erbe der Toten
Köder hingeworfen. Er hieß Mike Curtiz! Ich ging davon aus, dass sich Santini jetzt Gedanken machte. Er konnte nicht wissen, was Curtiz noch alles herausgefunden und welche Beweise er in den Händen gehalten hatte. Deshalb war es durchaus möglich, dass er sich um seinen ehemaligen Mitarbeiter kümmerte und besonders um dessen Privatleben.
»Bist du frustriert?«, fragte Suko.
»Warum sollte ich?«
»Weil ich noch keine Antwort von dir bekommen habe.«
»Ist schon klar. Ich habe nur nachgedacht. Wir werden uns um Curtiz kümmern müssen. Wichtig ist sein Privatleben. Darin könnte es unter Umständen Spuren geben, die uns zum Ziel führen, und durch die wir auch erfahren, was wirklich dahinter steckt.«
»Wäre nicht schlecht. Wohin soll ich fahren?«
»Zum Büro.«
»Gern.«
Ich hatte Zeit und telefonierte. Unsere Fahndung hatte nichts über Curtiz im Computer. Er war jemand, der nicht aufgefallen war und nur seinem Job nachgegangen war. Auch ich hatte ihn als farblos eingestuft, da war ich jedoch wohl einem Irrtum erlegen. Hinter ihm steckte doch mehr, als man hätte vermuten können. Zudem gab es noch das Bild, das in unserem Büro lag. Ich konnte mir vorstellen, mich genauer damit zu beschäftigen. Möglicherweise ergab sich aus dem Motiv eine neue Spur, aber da mussten wir erst mal abwarten.
Santini ging mir auch nicht aus dem Sinn. In seiner Position besaß er Macht. Er konnte Geld einsetzen, um an sein Ziel zu gelangen. Ich vermutete inzwischen, dass sich die Banco Venezia im Besitz der Illuminati befand. Möglicherweise war es auch nur eine von mehreren Einnahmequellen. Ich dachte auch daran, dass es einen Mann an der Spitze gab. War das Santini?
So richtig glauben konnte ich es nicht. Es war möglich, dass ein anderer den Killer geschickt hatte.
In diesem speziellen Fall liefen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander zu. In der Vergangenheit hatten die Erleuchteten Stress mit der Kirche bekommen. Was da genau abgelaufen war, entzog sich meiner Kenntnis, aber ich würde die Hoffnung nicht aufgeben.
Es gab einen Mann, der mir möglicherweise weiterhelfen konnte.
Father Ignatius, Chef der weißen Macht, einem geheimen Dienst, der für den Vatikan arbeitete.
Und es gab noch die Templer um Godwin de Salier herum. Wie ich ihn einschätzte, würde er sich ebenfalls Gedanken machen.
Jedenfalls blieben wir bei unserem Job nicht auf der Stelle stehen.
Er breitete sich immer mehr aus. Ständig kam etwas Neues hinzu, und da mussten wir nur nach Verbindungen suchen und sie auch finden.
Ich hatte Santini bewusst nicht nach der Adresse des Getöteten gefragt, um ihn nicht auf irgendwelche Gedanken zu bringen. Die Kollegen hatten für mich herausgefunden, wo Mike Curtiz gewohnt hatte, aber zuvor wollten wir beim Yard vorbei fahren.
Bevor wir das Ziel ansteuerten, rief ich im Büro an und erreichte Glenda Perkins.
»Ach, du bist es.«
»Ja, hast du etwas Neues erfahren?«
»Nein, aber Sheila Conolly hat sich gemeldet.«
»Und was ist…?«
»Wo seid ihr?«, fragte sie.
»Fast schon beim Yard.«
»Okay, kommt hoch. Ich koche einen Kaffee. Dabei lässt sich besser sprechen, denke ich.«
»Wie du willst.«
Suko hatte über die Freisprechanlage mitgehört. »Klang irgendwie spannend, was Glenda sagte – oder?«
»Mal abwarten.«
Lange dauerte die Warterei nicht mehr. Innerhalb der nächsten zehn Minuten erreichten wir das Büro, in dem es nach frisch gekochtem Kaffee duftete.
Auch wenn Glenda Perkins durch das Serum innerlich verändert worden war, diesem Hobby kam sie weiterhin nach, und sie machte auf uns zudem den Eindruck einer Frau, die völlig normal geblieben war.
Zu dritt betraten wir das Büro und genossen zunächst mal die ersten Schlucke. Allerdings trank Suko Wasser, und Glenda berichtete, was sie mit Sheila Conolly besprochen hatte.
Ich bekam sehr große Ohren. »Moment mal«, sagte ich. »Wenn das alles so stimmt, wie du es gesagt hast, dann hat er eine Spur entdeckt. Vielleicht ist er sogar weiter als wir.«
Glenda machte das Gesicht einer Nichtwissenden. »Da rufst du am besten Sheila an. Ich denke, dass sie dir mehr zu diesem Thema sagen kann.«
»Gute Idee.«
Es verging nicht mal eine Minute, bis ich Sheilas Stimme hörte. Sie klang normal, als stünde unsere Freundin unter keinem großen Druck. Sie lachte sogar und sagte: »Ich wusste doch, dass du anrufen würdest, John.«
»Dann weißt du auch, um was es geht.«
»Sicher. Bill ist mal wieder in Hochform und dieser
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