1377 - Es lauert im Dunklen
bleibt in London und braucht sich um nichts zu kümmern. Mal ganz im Vertrauen gesagt Mister. Wer kauft schon so ein Haus? Ich würde es nicht tun. Da müsste schon der Wilde Westen mein Hobby sein. Damit hatte ich nie viel am Hut.«
»Kann ich mir denken. Mal schauen, ob ich Cindy Blake treffe.«
»Das wird nicht leicht sein. Ich habe sie in der letzten Zeit im Ort nicht gesehen. Was allerdings nicht heißen muss, dass sie verschwunden ist. Ich kann meine Augen nicht überall haben.«
»Aber Sie kennen Cindy?«
»Klar.«
»Und was ist sie für ein Typ?«
Der Mann lachte. »Nett, wirklich. Die kommt mit jedem aus. Sie ist genau die Richtige für die Kinder. Die jungen Leute von der Fachschule lernen hier wirklich viel.«
»Okay, das ist es wohl gewesen. Danke für die erschöpfenden Auskünfte.«
»Moment mal, da wäre noch etwas.«
»Bitte?«
»Warum interessiert sich eigentlich Scotland Yard für Cindy? Hat sie etwas angestellt?«
Ich lachte. »Nein, nein, sie nicht. Wir benötigen unbedingt ihre Aussage als Zeugin. Mehr darf ich Ihnen leider auch nicht sagen.«
»Ah ja, verstehe. Dann viel Glück.«
»Danke, das kann ich gebrauchen.«
Er wollte mir noch mal den Weg erklären, was nicht nötig war.
Ich wusste auch so, wie ich zu fahren hatte.
Es war wirklich nicht weit.
Das Haus stand außerhalb und wer darin wohnte, hatte wirklich einen Blick in die freie Natur, das sah ich, als ich mich dem Ziel näherte.
Im Dorf war es still gewesen, doch hier draußen erlebte ich die perfekte Szenerie vom ruhigen Landleben. Es gab auch ein paar Felder, die bereits abgeerntet waren. Aber die Lieblichkeit der Landschaft hörte dort auf, wo sich die gewaltigen, grauen Steine in die Höhe reckten und so etwas wie eine Barriere bildeten, als wollten sie zwei Welten trennen.
Ich sah einen Golf und wusste sofort, dass Jane Collins das Haus erreicht hatte. Es überraschte mich nicht. Schließlich war ihr Weg kürzer gewesen als meiner.
Das Haus hätte tatsächlich besser auf eine Ranch gepasst. Sogar die große Veranda gab es, und da Jane ihren Wagen in deren Nähe abgestellt hatte, fuhr auch ich dorthin. Ich wunderte mich nur darüber, dass sie nicht kam, um mich zu begrüßen, denn sie hätte mich eigentlich sehen müssen.
Ich hielt an, stieg aus und stellte fest, dass es hier windiger war als im Ort. Die Sonne brannte auf das Holzdach, und sie fing sich auch mit ihren Strahlen in den von Staub bedeckten Steinen.
Ich schlug die Tür zu.
Noch in der gleichen Sekunde hörte ich ein beinahe identisches Geräusch, das das Schlagen der Tür überlagerte.
Es war ein Schuss!
***
Für eine für einen Menschen nicht zählbare Zeitspanne stoppte Janes Herzschlag, als sie den Schuss hörte.
Sie dachte an den Einschlag der Kugel und daran, dass das Geschoss tief in ihren Körper dringen würde, doch sie hatte sich zu ihren Gunsten geirrt.
Kein Treffer!
Das alles nahm sie ebenfalls innerhalb einer kurzen Zeitspanne wahr. Aber sie sah noch mehr, denn der Zwerg war ein Neuling, was den Umgang mit Waffen anging.
Er hatte die Waffe beim Schuss verrissen. Die Kugel war irgendwo eingeschlagen, nur nicht in Janes Körper.
Sie hörte den Zwerg kreischen. Sie sah auch, dass er mit der Beretta herumfuchtelte und wieder neu anlegen wollte. Bei einem zweiten Schuss würde er bestimmt besser treffen.
Dieses Risiko wollte Jane nicht eingehen. Sie ließ sich fallen und griff dann zum ältesten Trick der Welt. Mit beiden Händen umfasste sie den Rand des Teppichs und zerrte daran.
Der Ruck erreichte auch Robin. Er brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Plötzlich schleuderte er sein rechtes Bein in die Höhe. Gleichzeitig kippte er nach hinten, und an seine Waffe dachte er nicht mehr.
Jane war mit einem gewaltigen Satz bei ihm. Szenen wie diese waren ihr nicht unbekannt. Noch in der Bewegung holte sie mit dem rechten Bein aus und trat zu.
Die Spitze erwischte das Handgelenk. Plötzlich machte sich die Waffe selbstständig. Robin brüllte vor Wut auf, ohne jedoch etwas unternehmen zu können. Er warf sich selbst hart zu Boden und rollte dabei mehrmals um seine Achse.
Jane konnte sich nicht um ihn kümmern. Sie musste ihre Waffe hochheben und hörte dabei, dass die Tür an der Veranda aufflog.
Sofort war der Zwerg vergessen. Mit schussbereiter Waffe wirbelte sie herum, sah einen Mann und hörte dessen Stimme.
»Willst du mich erschießen, Jane?«
***
Ich hatte die Tür aufgestoßen und meine Beretta gezogen, und ich sah jetzt,
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