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1375 - Wächterin der Toten

1375 - Wächterin der Toten

Titel: 1375 - Wächterin der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eigentlichen Unterlagen trauen darf.«
    Clara Lintock lehnte sich Schutz suchend gegen Johnny. Und sie verstand seine Antwort sehr genau, denn er sagte mit leiser Stimme:
    »Denk daran, dass es Ghouls waren…«
    »Ja, klar.«
    Ron Quaile räusperte sich und zog kurz die Nase hoch. »Aber ich kann euch versichern, dass sie es nicht geschafft haben. Sie wurden vorher entdeckt. Man musste sie bestrafen, und zwar mit dem Tode. Zu der Zeit hatte man keine Gerichtsbarkeit. So etwas nahmen die Bewohner hier selbst in die Hand.«
    »Sie wurden getötet.«
    »Ja, Clara.«
    »Und auf dem alten Friedhof vor der Stadt verscharrt.«
    »Den gab es zu dieser Zeit noch nicht. Der wurde ihretwegen angelegt. Aber da gibt es noch etwas, das ich aus den alten Unterlagen weiß. Man hat sie nicht nur einfach getötet und begraben, nein, man hat sich für sie etwas Besonderes ausgedacht.«
    Da der Pfarrer erst einen Schluck Wasser trank, entstand eine Pause.
    »Was war denn so Besonderes daran?« Clara hielt es nicht mehr aus. Wie zum Gebet hatte sie die Hände gegeneinander gelegt.
    »Die Strafe sollte grausam sein und dem entsprechen, was die beiden hatten tun wollen. Man hat tiefe Gräber gegraben, sie beide gefesselt und sie hineingeworfen.«
    »Lebendig?«
    »Ja!«
    Clara Lintock presste ihrer Handfläche gegen den Mund.
    Der Pfarrer ließ ihnen Zeit, die grausame Geschichte zu verdauen.
    Dann sagte er: »So, nun wisst ihr die Wahrheit. Jetzt könnt ihr euch vorstellen, dass niemand in dem Teufelsloch begraben werden wollte, aber es hielt sich. Über all die langen Jahre hinweg, und ich fand in den Unterlagen auch noch die Beschreibung der beiden Diebe. Man hat von ihnen sogar den Geruch aufgeschrieben. Sie sollen nach Verwesung gestunken haben. Nach verfaultem Körper. So als hätten sie selbst schon in einem Grab gelegen, aus dem sie entkommen waren. Deshalb hat man sie auch sicherheitshalber gefesselt.« Sein Blick gewann wieder die alte Schärfe. »Könnt ihr nun begreifen, warum ich mich so schwer damit getan habe, Jessica Lintock dort beerdigen zu lassen?«
    »Das können wir«, flüsterte Johnny.
    Clara schaute auf ihre Knie.
    »Wusste meine Großmutter das alles? Kannte sie diese Geschichte?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Nicht von mir, sondern von meinem Vorgänger. Deshalb war mir unerklärlich, dass sie darauf bestand, dort begraben zu werden. Das wollte mir nicht in den Kopf.«
    »Sie hatte ihre Gründe«, sagte Johnny. »Und sie hat damit wirklich nicht falsch gelegen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Johnny suchte jetzt nach den richtigen Worten. »Sie muss geahnt haben, dass etwas passieren würde. Sie hatte wirklich den Draht nach oben oder zu einer anderen Welt. Und leider ist auch etwas passiert.«
    »Rede!«
    »Sie sind wieder da!«
    Johnny hatte sich zwar für seine Begriffe klar ausgedrückt, aber der Geistliche musste noch mal nachfragen.
    »Das würde ja bedeuten, dass sie überlebt haben.«
    Johnny nickte.
    Er erhielt keine Antwort. Sonnenbraun war die Haut des Pfarrers nicht eben, doch jetzt wich noch mehr Farbe aus seinem sowieso schon bleichen Gesicht. Dann jedoch verzog sich sein Mund und bildete einen Ausdruck, der auf Ärger schließen ließ.
    »Wenn das stimmt«, sagte der Pfarrer nach einem tiefen Atemzug, »würde es bedeuten, dass die beiden Diebe all die Zeiten überlebt haben.«
    »So ist es.«
    Ron Quaile sprang mit einer so heftigen Bewegung auf, dass seine beiden jungen Besucher zusammenzuckten.
    »Nein, das kann ich nicht akzeptieren.« Er schlug mit der rechten Faust in seine linke Handfläche. »So etwas ist unmöglich. Und das muss ich mir auch nicht anhören.«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Clara Lintock leise. »Wir wären nicht zu Ihnen gekommen, um Sie anzulügen, Herr Pfarrer. Das sollten Sie auch bedenken.«
    »Unsinn.«
    Der Mann wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er ging durch den Raum wie ein Tiger in seinem Käfig. Vor dem großen Kreuz blieb er stehen, schaute es an und musste erleben, dass er von dort auch keine Antwort erhielt.
    »So etwas gibt es nicht!«
    »Leider schon«, sagte Johnny. »Diese beiden Männer, die begraben worden sind, gehören zu den widerlichsten Dämonenabarten, die es gibt. Es sind Ghouls, und sie ernähren sich von Toten. Deshalb damals auch die beiden toten Kinder.«
    Ron Quaile sagte nichts. Aber er setzte sich wieder und schaute starr nach vorn. So wie er sah jemand aus, für den eine Welt zusammengebrochen war.
    Er war ein Mensch der Kirche,

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