138 - Der schwarze Druide
ausgespielt. Sie attackierten mich nicht selbst, sondern überließen das den Fledermäusen, die eine gefährliche Angriffslust entwickelten.
Sie waren überall, umflatterten mich wie eine Wolke aus samtweichen Lederflügeln, kratzten, bissen, hingen an meiner Kleidung, stießen gegen meinen Kopf, klatschten mir die zuckenden Flügel ins Gesicht, krallten sich in mein Haar.
Ich rammte den Colt Diamondback in die Schulterhalfter, weil ich gegen die flatternden Feinde damit nichts ausrichten konnte. Mein Daumen am Silberfeuerzeug wechselte zu einem Knopf, der eine armlange Feuerlohe hochschießen ließ.
Außerdem nahm ich einen magischen Wurf stern zur Hand. Die Fledermäuse griffen mich in blindwütiger Gier an. Sie bissen sogar durch den Stoff, um an mein Blut zu kommen.
Ich wirbelte um die eigene Achse, ließ mich gegen die Höhlenwand fallen und rieb mich daran, um die Blutsauger loszuwerden, die an meinem Rücken hingen.
Sie waren nicht groß, diese aggressiven Biester. Die Masse machte ihre Gefährlichkeit aus. Für jede Fledermaus, die ich aus der Luft herunterholte, waren sofort zwei neue zur Stelle.
Ich traf sie mit dem magischen Flammenstrahl und mit dem Silberstern, dessen scharfe Spitzen zwischen meinen Fingern hervorragten. Der Boden war bedeckt mit verendeten Tieren, doch der Nachschub riß nicht ab.
Alle Fledermäuse der Welt schienen sich hier eingefunden zu haben. Aus den Kratz- und Bißwunden leckten sie mein Blut. Wie von Sinnen schlug ich um mich. Dennoch hörten sie nicht auf, mich anzugreifen. Da sie so zahlreich auftraten, war es mir unmöglich, ihrer Herr zu werden.
Ich zog mich zurück, doch sie folgten mir. Eine kurze Unachtsamkeit - bei diesem wilden Kampf nicht verwunderlich -, und schon trat ich in eine Bodenspalte.
Mein linkes Bein sackte hinein und blieb stecken. Ich war gehandicapt, und das erkannten die Fledermäuse auch sofort. Sie verdoppelten ihr Bemühen, mich zu erledigen, und sie hatten gute Aussichten, es zu schaffen.
Mir rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Meine Lungenflügel arbeiteten wie Blasebälge. Großartig hatten mich Frank Esslin und Kayba ausgetrickst. Es bedurfte keines offenen Kampfes, um mit mir fertig zu werden.
Es klappte auch auf diese hinterhältige Weise.
Zornig bemühte ich mich, meinen Fuß aus der Felsenspalte zu ziehen. Gleichzeitig mußte ich mich gegen die vielen Attacken wehren, die kein Ende nahmen.
Diese kleinen, nicht einmal faustgroßen Feinde wurden immer dreister. Ich konnte sie nicht alle abwehren. Einige kamen immer durch. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte, und sofort deckten mich die flatternden Biester zu.
Es sah schlecht für mich aus.
***
Anne Weaver blieb stehen und blickte sich um. Sie hatte das Ächzen eines alten Fahrrads vernommen und zog sich rasch hinter den Garagenanbau des Gasthauses zurück.
In ihren Augen glitzerte ein grausamer Ausdruck, während sie die Hände hob und die Finger mit den gefährlichen Krallen spreizte.
Niemand durfte sie abhalten, Frank Esslins Befehl auszuführen. Seit sie das Gift des Mord-Magiers in sich hatte, war Tony Ballard ihr Todfeind, den es zu vernichten galt.
Der Söldner der Hölle hatte sie aufs Töten programmiert. Nichts war erstrebenswerter, als einen Höllenfeind auszuschalten.
Das ächzende Fahrrad bog um die Ecke. Ein alter Mann saß darauf. Er trug einen abgegriffenen Filzhut, wackelte ein wenig mit der Lenkstange, weil es ihm nicht mehr so leichtfiel, die Balance zu halten, pfiff vergnügt eine Melodie.
Anne Weaver zog sich in den Schatten zurück. Sollte der Mann sie dennoch entdecken, würde sie ihn angreifen und verhindern, daß er Alarm schlug.
Pfeifend fuhr der Mann an ihr vorbei - ahnungslos. Anne Weaver ließ ihn nicht aus den Augen. Als er plötzlich bremste und vom Rad stieg, schien sein Schicksal besiegelt zu sein.
Die schreckliche Frau löste sich von der Mauer und näherte sich ihm lautlos. Obwohl der Mann schon über die Neunzig war, hatte er noch Augen wie ein Falke, und mit diesen hatte er eine Münze erspäht, die jemand verloren hatte.
Er hob sie auf und steckte sie ein. Ein zufriedener Ausdruck huschte über sein freundliches, sympathisches Gesicht. Mit einiger Mühe stieg er wieder aufs Rad und setzte die Fahrt singend fort, ohne Anne Weaver bemerkt zu haben.
Als er um die Ecke verschwand, war es gewiß, daß er noch nie so viel Glück gehabt hatte. Die Furie kehrte um und betrat das Gasthaus durch die
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