1377 - Es lauert im Dunklen
schneller sein. So musste sie es auf eine andere Art und Weise versuchen.
»Wir sollten noch mal über gewisse Dinge sprechen«, schlug sie vor. »Wahrscheinlich kann ich dir sagen, wo du Cindy Blake finden kannst. Ich kenne sie recht gut…«
»Ich habe Zeit und werde warten. Und du wirst dich jetzt auf der Stelle umdrehen, denn ich werde dir in den Hinterkopf schießen.«
»Nein!«
»Was heißt das?«
»Ich drehe mich nicht um!«
Um diesen Vorsatz zu stärken, trat Jane Collins einen Schritt nach vorn. Sie spielte jetzt mit allerhöchstem Einsatz, und sie wollte erfahren, wie weit Robin ging.
Sicherer war er nicht geworden. Er ging zurück. Dabei bewegte sich sein Maul. Zum ersten Mal sah Jane Collins die klumpigen Zähne, die allerdings keine Spitzen aufwiesen.
Er bewegte während des Gehens auch seine rechte Hand, in der die Beretta wie ein starkes Gewicht lag. Nicht immer wies die Mündung dabei auf Jane Collins.
War das eine Chance?
Sie ging noch näher an den Zwerg heran.
Der schrie plötzlich auf wie ein Kind, zappelte auch dabei, riss die Waffe wieder hoch und schoss…
***
Hatte ich alles richtig gemacht oder hatte ich eine übersteigerte Reaktion gezeigt?
Ich wusste es nicht. Ich war schlichtweg nur meinem Gefühl gefolgt, und das hatte mich auf die M20 in Richtung Folkstone geführt, einem Seeort, ein paar Meilen südlich von Dover, wo die Bahn auch ihre natürlichen Grenzen hatte.
So weit brauchte ich allerdings nicht zu fahren. In Höhe von Madstone bog ich ab und erreichte die A274, die in Richtung Süden führt und später von der A262 abgelöst wird. Sie brachte mich direkt nach Tenterden.
Der Ort gehörte noch zur Provinz Kent. Hier gab es nur Land, Landschaft und Umgebung. Wer das liebte, konnte sich in den Hügeln wohl fühlen. Es gab hier genügend Camp Grounds und auch zahlreiche kleine Gewässer.
Was hatte Tenterden zu bieten?
Nichts Besonderes, abgesehen von einem Schild, schon etwas verblasst, das auf einem Steinbruch hinwies. Mir gelang auch ein Blick darauf. Unter dem blauen Sommerhimmel mit den weißen Wolken sahen die Steine noch dunkler aus.
Dort wollte ich nicht hin und fuhr den Rover direkt in den Ort hinein. Ich entdeckte zwei Kirchtürme und erreichte einen Platz in der Mitte, der als markantes Zeichen einen Eichenbaum aufwies. In der Nähe stellte ich den Wagen ab, und beim Aussteigen fiel mein Blick auf eine Hausfassade und auf eine breite Tür, die man schon als ein Tor ansehen musste. Hier war die Freiwillige Feuerwehr beheimatet.
Das Glück blieb mir weiterhin treu, denn die breite Holztür wurde von innen geöffnet, und ein grauhaariger Mann trat ins Freie.
Er schloss die Tür von außen ab, und als er sich umdrehte, stand ich vor ihm.
Der Mann schaute mir ins Gesicht.
»He, was wollen Sie? Ich kenne Sie nicht.«
»Pardon, ich habe da eine Frage.«
»Auskunft können sie sich woanders holen. Außerdem habe ich keine Zeit. Ich muss zu einer Besprechung.«
Ich blieb weiterhin höflich. »Nur zwei Sekunden, bitte.«
Er wollte schon dagegen sprechen, als er meinen Ausweis sah.
Dann blickte er genauer hin, und das Misstrauen verschwand aus seinen Augen.
»Ach Sie sind vom Yard. Verfahren?«
»So ungefähr. Das heißt, ich suche ein Haus, um es genauer zu sagen. Es soll einer Familie Blake gehören…«
»Ach, Sie meinen die Western-Bude?«
»Exakt die.«
»Da sind Sie hier im Ort falsch. Da müssen Sie schon rausfahren, verstehen Sie. Es ist nicht weit. Am Rand, wo die Hügel anfangen.«
Er wies mir die Richtung und zeigte mir dann auch, welche Straßen ich zu nehmen hatte.
Es war ganz einfach. Verfahren konnte ich mich nicht und wollte mich auch schon bedanken, als ich durch eine Frage davon abgehalten wurde.
»Was wollen Sie eigentlich dort?«
»Mich umschauen.«
»Wo keiner wohnt?«
»Ich dachte an Cindy Blake.«
»Ja, aber die wohnt nur hin und wieder dort. Sie geht ja hier zur Fachschule. Manchmal arbeitet sie auch im Kindergarten. Sie will Praxis bekommen, das hat sie mir mal gesagt.« Er lachte und strich über seinen grauen Bart. »Cindy scheint auf ihren Großvater zu kommen, der das Haus gebaut hat. Er liebte es mehr als manche Männer ihre Frau. Es war für ihn der perfekte Ruhesitz.«
»Und Sean Blake?«
»Hatte keine Verwendung. Der ist im Stress.« Der Mann schaute mich misstrauisch an. »Sie kennen ihn doch, oder?«
»Ich sprach noch vor kurzem mit ihm. Der Job zerrt an seinen Nerven, das habe ich gespürt.«
»Richtig. Der
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