1380 - Blonder Satan Cynthia
wahrscheinlich auch weiterhin auf Menschenjagd ist. Miss Collins könnte da wirklich eine Schlüsselposition einnehmen.«
Professor Hellman nickte. »Ich kann Ihnen sagen, dass Sie bei Bewusstsein war, obwohl sie noch auf der Intensivstation liegt, wo sie noch mindestens vierundzwanzig Stunden bleiben wird. Es kann sein, dass Sie Glück haben.«
»Dann können wir hin?«
»Einer nur.«
»Geh du, John«, sagte Suko.
»Danke.«
»Ich werde natürlich bei Ihnen bleiben«, erklärte der Professor.
»Und wirklich nur sehr wenige Fragen.«
»Versprochen.«
Suko wollte nicht im Zimmer des Arztes warten. Mit uns zusammen verlies er es.
In der Nähe der Intensivstation, wo ein rotes Schild Unbefugten den Zutritt verbot, stand eine hell gestrichene Bank mit einem kleinen Tisch daneben, auf dem einige Zeitschriften lagen. Mein Freund Suko machte es sich dort bequem, und ich folgte dem Professor, der die Tür sehr leise geöffnet hatte.
Wir traten in einen Vorraum, wo ich mir einen grünen Kittel überstreifen musste. Er reichte bis zum Hals und wurde an meinem Rücken zugebunden.
Erst dann gingen wir auf eine Glastür zu, die wie eine Schleuse wirkte. Hier war fast alles verglast, und das Licht verbreitete einen sanften Schein.
Eine Nachtschwester hielt Wache. Sie wunderte sich über unser Eintreten. Der Professor deutete ihr durch ein Handzeichen an, dass alles okay war.
Es gab hier mehrere Betten. Sie waren durch Stellwände voneinander getrennt.
Ein Bett war belegt.
An das traten wir heran.
Fast kamen mir die Tränen, als ich Jane Collins in diesem breiten Bett liegen sah. Sie sah noch immer so schrecklich bleich aus, und sie war auch an zahlreiche Apparate angeschlossen, die die Funktionen ihres Körpers überwachten.
Aber mir fiel noch etwas auf.
Jane schlief nicht. Ihre Augen waren offen. Ich schlich noch näher an das Bett heran, und der Professor machte mir Platz, damit ich mich vorbeugen konnte.
Erkannte sie mich?
Bisher hatte nichts darauf hingewiesen.
Ich sprach sie mit einer sehr leisen, aber dennoch deutlichen Stimme an.
»Jane…?«
Der Mund lag frei, ebenso wie ihre Augen, aber sie bewegte nicht ihre Lippen. Trotzdem erhielt ich eine Antwort, denn sie wurde mir durch die Augen gegeben.
»Okay. Ich bin so froh. Du hörst mich, nicht?«
»Ja…«
Ich hätte jubeln und tanzen können zugleich, als ich das geflüsterte Wort hörte. Es war wirklich für mich ein Wunder, dass sie schon sprechen konnte, und ich hoffte, dass auch ihr Erinnerungsvermögen zurückgekehrt war. Nur wollte ich sie nicht bedrängen und fragte deshalb: »Hättest du mir etwas zu sagen, Jane?«
Sie bewegte ihre Augen nach unten, und ich fühlte mich genötigt, die Frage zu stellen. Zuvor hörte ich die Stimme des Professors.
»Eine Frage noch, Mr. Sinclair, dann müssen wir Schluss machen.« Er hatte seinen Blicke auf die Instrumente gerichtet, die Janes Körperfunktionen überwachten. Da schien sich etwas verändert zu haben, sonst hatte er nicht darauf gedrungen.
Ich beugte mich wieder tiefer. »Jane, wer hat es getan? Kannst du dich erinnern?«
Die Antwort bekam ich nicht sofort. Wahrscheinlich musste Jane erst noch nachdenken. Bei mir nahm die Spannung zu. Sie war in meinem Innern zu spüren und lastete zugleich wie ein gewaltiger Druck außen auf meinem Körper.
»Sie war es…«
»Was?«
»Cynthia… Cynthia Black …«
Das war ein Name, den ich kannte. Die blonde Diebin. Ich wollte es nicht glauben, aber eine weitere Frage durfte ich nicht stellen, denn der Professor zog mich mit sanfter Gewalt vom bett weg.
»Kommen Sie jetzt, Mr. Sinclair.«
»Ja«, flüsterte ich nur, »ja, ich komme.«
Der Vergleich ist oft bemüht worden, aber diesmal traf er bei mir hundertprozentig zu. Ich folgte dem Professor wie in Trance und bemerkte kaum, dass ich die Intensivstation verlassen hatte. Erst als sich vor mir jemand in die Höhe schob, kam ich wieder zu mir.
Suko schaute mich neugierig und seltsam berührt an. »John, ist sie…«
»Jane lebt!«
Es war die Nachricht, auf die Suko gewartet hatte. Er ließ sich wieder zurück auf die Sitzbank fallen und blieb zunächst mal hocken.
Erst nach einer Weile flüsterte er: »Und das ist wahr, was du mir da gesagt hast?«
»Natürlich.« Auch ich setzte mich.
Nur der Professor blieb stehen. »Es gibt da noch einige technische Dinge zu regeln. Sie wissen, dass Sie sich in einer Privatklinik befinden und…«
Ich winkte ab. »Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Im
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