1378 - Geheimniswelt Cheobad
sich aufrichtete und sich irritiert umsah.
Seine ersten Worte waren: „Wo ist Afu-Metem?"
*
Eine halbe Stunde später waren meine beiden Begleiter wieder bei Kräften. Natürlich besaßen Beodu und Nai-Leng auch keine Erinnerungen an die letzten drei Stunden. Erstaunlich war jedoch, daß beide den Namen „Afu-Metem" und die Zusatzbezeichnung „Fürst des Feuers" kannten. Überhaupt wirkten der Zwergvenno ebenso wie der Felide geistig aufgeweckter. Etwas des unbegreiflichen Vorgangs war auch auf sie übergesprungen.
Eine Verbindung zwischen Afu-Metem und dem Hexameron konnten sie allerdings nicht herstellen. Das bedeutete eigentlich nur, daß das Wissen, das ich aufgenommen hatte, umfangreicher war. Wir diskutierten herum, um uns ein Bild von Afu-Metem zu bauen, aber diese Versuche scheiterten. Afu-Metem blieb eine Fiktivfigur, die sich weder greifen noch in Bilder fassen ließ.
Auch unser gemeinsames Wissen um diese geheimnisvolle Gestalt war nur fragmentarisch. Das wurde mir klar. Und was die seltsamen Geschehnisse zu bedeuten hatten, wußte ich auch nicht.
Ich überließ Beodu und Nai-Leng das weitere Gespräch und wandte mich den Bildschirmen zu, die die unmittelbare Umgebung zeigten. Viel war hier nicht zu erkennen.
Die LEDA lag auf dem Grund einer tiefen Schlucht. Zu beiden Seiten des Landeplatzes rauschten Gebirgsbäche herab, die sich ein Stück weiter talwärts vereinigten. Der Himmel war dunkelgrau, obwohl es um die Mittagszeit war. Bei dieser dichten Wolkendecke gab es auf Cheobad keinen lichten Tag.
Riesige Bäume, die mich an terranische Fichten erinnerten, reckten ihre schmalen Wipfel der düsteren Wolkendecke entgegen. „Ich gehe hinaus", sagte ich. „In Ordnung." LEDA reagierte mit der gewohnten Freundlichkeit. „Ich öffne die Schleuse. Deine Netzkombination schützt dich gegen den relativ hohen Atmosphärendruck und die Anziehungskraft von 1,23 Gravos. Ansonsten ist die Atmosphäre für dich ungefährlich. Ich bleibe mit dir über den Pikosyn in Kontakt."
„Natürlich", antwortete ich nur. „Wir bleiben an Bord", rief mir Nai-Leng zu. „Mach dir keine Sorgen, Perry. Wir wollen nur ergründen, warum Afu-Metem in unseren Köpfen herumspukt."
Meine Füße berührten den Planetenboden. Der Untergrund war weich und feucht. Ich gab eine Anweisung an die Netzkombination, den Gravitationsausgleich zu verstärken. Mit 0,88 Eigengravos ließ sich hier leichter laufen.
Ich entfernte mich ein gutes Stück von der Kapsel und beobachtete die reichhaltige Tierwelt und die seltsamen Moosarten, die sich hier zwischen den Wildwassern ausbreiteten. Das Rauschen der Gebirgsbäche beruhigte meine angekratzten Nerven.
Mich beschäftigten viele Fragen. Eine davon war von überaus großer Intensivität. Sie wühlte in den logischen Schichten meines Bewußtseins und rüttelte auch an meinen Gefühlen.
Was war wirklich geschehen, als die PAALINNEN getroffen worden war? An Bord war eine unbekannte Zahl Benguel gewesen. Dazu kamen 83 Juatafu, die von der EMBWENE geborgen worden waren, sowie die überlebenden fünfzehn Vennok. Es gab keinen Zweifel daran, daß sie alle den Tod gefunden hatten.
Was aber hatte die seltsame Leuchterscheinung zu bedeuten gehabt, die ich in den ersten Ansätzen noch erlebt hatte?
Bestand zwischen diesen Geschehnissen und meinem plötzlichen Wissen um Afu-Metem ein Zusammenhang? Die Zeitgleichheit wies darauf hin, aber ein Beweis fehlte.
In meinem Umgang mit den Juatafu und den Benguel war ich immer sehr behutsam gewesen. Es war mir nicht gelungen, das Imago-Syndrom zu durchschauen. Dazu war die seltsame Verehrung als „Arhabu" gekommen.
Die Beeinflussung, die von mir Besitz ergriffen hatte, war noch weniger zu deuten. Der Inhalt meines neuen Wissens bezog sich ausschließlich auf Afu-Metem. War das nicht ein Fingerzeig dafür, daß ich von dieser Seite beeinflußt, ausgenutzt oder gar manipuliert wurde? Vielleicht steckte gar das Hexameron hinter dem Imago-Syndrom! Vielleicht war ich der Auslöser für den Dualsuizid von Benguel und Juatafu.
Vielleicht war alles aber auch ganz anders.
Wieso erscheinen die Hauri nicht hier? Es war schlechterdings unmöglich, daß sie die Landung LEDAS nicht bemerkt hatten. Nach meinen bisherigen Erfahrungen über das Ushallu-System schützen die Hauri keine Welt stärker und konsequenter als Cheobad - mit der Station der Materiewippe.
Ich hockte mich auf einen großen Felsbrocken am Rand des Wildwassers. Meine Hände fanden ein
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