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1376 - Die Werber des Hexameron

Titel: 1376 - Die Werber des Hexameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß der Ablauf der Sechs Tage beschleunigt werde! Dafür arbeiten wir Hauri. Wie kann ich Rücksicht auf meine eigene Nichtigkeit nehmen, wenn höhere Interessen berührt sind? Ich habe einen hohen religiösen Rang erreicht – wohin immer ich komme, werde ich sehr geachtet.
    Und jetzt will ich euch demonstrieren, was Wasser tatsächlich bewirkt!"
    Sie suchten gemeinsam mit Kaahn und dem Wasserträger einen Trainingsraum auf.
    Der Wasserträger setzte seinen Rückenbehälter an den Mund und nahm ein paar tiefe Schlucke. Nun endlich begriff Shallun, daß der andere regelrecht süchtig war, und er schwor sich, trotz der Verlockung eines hohen Ranges niemals einen Tropfen Wasser zu sich zu nehmen. „Hier, ihr beiden. Fangt auf!"
    Kaahn warf ihnen zwei geladene Paralysatoren zu. „Es wird ihnen wenig nützen", flüsterte der Wasserträger verhalten. Dann aber explodierte er. Shaa und Shallun sprangen mühevoll beiseite, um zumindest dem ersten Angriff zu entgehen. Beide hatten noch Zeit für je einen Paralysatortreffer, aber der Wasserträger besiegte sie schon im nächsten Anlauf. „Habt ihr eure Lehre verstanden?"
    Als sie beide zwanzig Jahre alt geworden waren, setzte Kaahn einen letzten Härtetest an. „Seid am nächsten Morgen bereit, euch bei den Hypnoschulern einzufinden. Nehmt keine Nahrung zu euch, Shallun und Shaa pak Jhiakk. Wenn ihr diese Prüfung besteht, werdet ihr zu Priestern erhoben."
    Kaahn ließ sie allein in ihrer Kammer zurück.
    Shallun hatte in den letzten Monaten begonnen, immer mehr an der Weisheit des Hexameron zu zweifeln.
    Er spürte, daß er damit völlig allein stand, und ließ sich nicht einmal dem strenggläubigen Shaa gegenüber etwas anmerken. Durfte der Weg der Hauri tatsächlich in den Untergang führen, wie es vorbestimmt war?
    Wollte er überhaupt noch Priester werden?
    Am nächsten Morgen fanden sie sich am verabredeten Ort ein. Kaahn schnallte sie wie üblich in die Polstersessel. Doch ein Instinkt ließ Shallun ahnen, daß diesmal etwas anders war. Und richtig: Als sie erwachten, befanden sich Shaa und Shallun allein in einer kleinen, eiförmigen Räumlichkeit.
    Es war heiß. Shalluns Magen fühlte sich an, als habe Kaahn sie ein paar Wochen lang bewußtlos liegenlassen. Die Wände schienen aus pergamentartigem Material gemacht und schimmerten in rotem und weißem Licht. „Soll das der Test sein?" wollte Shaa wissen. „Es muß wohl..."
    Shallun tastete die Wände ab. An der erstbesten Stelle, die ihm dünn genug schien, drückte er zu. Und das Erstaunliche geschah: Die Wand gab nach. Dahinter wurde ein graubrauner Ausschnitt sichtbar. Mit beiden Händen zerfetzte der Hauri den umliegenden Wandausschnitt und schuf so eine doppelt kopfgroße Öffnung. „Das ist nicht wahr!" stöhnte er. „Shaa, sie haben uns ausgesetzt."
    Ringsum war Wüste, lebensfeindliche, ausgedörrte Ödnis. Und die breite Spur des Berges führte nach.
    Norden - sie mußten zurück dorthin.
     
    *
     
    „Laß uns zunächst schauen, was wir an Ausrüstung zufällig bei uns führen", sagte Shallun, als sie den ersten Schock überwunden hatten. „Jhiakk kann weit fort sein. Wir müssen jeden Vorteil nutzen, den wir haben."
    Sie beide trugen nur ihre Kutten. In den wenigen Taschen fand sich nichts außer je einem Stück Papier.
    Darauf standen die Lehren des Herrn Heptamer und folgende Ermahnung: Seid stark in eurem Glauben, dann könnt ihr uns erreichen. Viele vor euch haben es geschafft - aber viele sind auch gescheitert. Kaahn. „Sie haben unsere Taschen durchsucht", stellte Shallun fest. „Ja ..."
    „Besonders empört bist du nicht, Bruder."
    „Wer bin ich, daß ich an der Weisheit des Hexameron zweifle?"
    Shallun stieß einen empörten Laut aus. „Nicht das Hexameron hat unsere Taschen durchsucht, sondern Kaahn! Das ist etwas ganz anderes!"
    „Du solltest deinen Atem für den Weg aufheben", meinte Shaa lakonisch. „Immerhin wissen wir nicht, wie lange Jhiakk schon fort ist."
    „Die Spur ist noch deutlich sichtbar."
    „Gewiß, aber die Spuren eines Berges graben sich tief in den Sand. Was wir hier sehen, verweht schon.
    Am besten, wir beeilen uns."
    Sie marschierten wortlos entlang den Spuren im Sand. Die Wüste war grau, gemischt mit braunen Einsprengseln und vereinzelten Steppengewächsen, die nur ein paar Zentimeter in die Höhe wuchsen. In der Feme erhoben sich niedrige Hügelzüge, die dem Berg wenig ähnelten. Irgendwo dahinter mußte ihre Heimat auf der Suche nach Nahrung einem

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