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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Mähren, die gütigen Gesichter der Trogers, die ich für meine Eltern gehalten hatte. Slawische Ausdrücke, die ich kaum verstand, dann der brutale Überfall der Soldaten, die das alte Ehepaar ermordeten. Ich war in einen Heuhaufen gekrochen und nahm aus meinem Versteck die Geschehnisse nur undeutlich wahr.
    „Gabor!"
    Schnaubend hob ich den Kopf und öffnete die Augen. Janko schien mir mein Verdauungsschläfchen nicht zu gönnen, doch bevor ich noch etwas sagen konnte, legte er einen Finger auf die Lippen, und mit der anderen Hand zeigte er auf den Waldrand.
    Leise stemmte ich mich hoch. Deutlich waren Stimmengemurmel und das Knacken von Ästen zu hören.
    Die zwei alten Rosse hoben die Köpfe , stellten die Ohren auf und blähten die Nüstern.
    Ich lief auf sie zu, doch ich kam zu spät.
    Irgendwo wieherte ein Gaul, und unsere dämlichen Zugtiere antworteten lautstark.
    Unterdrückt fluchend kehrte ich zum Wagen zurück und blickte mich rasch um. Die Armbrust und den Köcher versteckte ich zwischen einem kümmerlichen Busch und dem rechten Vorderrad, den Dolch rammte ich in die Bodenplatte unweit der Hinterräder.
    Kaum richtete ich mich auf, als drei Reiter durch das Unterholz brachen und die Pferde zügelten. Zuerst musterte ich die Tiere, die einen erbärmlichen Anblick boten. Sie bestanden nur aus Haut und Knochen, die Mähnen und Schweife waren verfilzt und voll mit Kletten und Blättern. Das Fell war glanzlos, und die Hälse schimmerten feucht, von Feuer und Temperament bemerkte ich nichts. Es waren abgetakelte Braune, die von ihren Herren nur als Gebrauchsgegenstände betrachtet wurden. Das verriet mir schon einiges über ihre Besitzer, die ich nun näher betrachtete. Sie waren alle drei ähnlich gekleidet: Breitrandiger Hut, schwere Brustplatten, die mit Stegen über den Schultern befestigt waren, und hohe Stulpenstiefel. Bewaffnet waren sie mit Pistolen, Degen und Dolchen. Marodeure schoß es mir durch den Kopf.
    Einer rammte die Sporen leicht in die Flanken seines Pferdes, das schnaufend auf uns zukam und zehn Schritte vor uns stehenblieb. Der Reiter schlüpfte aus den Handschuhen und zwirbelte mit der rechten Hand seinen staubbedeckten schwarzen Knebelbart. Den Hut schob er ein Stück in den Nacken und entblößte so eine funkelnde Glatze, und die fleischigen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.
    „Sieh mal einer an", sagte er mit dröhnender Stimme. „Zwei bartlose Jünglinge."
    Janko und ich blickten ihn furchtlos an.
    Sein Blick streifte uns nur flüchtig, dann konzentrierte er sich auf den Wagen.
    „Wo steckt denn die hübsche Bethela?" erkundigte er sich lauernd.
    Selten zuvor hatte ich so strahlend hellblaue Augen gesehen, die nie zur Ruhe kamen. Sie bewegten sich ständig und es entging ihnen nicht die geringste Kleinigkeit.
    „Sie ist tot", antwortete ich.
    „Und ihr pockennarbiger Freund?"
    „Ist ebenfalls tot."
    „Das ist schade, sehr schade sogar", sprach er weiter. „Ich hätte mich gerne mit Bethela unterhalten und über die alten Zeiten geschwätzt. Ich lernte sie vor zehn Jahren in Hamburg kennen. Ihr seid ihre Söhne?"
    Janko und ich verneinten.
    Er sprang aus dem Sattel und stapfte zur Feuerstelle, auf der noch immer der Topf stand. Den Deckel stieß er einfach zur Seite und beugte sich schnuppernd vor.
    „Das riecht aber lecker", freute er sich und angelte sich ein Stück Fleisch, das er mit drei Bissen verschluckte.
    Gemächlich wandte er sich uns zu.
    „Vielen Dank für die freundliche Einladung", spottete er und winkte seine Freunde heran, die abstiegen und vor dem Topf Platz nahmen. Ihre Hüte legten sie auf den Boden. Die beiden waren unzweifelhaft Zwillinge, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, die das blonde Haar schulterlang trugen. Gierig griffen sie zu, und der Bratensaft tropfte über ihre Bärte.
    „Ein Fläschchen Wein wäre nicht übel", meinte der Glatzkopf.
    Ich schluckte die scharfe Antwort hinunter, die mir auf der Zunge lag.
    „Habt ihr mich nicht verstanden?"
    „Wir haben keinen Wein", sagte Janko.
    „Ich hoffe, daß du die Wahrheit sprichst, Kleiner. Denk noch mal scharf nach."
    „Wenn Ihr uns nicht glaubt, dann durchsucht den Wagen", brummte ich ungehalten.
    „Ich glaube euch. Unsere Rosse sind durstig, gib ihnen zu saufen."
    Er deutete auf mich, doch ich blieb ruhig stehen.
    „Bewegung!" schrie er mich an. Mit der rechten Hand klopfte er auf die langläufige Pistole.
    Diesem überzeugenden Argument konnte ich mich nicht

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