1373 - Die vergessene Sage
mehr vorhanden. Sie war jetzt zu einem Fremdkörper innerhalb ihrer eigenen vier Wände geworden.
Sie machte sich wieder zurück auf den Weg in ihr Wohnzimmer.
Und jetzt kam sie sich tatsächlich vor wie eine Schlafwandlerin. Das Misstrauen wollte auch nicht weichen. Sie blieb an der Tür stehen wie eine Fremde und schaute hinein in den Raum, in dem sich nichts verändert hatte. Es hätte sie nicht gewundert, wenn alles durcheinander gewesen wäre. Zum Glück gab es kein Chaos.
Im Mund klebte ein schlechter Geschmack, den sie loswerden wollte. In der Küche trank sie einen großen Schluck Saft und machte sich danach auf den Rückweg.
Sie nahm auf der Kante eines Sessels Platz, schaute ins Leere und fasste gedanklich zusammen, was mit ihr passiert war.
Zuerst war es zu der Veränderung in ihrem Zimmer gekommen.
Danach hatte sie die Nachbarin nicht erkannt, die ihr die Post hatte überreichen wollen. Sie hatte in ihr eine völlig andere Person gesehen, so etwas wie ein Schreckensbild.
Dann die Müdigkeit, der Schlaf und das Erwachen. Sie musste sich zusammenreißen, um das alles auf die Reihe zu bringen. Als sie es geschafft hatte, stieg plötzlich ein schrecklicher Gedanke in ihr hoch. Erneut wurde sie totenblass, denn sie dachte daran, dass sie bereits die erste Stufe zum Wahnsinn überschritten hatte.
Wenn das so weiterging, war es ihr nicht mehr möglich, normal bei den Menschen zu leben. Da musste man sie später in eine Anstalt einweisen, in der sie möglicherweise bis an ihr Lebensende dahin vegetieren würde.
Es war eine grauenhafte Vorstellung, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie fühlte sich schon jetzt wie eine Gefangene. Jeder Herzschlag schien von einem Dröhnen begleitet zu sein. Kopfschmerzen plagten sie, aber auch die Furcht davor, dass sie nicht wusste, wie es weiterging und wie sie sich dagegen wehren sollte.
Es war alles so schrecklich anders geworden in ihrem Umfeld.
Allein würde sie die neuen Probleme nicht bewältigen können, das stand für sie fest. Sie brauchte Hilfe.
Man hatte sie ihr angeboten. Und es waren nicht nur Lippenbekenntnisse von ihren Freunden gewesen. Sie alle meinten es ernst.
Bisher hatte sich Glenda dagegen gesträubt, weil sie auch wusste, mit welchen Problemen ihre Freunde zu kämpfen hatten.
Nun aber war sie über den eigenen Schatten gesprungen. Sie stand jetzt vor einer Entscheidung, und sie wusste, dass es nur einen Weg gab, den sie sofort einschreiten musste.
Dabei war es nicht wichtig, ob die Uhr eine Tages- oder Nachtzeit anzeigte.
Sofort musste gehandelt werden.
Das tat Glenda auch, indem sie zum Telefon griff…
***
»Du musst kommen, John. Bitte sofort. Ich weiß, dass ich viel verlange, aber es geht nicht anders!«
Glendas Anruf war ein Hilfeschrei gewesen. Er schwang ständig in meinem Kopf hin und her. Er hatte mich erwischt, als ich aus der Dusche gekommen war, noch etwas trinken wollte, um mich dann zum Matratzenhorchdienst zu begeben.
Das konnte ich jetzt vergessen. Auch wenn Glenda keine Einzelheiten gesagt und sofort wieder aufgelegt hatte, stand bei mir die Stimmung auf Alarm.
Keine Nachtruhe. Zumindest vorerst nicht. Wenn Schlaf, dann nicht in meiner Wohnung, sondern bei Glenda.
Ich verfluchte diesen Satan Saladin, der durch sein teuflisches Serum der Auslöser all dessen gewesen war. Das brachte auch nichts, denn ich war nicht in der Lage, es rückgängig zu machen, und so musste Glenda mit ihrem Schicksal leben.
Schicksal war das richtige Stichwort. Wenn ich es beurteilen sollte, dann fiel mir der Begriff erbarmungslos ein. Noch treffender war es mit dem Wort zuschlagen getroffen. Ich musste also einsehen, dass das Schicksal wieder mal erbarmungslos zugeschlagen hatte. Nicht unbedingt im Sinne von Gewalttätigkeit. Nein, es kannte kein Erbarmen mit uns. Nichts blieb stehen. Alles veränderte sich.
Das erlebte wohl jeder auf der Welt, aber bestimmt nicht so radikal wie wir.
Wenn wir glaubten, einen Fall abgeschlossen zu haben oder ein Gebiet, schob sich ein neues in unser Leben. Wie jetzt die Illuminati, dieser alte Geheimbund, der vor einigen Hundert Jahren gegründet worden war und Stress mit dem damaligen Klerus bekommen hatte.
Er war wieder da. Er hatte sich neu formiert, und er besaß Einfluss, wie wir leider hatten erleben müssen.
Bei diesem ersten Zusammentreffen hatte es leider keinen Sieger gegeben. Nur zwei Tote, aber Suko und ich konnten uns trotzdem als Sieger fühlen, denn es war uns letztendlich gelungen,
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