1371 - Das Erbe der Toten
Sie. Was verlangen Sie von mir?«
»Nur das Kennen der Mitarbeiter.«
»Aber doch nicht alle. Wo denken Sie hin?«
»Haben Sie so viel Personal?«
»Schon – oder nein. Aber ich kann nicht jeden Mitarbeiter aus den einfachen Diensten kennen. Ich nehme an, dass dieser Mike Curtiz dazugehört.«
»Dazugehört hat«, sagte Suko. »Denn jetzt ist er tot.«
»B… bitte …?«
»Ja, er ist tot, und deshalb sind wir hier. Sie können sich vorstellen, dass er nicht an einem Herzschlag gestorben ist, sonst säßen wir nicht hier. Er wurde ermordet.«
Santini hatte sich bisher locker gegeben. Das war nun vorbei. Das Lächeln gab es nicht mehr. Er schaute von Suko zu mir, suchte wohl in unseren Gesichtern nach einer Erklärung, aber wir blieben stumm. Wir wollten sehen, wie er reagierte.
»Sie haben meinen Kollegen verstanden?«, fragte ich.
»Ja, das habe ich.«
»Und? Was sagen Sie?«
Er holte Luft. Er leckte seine Lippen. Er schluckte auch, aber drückte sich um eine konkrete Antwort herum.
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Natürlich ist das alles sehr tragisch. War der Mitarbeiter noch jung oder schon älter? Hatte er Familie? Müssen wir etwas tun…?«
Ich winkte ab. »Das ist mir alles unbekannt. Ich bin nicht sein Chef gewesen. Ich weiß nur, dass er umgebracht wurde.«
»Si, das sagten Sie bereits. Und wo passierte es?«
»In einer Kirche!«
»O Gott.« Santini verdrehte die Augen. »Das… das … darf doch nicht wahr sein. Ein Gotteshaus, wie furchtbar.« Er schüttelte den Kopf und gab sich zerknirscht.
Für mich schauspielerte er nur. Santini war aalglatt. Wenn man ihn fasste, rutschte er einem aus den Händen, aber ich würde nicht loslassen und sprach weiter.
»Er wurde in einer alten Templer-Kirche umgebracht. Man stieß ihm ein Messer tief in den Leib. Ich konnte den feigen Mord leider nicht verhindern, aber ich werde ihn aufklären, das kann ich Ihnen versprechen, Mr. Santini.«
»Das wäre dann wohl auch in meinem Sinne«, sagte er leise, wobei mich die Antwort nicht überzeugte. Er senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Der arme Mensch«, flüsterte er vor sich hin. »Dazu noch in einer Kirche. Das ist grauenhaft und kaum zu fassen.« Er schaute mich wieder an. »Aber was habe ich damit zu tun? Dieser Mensch war bei uns angestellt. Ich kann ihn mir nicht mal vorstellen. Für die Nachricht darf ich mich bei Ihnen bedanken, doch wenn Sie nach dem Mörder fahnden, dann müssen Sie in seinem privaten Umfeld suchen.«
Es war praktisch ein indirekter Rausschmiss. Santini sah zudem aus, als wollte er sich erheben, als Suko seinen Kommentar abgab.
»Wir suchen hier genau richtig!«
Santini schluckte. »Bitte…?« Die Frage war nur ein leises Krächzen.
»Ja, bei Ihnen«, bestätigte ich. »Mike Curtiz ist nicht grundlos umgebracht worden, und er hat mich nicht grundlos zu einem Treffen in diese Templer-Kirche bestellt, denn es ging ihm um ein bestimmtes Thema, das ihm sehr am Herzen lag und bei dem auch Sie oder Ihre Bank eine Rolle spielen. Curtiz glaubte, dass Sie in gewisser Vorgänge involviert waren, über die er nicht mehr länger schweigen konnte. Deshalb wandte er sich an mich.«
Ich hatte bewusst noch nicht gesagt, um was es ging, denn ich wollte Santini nervös machen. So leicht war das jedoch nicht zu schaffen. Er plusterte sich regelrecht auf. »Was immer Sie auch gehört haben, es wird nicht stimmen. Oft genug wollen Angestellte sich rächen, wenn sie sich falsch behandelt fühlen, und das wird auch bei Curtiz der Fall gewesen sein.« Er grinste uns jetzt an.
»Bringen Sie mir den Beweis, dann glaube ich Ihnen. Aber das werden Sie nicht können, weil Curtiz nicht mehr lebt.«
»Stimmt.«
»Dann sind wir mit…«
Ich hob beide Hände. »Moment, nicht so voreilig. Mike Curtiz hat noch länger mit mir reden können. Wir beide haben uns auch in der Kirche umgeschaut, und ich weiß, dass es ihm darum gegangen ist, einen alten Schatz zu entdecken.«
»Wie?«
Die Ahnungslosigkeit kaufte ich dem Mann nicht ab. »Es war ein alter Templer-Schatz, der dort angeblich versteckt sein sollte. Er war es nicht, aber wir fanden etwas anderes. Ein altes Gemälde, das möglicherweise die Spur zu einem Templer-Schatz ist, hinter dem natürlich auch andere Personen her sind.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Tatsächlich nicht?«
»Ja, zum Henker. Ich habe keine Ahnung davon.«
»Gut – er dachte anders darüber.«
»Ach ja?«
»Er nannte einen Namen, einen Begriff…« Ich
Weitere Kostenlose Bücher