138 - Der schwarze Druide
sondern eine Gefahr, werde ich ihn zerstören.«
»Vorausgesetzt, er läßt das zu.«
Das Telefon läutete.
»Laß nur, ich geh’ schon dran«, sagte ich, als Vicky die Küche verlassen wollte. Ich begab mich in den Living-room und fischte den Hörer aus der Gabel. »Ballard«, meldete ich mich.
Am anderen Ende der Leitung war jemand, dem ich absolut nicht gut gesinnt war: Frank Esslin, der Söldner der Hölle!
***
Er hatte eine bewegte Vergangenheit. Einst war er mein Freund gewesen, und er hatte als Arzt für die WHO - die Weltgesundheitsorganisation - gearbeitet.
Aber dann hatte ihn Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, zum Söldner der Hölle gemacht. Heute gab es Rufus nicht mehr. Mr. Silver und ich hatten ihn mit dem Höllenschwert und mit dem Dämonendiskus zur Strecke gebracht.
Daraufhin nahm die-Totenpriesterin Yora meinen einstigen Freund unter ihre dämonischen Fittiche, und sie ermöglichte ihm auf der Prä-Welt Coor eine Ausbildung zum Mord-Magier.
Er gehörte seit langem dem Kreis meiner erbittertsten Feinde an, aber ich konnte und wollte mich nicht damit abfinden, ihn für immer verloren zu haben.
Nach wie vor hatte ich die Hoffnung, Frank Esslin eines Tages umdrehen zu können. Vielleicht blieb es ein Wunsch. Vielleicht aber schaffte ich es irgendwann, den Todfeind wieder zu meinem Freund zu machen.
Seit einiger Zeit hatte Frank Esslin einen ständigen Begleiter. Gewissermaßen das schwarze Gegenstück zu Mr. Silver: den hünenhaften bärtigen Lavadämon Kayba.
Dieses Gespann war verdammt gefährlich. Seit Frank Esslin Kayba das Leben gerettet hatte, paßte dieser auf ihn auf. Das bedeutete, daß man die beiden zuerst trennen muße, ehe man darangehen konnte, Frank Esslin auf die gute Seite zurückzubringen, denn das hätte Kayba niemals zugelassen.
»Na, Tony, alter Freund! Bist du erfreut, mal wieder von mir zu hören?« fragte Frank Esslin und lachte blechern.
»Was willst du?« fragte ich frostig.
»Es interessiert mich, wie es dir geht.«
»Es geht mir blendend, solange ich von dir nichts höre und sehe«, gab ich abweisend zurück.
Er lachte wieder. »Es gab mal eine Zeit, da hast du dich gefreut, wenn ich dich anrief.«
»Die Zeiten haben sich geändert. Jetzt freue ich mich, wenn du mich in Ruhe läßt.«
»Ich stand sehr lange auf der falschen Seite, das weiß ich heute«, behauptete der Söldner der Hölle. »Rufus zeigte mir den richtigen Weg. Ich werde dir nie verzeihen, daß du ihn vernichtet hast.«
»Rufus ist Geschichte.«
»Vielleicht kommt er eines Tages wieder.«
»Das ist unmöglich«, entgegnete ich überzeugt. »Es gibt ihn nicht mehr.«
»Bist du sicher?«
»Absolut. Ich war ja dabei, als es ihm an den knöchernen Kragen ging«, sagte ich, und im Geist sah ich noch einmal den erbitterten Kampf, der mit Rufus’ Vernichtung endete.
»Irgendein Dämon könnte Rufus’ Vermächtnis antreten.«
»Warum erst nach so langer Zeit?« fragte ich.
»Zeit spielt für die Hölle nur eine untergeordnete Rolle, wie du weißt. Was sind ein paar Jahre, gemessen an der Ewigkeit?« sagte Frank Esslin.
»Hast du heute deinen nostalgischen Tag? Trauerst du Vergangenem nach?«
»Ich weiß, daß du immer noch hoffst, mich eines Tages umdrehen zu können«, sagte Frank Esslin. »Du Narr willst einfach nicht wahrhaben, daß das nicht mehr möglich ist. Ich bin inzwischen zum Mord-Magier aufgestiegen, und Kayba, mein Begleiter, ist ein äußerst gefährlicher Bursche. Die Grausamen 5 sind meine Freunde und haben vor, meine Dienste mehr und mehr in Anspruch zu nehmen. Glaubst du im Ernst, mich mit Geduld und guten Worten zur Umkehr überreden zu können? Du solltest der Realität endlich ins Auge sehen, Tony Ballard. Wir stehen in verschiedenen Lagern, und wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich dich töten, ohne mit der Wimper zu zucken.«
Ich kannte seine Einstellung. Damit sagte er mir nichts Neues. Das konnte nicht der Grund für seinen Anruf sein.
»Wo bist du, Frank?« fragte ich. »Hier in London?«
»Warum willst du das wissen? Hast du vor, mir ein Rendezvous vorzuschlagen?«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Du wirst mich sehen, wenn du nicht darauf vorbereitet bist«, sagte der Mord-Magier. »Falls es sich einrichten läßt, wirst du diese Begegnung nicht überleben,«
»Laß das idiotische Säbelgerassel, Frank«, gab ich unwillig zurück. »Sag mir endlich, was du von mir willst.«
»Zero hat mich um einen Gefallen gebeten.«
Mir lief es kalt über
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