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1376 - Die Werber des Hexameron

Titel: 1376 - Die Werber des Hexameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu schulen. Kaahn verbrachte täglich einige Stunden mit ihnen in einer ovalen, glattgeschliffenen Räumlichkeit. Er prügelte sie und animierte sogar zu meist nutzloser Gegenwehr.
    Jahre später änderte sich ihr Aufgabenbereich. Shallun wußte viel über theoretische und praktische Physik, über Chemie und Biologie. Dazu hatte sich eine Körperbeherrschung gesellt, wie nur wenige Hauri sie vorweisen konnten. Das stand fest, weil man ihn und seinen Bruder Shaa oft anderen Bergen ausgeliehen hatte.
    Der neue Aufgabenbereich umfaßte die Ernte von Urkhiitu und Ponaa.
    Urkhiitu wuchs in Form von feinen Ranken auf dem Rücken Jhiakks. Es handelte sich um eine parasitäre Pflanze, die, ein paar Jahre unbeschnitten, durchgewachsen wäre bis in den Windkanal des Berges.
    Seine organischen Rotoren wären verfilzt und der Berg als Ganzes zu Boden gesunken. Er hätte sich nie mehr erheben können und wäre verhungert - ein Drama, wie es sich all die Jahrtausende, seit die Zahl der Berge auf zehn geschrumpft war, nicht mehr ereignet hatte. Darin lag der symbiotische Nutzen des Berges von den Hauri. Sie hielten die Urkhiitu-Pflanze kurz, lebten dafür aber in seinen Höhlungen und zapften ihm Ponaa ab.
    Sie wanderten oft stundenlang auf dem Rücken des Priesterberges umher. Dabei hielten sie Ausschau nach frischen Urkhiitu-Trieben und kappten sie. Die alten Pflanzen wurden beschnitten und wuchsen in die Breite, nicht in die Tiefe. Manchmal mußten sie einander mit Seilen sichern, so sehr bliesen in dieser Höhe kalte Wüstenwinde. Am Ende ihrer Schicht brachten sie jedesmal zwei oder drei Körbe voller grüner, grasartiger Beute mit.
    Ein paarmal stiegen sie auf den steilen Grat, der als geschlossene Rundung die Saugöffnung des Berges umschloß. Shallun starrte dann hinunter auf die organischen Rotoren, die ihren Berg über dem Wüstensand hielten.
    Zwischen Fundament und Untergrund entstand so eine Zone, worin Sand aufgewirbelt und von den Fächerorganen des Berges nach Nährstoffen durchkämmt wurde. Selbst das Hexameron stand dem Einfallsreichtum der Schöpfung um einiges nach, dachte Shallun einmal, aber dann erschrak er und schaute sich um, ob nicht Shaa ihm die ketzerischen Gedanken vom Gesicht abgelesen hatte. Seine Furcht erwies sich als grundlos. Der Gedanke jedoch blieb und erschütterte den Glauben an die Macht des Herrn Heptamer.
    Shallun konzentrierte sich in den folgenden Monaten voll und ganz auf Kaahns Unterricht. Das Lehrprogramm zielte nun mehr denn je auf körperliche Ertüchtigung. Sie mußten oft tage- und wochenlang ohne einen Tropfen Ponaa auskommen, und als Kaahn sie dann von ihren Qualen erlöste, waren sie jedesmal ein Stück härter geworden.
    Er prügelte sie nicht mehr planlos. Sie lernten die Künste der waffenlosen Selbstverteidigung und des Angriffs. Einmal sperrte man ihn und Shaa in eine geschlossene Kammer; von draußen projizierte ein Psikyber Panikstrahlung in den Raum und hinderte sie an planvollem Denken. Erst als sie den verderblichen Einfluß zurückgedrängt hatten, fanden sie einen Weg hinaus.
    Den vorläufigen Höhepunkt ihrer Ausbildung bildete die Begegnung mit dem Wasserträger.
    Shallun und sein Bruder Shaa erfuhren dazu erstaunliche Dinge über die Biologie der Hauri: Ponaa enthielt zwar Wasser, aber nur in gebundener Form, die vom Magentrakt nicht aufgeschlossen wurde. Es diente als Gleitmittel und Spurenelement, aber in konzentrierter Form genossen, konnte Wasser tödlich wirken. „Es ist wie mit einer Droge", erklärte der Wasserträger. Er war ganz in Rot gehüllt und hatte ein karges Lächeln aufgesetzt. Auf dem Rücken trug er einen flachen Fünfliterbehälter, dessen Inhalt glucksend schwappte. „Wasser stimuliert euch. Es setzt all eure Kräfte frei, und ihr könnt für kurze Zeit wunderbare Dinge vollbringen. Dann seid ihr eine leistungsfähige Maschine. Aber ein Wasserträger brennt innerlich aus, er wird seine Grenzen nicht kennen und je nach Dosis den Einsatz büßen müssen."
    „Weshalb trägst du dann einen Wasserbehälter mit dir herum?" wollte Shallun wissen. Die Frage trug ihm einen tadelnden Blick seines Lehrers ein. Trotzdem fuhr er fort: „Kann die Dosis nicht auch tödlich sein?
    Weshalb tust du so etwas?"
    Der Wasserträger schien verwundert. „Natürlich kann die Dosis auch tödlich sein. Aber bedenkt, was ich im Wasserrausch zu leisten vermag! Kennt ihr nicht die Worte des Herrn Heptamer, der sagt: Ein Leben ist nichts. Nur sein Nutzen zählt, auf

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