138 - Tödliche Fracht
Flughöhe über und jeweils links und rechts neben dem Truck bezogen.
»Ist das nicht ein wenig auffällig?«, fragte Ruiz. »So kann man doch weithin sehen, wo sich der Transporter befindet.«
»Die Tarnung ist aufgeflogen, also warum sollen wir uns noch zurückhalten?«, erwiderte Matt. »Ist sonst alles in Ordnung? Oder haben wir irgendeine weitere Überraschung mit einem von Martinez’ Händlern zu erwarten?«
»Nicht mit dieser Begleitung«, gab Ruiz zurück.
»Außerdem sind sie mindestens zwei Stunden entfernt. Bis die merken, dass wir nicht kommen, haben wir bereits das Schiff erreicht.«
Mit erheblicher Verspätung, dachte Matt bei sich, denn die Sonne stand bereits im Zenit. Aber damit hatten sie rechnen müssen.
»Wo ist der Rest der Truppe?«, fragte Shaw. »Wie es aussieht, seid ihr nur noch zu zehnt. Ich dachte, es gäbe nicht mehr als zwei Opfer.«
Feliz schüttelte den Kopf. »Leider ein Irrtum. Gonzalez und Perreta hatte es auch erwischt, aber das erkannten wir erst, als Sie schon weg waren. Lagos ist eingesprungen und bewacht den Reaktor, Gomez fährt derzeit allein.«
Lieutenant Shaw nickte zögerlich. Warum hätte er an den Worten auch zweifeln sollen? Doch allmählich wusste er nicht mehr, was und wem er noch glauben sollte. Er beobachtete die Spanier, während er langsam über die schaukelnde Ladefläche ging.
Coco Brazil hatte am hinteren Ende, neben dem Reaktor, Position bezogen.
»Das war ziemlich knapp«, bemerkte Shaw.
»Ohne die Unterstützung hätten wir keine Chance gehabt«, stimmte sie zu.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Gut, weshalb?«
»Nun…« Shaw überlegte, jetzt nichts Falsches zu sagen.
»Ich hatte den Eindruck, dass Sie und Martinez sich recht nahe standen. Da sie tot ist, dachte ich…«
»Verluste müssen einkalkuliert werden« , erwiderte Brazil gelassen. »Gerade bei einem Einsatz wie diesem.«
»Ja… sicher. Ein Glück, dass der Zünder nicht hochgegangen ist, als sie vom Truck stürzte.«
Keine Antwort.
»Ich meine, das hätte der Tod von Ihnen allen bedeuten können«, fuhr Shaw deutlich betont fort. »Sicher haben Sie die Manschetten inzwischen abgenommen?«
Brazil fixierte ihn kurz. »Ja, sicher«, gab sie knapp Auskunft. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich auf meine Wache konzentrieren. Weitere Überraschungen können wir uns nicht leisten.«
»Selbstverständlich. Eine Information habe ich aber noch, die Sie interessieren dürfte: Unsere Angreifer waren gar keine Daa’muren.«
Erneut wandte sie den Kopf. »Nicht?«
»Nein. Es waren Barbaren. Martinez hat Sie also nicht verkauft.« Lieutenant Shaw aktivierte den Zoom des bionischen Auges, um Brazils Reaktionen deutlicher erkennen zu können Die Spanierin zuckte die Achseln. »Das habe ich auch nie geglaubt.«
Shaw nickte. »Aber macht es Sie nicht stutzig, dass es Barbaren waren?«
»Nein, weshalb? Es war eben ein Irrtum von uns anzunehmen, dass es Daa’muren sind.«
»Aber was sollten Barbaren mit dem Reaktor anfangen?«
»Es ist müßig, darüber nachzudenken.«
»Es interessiert Sie nicht?« Shaw konnte ausgesprochen penetrant werden, wenn er jemanden aus der Reserve locken wollte.
»Nicht im Geringsten.« Brazil richtete demonstrativ die Aufmerksamkeit auf ihr Gewehr, wischte Staub ab, prüfte die Einstellungen.
»Nun gut. Denken Sie daran, eine Pause einzulegen, bevor Sie zu müde werden.« Shaw drehte sich um und machte sich auf den Weg zum Wasserbehälter. Er brauchte dringend etwas zu trinken und auch zu essen; Kampf und Verfolgung hatten eine Menge Energien verbraucht, und sein Magen machte sich unmissverständlich bemerkbar.
Er sah Ruiz, der am Rand der Rampe stand und in die Ferne starrte. Das Gewehr hielt er erhoben, jederzeit zum Schuss bereit. »Es freut mich, dass es Ihrem Arm wieder besser geht«, sagte der Pilot.
Ruiz brauchte einige Zeit, bis er reagierte; vielleicht hatte er sich nicht gleich angesprochen gefühlt. »Ja, danke«, antwortete er. »Es war nicht so schlimm.«
»Ihr Spanier seid zäh«, meinte Shaw freundlich und schlenderte weiter Richtung Wasserbehälter, wo er bereits Matt und Aruula stehen und sich erfrischen sah.
Lieutenant Peter Shaw nahm den Helm ab, goss sich Wasser über den schweißnassen, in der Hitze dampfenden Kopf und rieb sich den Nacken. »Gebt euch unbeteiligt«, murmelte er halblaut mit fast geschlossenem Mund.
Matt und Aruula, die ebenfalls die Helme abgenommen hatten, verzogen keine Miene, sondern setzten die
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