1378 - Geheimniswelt Cheobad
nach oben hin deutlich ab.
Schließlich erkannte ich oberhalb der beiden Stollen fast nur noch Hauri.
Der Gleiter hielt auf den größten und prunkvollsten Bau zu. Das Gebäude bestand aus einem mindestens hundert Meter hohen Kuppelbau, dem zwei Flügel von je etwa vierzig Metern Länge angegliedert waren.
Vor dem in sanften Rottönen gehaltenen Bau erstreckte sich eine gepflegte Wiese mit geometrisch angeordneten Pflanzungen und Blumenbeeten. Es war erstaunlich, daß die nüchternen Hauri hier Sinn für etwas Geschmack entwickelt hatten, denn eigentlich paßte das nicht zu ihrem Gehabe.
Der Gleiter landete vor dem Kuppelbau. „Meine Residenz, Afu-Metem", sagte Tarpo lum Nemees. „Von hier lenke ich die politischen Geschicke Sonkats. Für die technischen Aufgaben ist der Schaltmeister Gergo lum Haalar zuständig. Meine Residenz steht dir und deinem Gefolge zur Verfügung. Darf ich dir den Weg zeigen?"
Ich gab mein Einverständnis mit einem lässigen Handzeichen.
Der Gleiter öffnete sich. Tarpo lum Nemees ging als erster hinaus. Dann folgte ich mit meinen vier Begleitern. Den Abschluß bildeten die anderen Hauri aus dem Gefolge des Gemeindeoberhaupts.
Draußen erwartete uns eine Delegation, die aus fünf weiteren Hauri und fünf Robotern bestand. „Au Backe", zischte Kluppa. „Da ist einer dabei, der mich kennt."
Meinte er einen Hauri oder einen Roboter? Ich wußte es nicht, und ich tat so, als ob ich nichts gehört hätte.
*
Tarpo lum Nemees zeigte uns zuerst seinen Arbeitsraum. Dieser befand sich in der untersten Etage des zentralen Kuppelbaus. Er war ebenfalls rund. Die Einrichtung bestand aus einem Hauptpult in der Mitte, von dem aus die anderen Anlagen gesteuert werden konnten. Dazu gehörten mehrere Großrechner, drei Bildschirmgalerien sowie der Zugriff zu verschiedenen Normal- und Hyperfunksystemen und diversen Ortungsanlagen.
Ein separates Steuerpult, vor dem zwei Hauri saßen, diente allein der Kontrolle der rund eintausend Raumforts im Orbit um Cheobad sowie der an der Zahl viel geringeren Bodenstationen.
Der Arbeitsraum war übersichtlich und in seinen Funktionen leicht zu verstehen. Irgendwelche Hinweise auf Verbindungen zur Schaltstation der Materiewippe entdeckte ich hier aber nicht. Ich hütete mich, diesbezüglich Fragen zu stellen. „Betrachte alles als dein Domizil, hoher Afu-Metem", erklärte der Hauri beflissen. „Sei unser Gast und verfüge über alles."
Ich nickte nur abwartend.
Dann führte uns Tarpo lum Nemees in die direkt angrenzenden Wohnräume. Er stellte uns eine Suite aus sieben Zimmern zur Verfügung. Diese waren eher spartanisch eingerichtet. Außer ein paar Kommunikationsterminals gab es keinerlei technische Einrichtungsgegenstände.
Die Nahrungs- und Hygienezellen entsprachen dem einfachsten haurischen Standard. Ich ahnte, daß es Probleme mit der Versorgung an Nahrungsmitteln geben würde, weil die Hauri nichts anderes kannten als Urkhiitu und Ponaa. Aber auch diesen Punkt schnitt ich nicht an. „Wir haben Zeit genug, Tarpoa", erklärte ich dem Hauri. „Ich möchte für mich und meine Begleiter zuerst eine Ruhepause. Dann will ich mich in Sonkat umsehen. Danach treffen wir uns im Arbeitsraum für die ersten Gespräche. Stelle in einer halben Stunde einen Gleiter zur Verfügung, wenn ich in die Unterstadt fliegen will."
„In die Unterstadt?" Etwas Mißtrauen und eine Portion Verwunderung klangen da mit. „Verzeih, hoher Herr, aber was willst du dort? In der Unterstadt leben nur die Soldaten und die einfachen Techniker sowie die Versorgungsleute."
„Ich will alles sehen", erklärte ich. „Schließlich schickt der Herr Heptamer nicht alle Tage ein Inspektionsteam unter der Führung eines Mitglieds des Hexameron nach Cheobad."
„Eine Inspektion?" Das Gemeindeoberhaupt von Sonkat rang sichtlich mit seiner Fassung. „Natürlich. Oder glaubst du, wir sind zu unserem Vergnügen hier? Wir werden Zeit genug haben, um über deine Probleme und deine Fehler zu sprechen. Ich werde auch Zeit genug haben, um die Station im Berg zu besichtigen."
„Die Station im Berg?" Diesmal atmete der Hauri auf. „Ja, sicher. Soll ich den Schaltmeister Gergo lum Haalar über deine Anwesenheit in Kenntnis setzen?"
„Das hast du doch längst gemacht!" bluffte ich. „Kümmere dich um den Gleiter. Und nun laß uns in Ruhe."
Tarpo lum Nemees schlich wie ein begossener Pudel hinaus.
Ich ließ von Beodu die Tür schließen, als das Gemeindeoberhaupt den Raum verlassen
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