138 - Der schwarze Druide
nicht, wie ihm geschah.
Ich mußte mir selbst helfen. Mit einem Hechtsprung brachte ich mich ebenfalls in Sicherheit. Keine Sekunde hätte ich zögern dürfen. Kaum lag ich unter der Felsnase, da schien die ganze steinerne Wand über uns lebendig zu werden.
Krachend und donnernd stürzten Felsen herab und prallten genau dort auf, wo wir vor wenigen Augenblicken gestanden hatten. Sie hätten uns erschlagen. So brachen sie nur auseinander und sausten in den See.
Die gesamte Felswand schien einzustürzen, so kam es mir jedenfalls vor, aber dann krachte der letzte Felsen herab - und Stille herrschte.
»Allmächtiger!« stöhnte Lester Gorman. Er rappelte sich umständlich auf und sah Metal an. »Wenn Sie nicht so gedankenschnell reagiert hätten…, die Steine hätten uns zu Brei zermalmt.«
Ich stand auf und klopfte mir den Schmutz von der Hose.
»Hier hat es noch nie einen Steinschlag gegeben«, sagte Gorman mit zitternder Stimme.
Ich hätte ihm sagen können, daß das auch kein gewöhnlicher Steinschlag gewesen war, verzichtete aber darauf, den Mann noch mehr aufzuregen.
Ich hatte niemanden gesehen, wußte aber trotzdem, wer für diesen Mordanschlag - denn nichts anderes war es gewesen - verantwortlich war.
Entweder Frank Esslin.
Oder Kayba.
Oder alle beide!
***
Ich blickte vorsichtig nach oben. Sämtliche Steine, die vor der Höhle gelegen hatten, waren heruntergestoßen worden.
Lester Gorman hatte recht. Wenn Metal nicht so vorbildlich reagiert hätte, hätte es eine blutige Katastrophe gegeben. Ich war so voller Wut, daß ich zu platzen drohte.
Frank Esslin hatte mich herausgefordert. Er hatte mir wieder einmal den Fehdehandschuh hingeworfen, und ich nahm ihn auf.
»Kümmere dich um Mr. Gorman!« sagte ich hastig zu Metal.
»Was hast du vor, Tony?« wollte der Silberdämon wissen.
»Ich muß rauf zur Höhle.«
»Ich komme mit dir.«
»Du bleibst bei Mr. Gorman!« entschied ich und kletterte an der Felswand hinauf.
Sie war rissig, stellenweise abgesetzt, niemals überhängend. Ich gewann rasch an Höhe. Es war nicht schwierig hinaufzuklettern. Es gab viele Möglichkeiten für Hände und Füße, Halt zu finden.
Allmählich ließ der Überdruck in mir nach, und mein Verstand funktionierte wieder zufriedenstellend. Mit messerscharfen Gedanken sezierte ich die Situation.
Meine Feinde waren mir gegenüber im Vorteil. Sie konnten handeln, sobald ich oben anlangte, konnten sich auf mich stürzen und mich in die Tiefe stoßen.
Obwohl ich mir dieser Gefahr bewußt war, kletterte ich weiter und war entschlossen, alles daranzusetzen, um Kayba zu vernichten und Frank Esslin unschädlich zu machen.
Irgendwie mußte ich es schaffen, den Söldner der Hölle außer Gefecht zu setzen. Nicht töten. Nur ausschalten. Kampfunfähig sollte er sein - und bleiben!
Wenn er keinen Schaden mehr anrichten konnte, würde ich ihn mit nach London nehmen, und dort würden wir alle so lange an ihm herumexperimentieren, bis er von der bösen Seuche, die ihn befallen hatte, geheilt war.
Bei Kayba konnten wir uns diese Mühe sparen. Den bekam niemand »sauber«.
Ich packte zu, meine Finger schlossen sich um die scharfe Steinkante, und ich zog mich kraftvoll weiter. Ich hatte diese vorspringende »Unterlippe« schon fast erreicht.
Sie ragte wie ein Dach über mir hinaus. Sie zu überwinden wäre schwierig und gefährlich gewesen, aber es gab eine Möglichkeit, seitlich an ihr vorbeizukommen.
Auf den letzten Metern wurde ich vorsichtiger. Eine Waffe konnte ich aber noch nicht in die Hand nehmen, weil sie mich behindert hätte.
Zwei Klimmzüge noch, dann war ich oben. Ich rechnete mit einem Angriff, doch es geschah nichts. Hatten uns Frank Esslin und Kayba nur mal demonstrieren wollen, wie einfach es für sie war, jederzeit zuzuschlagen?
Hatten sich die beiden in die Höhle zurückgezogen? Befand sich dort drinnen auch Mr. Silver?
Ich richtete mich vorsichtig auf und zog meinen Colt Diamonback. Ich atmete schwer und blickte mich mißtrauisch um. Frank Esslin und Kayba zeigten sich nicht, aber ich glaubte, sicher sein zu können, daß sie da waren.
Sie warteten irgendwo dort drinnen in der undurchdringlichen Dunkelheit auf mich. Auch das war ein Vorteil. Sie konnten mich kommen lassen, während ich sie suchen und finden mußte.
Ich öffnete die Knöpfe meines Hemds, um schneller an den Dämonendiskus zu kommen, wenn Kayba mich angriff. Nur mit dieser Waffe konnte ich dem Lavadämon gefährlich werden.
Ich setzte meine
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