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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Auch damit will ich nichts zu tun haben."
    „Es könnte aber wichtig sein", ließ er nicht locker. „Gib mir den Plan."
    Ich zögerte, doch schließlich siegte meine Neugierde. Vorsichtig strich ich das Pergament glatt und riskierte einen kurzen Blick. Drei Städte waren eingezeichnet, die mit dünnen Strichen verbunden waren: Schweinfurt, Würzburg und Bamberg. In diesem Dreieck entdeckte ich ein Kreuz und die Silhouette einer Burg, deren Name verwischt war. Auf der Rückseite befand sich der Grundriß der Burg. Pfeile führten durch Räume und Gänge in einen großen Keller und endeten bei einer Papierrolle.
    Ungeduldig streckte Janko die rechte Hand aus. Gierig wie ein Raubfisch nach einer Fliege schnappte er zu, studierte genau den Plan und gab murmelnde Laute von sich.
    „Burg Kreuzenstein", sagte er und blickte mich an.
    „Von solch einer Burg habe ich nie etwas gehört", stellte ich fest.
    „Aber ich", sagte er triumphierend. „Sie ist schon seit vielen Jahren verlassen. Die Dokumente, die deine wahre Herkunft enthüllen werden, sind in einem Gewölbe versteckt. Wir werden sie mühelos finden."
    „Jetzt hör mir gut zu, Janko", sagte ich zornig. „Sprich nicht immer in der Mehrzahl! Im Augenblick denke ich nicht daran, diese Burg zu besuchen. Und um Würzburg und Umgebung mache ich einen großen Bogen. Dort herrscht im Augenblick der verehrungswürdige Fürstbischof Philipp von Ehrenberg, der allwöchentlich hübsche Freudenfeuer entzünden läßt, bei denen angebliche Hexen und Zauberer zu Tode geröstet werden."
    „Ein wenig angenehmer Zeitgenosse", stimmte Janko zu. „Wie stellst du dir deine Zukunft vor?" Auch darüber wollte ich nicht nachdenken, doch Jankos Frage zwang mich dazu. Das Herumtreiben mit Bethela und Ludomil war ganz nach meinem Geschmack gewesen, dabei hatte ich viele Länder und Leute kennengelernt. Aber ich hatte in den Tag hineingelebt und nie einen Gedanken an die Zukunft verschwendet oder irgendwelche Pläne gewälzt.
    Lesen und Schreiben konnte ich recht gut, doch meine Rechenkünste waren äußerst mäßig. Von Pferden verstand ich einiges, den Bogen und die Armbrust handhabte ich wie ein Meister, doch das war in diesen Zeiten nicht sonderlich gefragt. Die klassische Fechtkunst war mir dank Ludomils Unterricht wohlvertraut, auch Musketen, Arkebusen und Pistolen wußte ich zu handhaben, deshalb wäre eine Laufbahn als Söldner naheliegend gewesen. Aber das Töten war nicht mein Geschmack, außerdem mißfiel mir die Art der Landsknechte und ihrer Vorgesetzten.
    „Hm, hm", brummelte ich.
    „Eine prächtige Zukunft, die du mit deinem Brummen ausdrückst, Gabor."
    Verdrossen fixierte ich meinen Freund, dessen dumme Fragen und Bemerkungen mich ärgerten. „Hingegen wird deine Zukunft grandios sein", sagte ich grollend. „Beschlafe doch einen Teufel in Weibergestalt und gehe eine Buhlschaft ein. Als würdiger Hexenmeister wirst du auf dem Scheiterhaufen enden."
    Janko wurde krebsrot. Wutbebend schleuderte er mir das Pergament ins Gesicht.
    „Tut mir leid", sagte ich entschuldigend. Mit meiner Bemerkung war ich entschieden zu weit gegangen.
    Damit war vorläufig das anödende Palaver über die Zukunft beendet, und ich konnte mich näher liegenden Dingen widmen.
    Der nahe vorbeiplätschernde Bach löste unser Wasserproblem, doch für die Nahrung mußte ich erst sorgen. Beeren, Pilze und eßbare Wurzeln gab es in Hülle und Fülle im Wald, der auch voll mit Wild war, wie ich den Fährten und Spuren entnommen hatte.
    Die Jagd war zwar für das gemeine Volk verboten, doch darum hatte ich mich nie gekümmert.
    Um den wutschnaubenden Janko schlug ich einen Bogen und kletterte in den faßartigen Aufbau des Wagens. Ich löste ein Brett und griff nach Ludomils Geißfuß-Armbrust und dem wohlgefüllten Köcher.
    Wehmut stieg in mir auf, als ich wie liebkosend mit den Fingerspitzen über die Säule und den Fußbügel strich.
    Ich glaubte Ludomils Stimme zu vernehmen, der mir andächtig die Wirkungsweise und Geschichte der tödlichen Waffe näher brachte. Innozenz III. belegte die Armbrust mit dem Bannfluch, da sie eine todbringende Kunst „artem mortiferam" sei. Bezeichnend für die Einstellung der Kirche war, daß der Bannspruch natürlich nicht für einen Einsatz gegen die Ketzer galt. „Deo odibilem" - von Gott gehaßt - hatte Ludomil seine über alles geliebte Armbrust getauft. Und so wollte ich sie auch weiterhin nennen.
    Die Pistole zog ich aus dem Gürtel, an dem ich nun den

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