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1377 - Der rote Hauri

Titel: 1377 - Der rote Hauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kugelrobot in der Luft. Etwas im metallenen Leib der Maschine schien vernehmlich zu klicken, doch Shallun wußte nicht mehr, welche seiner Wahrnehmungen eingebildet, welche dagegen real waren. Er zwang sich, ruhig einen kleinen Bogen um den Robot zu schlagen und auszuschreiten, als sei nichts gewesen. Das Ding konnte nichts gesehen haben. Er hatte mit seinem Rücken Tastatur und Monitoren verdeckt, dessen war Shallun sicher - zumal die Nische selbst im toten Sichtwinkel lag. Nur ein präziser Verdacht hätte den Kugelschweber außerdem in die Lage versetzt, sämtliche vorhergegangenen Manipulationen nachzuvollziehen.
    Mit jedem Schritt wurde Shallun zuversichtlicher.
    Er wäre beinahe einem Routinevorgang zum Opfer gefallen, erkannte er jetzt, und sein innerer Spannungszustand hätte ihn um ein Haar zusammenbrechen lassen.
    Der Lift beförderte ihn aufwärts, zum Foyer in der Mitte des Turmes. Nach kurzer Orientierung wählte Shallun jenen Gang, den er auf dem Herweg beschritten hatte. Die unterirdische Transportebene war um diese Zeit kaum befahren, ohne daß sich der Hauri dafür einen Grund vorstellen konnte, doch er überlegte nicht lange und bestieg die nächstbeste Transportkapsel. Er zog seine markierte Übersichtskarte aus der Tasche. Die bedruckte Seite gab er als Fahrtziel in den Computer.
    Minuten später trat er durch einen Treppenschacht ans Tageslicht; er wäre vor Erleichterung fast zusammengebrochen.
    Sein eigener Gleiter stand noch immer geparkt nahebei, und Shallun machte, daß er in den Fond kam und das Fahrzeug aufsteigen ließ. Allmählich führte der Verkehrsstrom ihn an den Rand der Technozone. Er setzte Kurs auf Nemees, flog ungefähr dreißig Kilometer und knickte anschließend scharf ab.
    Rhodan war noch an Ort und Stelle.
    Der Terraner hatte sich die beiden Thermodecken übereinandergelegt und benutzte sie als bequeme Unterlage. Aus seinem weichen, hellhäutigen Gesicht las Shallun Spannung und freudige Erwartung gleichermaßen, aber er konnte sich irren, gewiß. Die Physiognomie eines artfremden Wesens täuschte oft gewaltig. „Wie sieht es aus? Was hast du erreichen können?" fragte der Terraner, ohne sich von seinem Lager zu erheben. „Alles in Ordnung."
    Shalluns Stimme klang selbst für die eigenen Ohren trocken und ausdruckslos. Er fühlte in sich eine Mischung aus nicht abgebauter Spannung und ungeheurem Schuldbewußtsein. Schließlich nahm sie sein gesamtes Denken ein und führte einen Kurzschluß herbei - Shallun verlor die Nerven. Er rannte blindlings in die Wüste hinaus.
    Dabei funktionierte wenig mehr als ein Instinkt, der zu ihm sprach. Du bist ein Hauri, tönte es, und du bist ein Verräter. Du kannst nicht beides sein. „Jetzt sitzen wir also da und wissen nicht, wie es weitergeht."
    Beodu stand am einzigen Fenster der Unterkunft und sah auf die unbelebte Gasse hinaus. Er gehörte zum Volk der Attavennok, dem Stammvolk der an Gestalt größeren, Vennok genannten Spezies. Meist kleidete er sich in lange, locker fallende Umhänge, doch am heutigen Tag hatte er noch keine Zeit gefunden, überhaupt Kleidung anzulegen. Seine Körpergröße betrug hundertundfünf Zentimeter, seine Haut war von lederartiger Beschaffenheit und hing locker über Rumpf und Gliedern. Das Sonderbarste an Beodus Aussehen war jedoch der Kopf: Eine rüsselförmige Mundpartie diente als Sprechwerkzeug und zur Nahrungsaufnahme, während die Augen an zwei rudimentär ausgebildeten Schädelschwingen saßen.
    Rhodan war vor einer Stunde verschwunden. Beodu wußte nicht einmal, welchen Ausgang das Duell mit dem haurischen Wasserträger genommen hatte. Ihm blieb nur die Hoffnung, daß sich der Terraner nicht hatte unterkriegen lassen.
    Inzwischen waren sie gute Freunde geworden, dachte der kleine Attavenno, und den möglichen Verlust eines Freundes nahm man nicht auf die leichte Schulter. Schon gar nicht, wenn die eigene Lage so verfahren aussah wie im Augenblick ... „Sei nicht so pessimistisch", sagte die zweite Person im Raum.
    Nai-Leng war gerade gekommen. Er gehörte dem Volk der Kartanin an und sah schlechter aus, als es ihm tatsächlich ging. Sein Alter mochte über achtzig Standardjahre betragen. Doch hinter einer Fassade aus halber Trunkenheit und gichtigen Bewegungen steckte recht geschmeidige Muskulatur, was ihn zusammen mit einer guten Portion Schlitzohrigkeit zu einem brauchbaren Partner machte. „Und wie geht es jetzt weiter?" wollte Beodu in fast provozierendem Tonfall wissen. „Ich weiß ja

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