1381 - Wanderer zwischen den Welten
Frau wusste genau, was sie wollte, und Angst hatte sie in ihrem Leben bisher nur wenig verspürt. Deshalb griff sie auch zu und hielt die Frau am Arm fest.
»Nein, nein, so haben wir nicht gewettet. Du bleibt, verdammt noch mal, denn ich will wissen, was hier gespielt wird.«
Norma wurde sauer. Mit einer heftigen Gegenbewegung riss sie sich los. Sie spie Teresa einen Fluch entgegen und gab ihr dann einen heftigen Stoß, der sie zurücktrieb.
Dann ging sie weg.
Die Proteste kümmerten sie nicht. Sie wusste, dass das Spiel weiterging, auch für sie, obwohl sie jetzt nur mehr als einzelne Person existierte.
Noch immer wütend, riss sie die Tür auf – und fuhr mit einem leisen Schrei wieder zurück.
Vor ihr standen zwei Männer!
***
Auch Suko und ich waren überrascht, als wir Norma sahen. Ich sogar mehr als mein Freund, denn ich hatte diese Norma in dem Haus erlebt, und ich hatte sie sogar durch den Einsatz meines Kreuzes vernichtet. Jetzt musste ich erkennen, dass es nur die Hälfte gewesen war, denn der zweite Teil stand vor mir.
Also hatte Suko mit seiner Vermutung richtig gelegen. Was auf Cynthia Black zutraf, traf auch auf Norma zu und daher wahrscheinlich auch auf Alain. Es gab sie zweimal. Das heißt, Norma wahrscheinlich nur noch einmal, den ihr zweites Ich hatte mein Kreuz vernichtet!
Ich hatte meine Überraschung schneller überwunden als sie oder hatte mich besser in der Gewalt, denn von ihr hörte ich ein Zischen, das alles andere als freundlich klang.
»Sie wollten gehen?«
Norma trat zurück. »Ja, und ich…«
»Nein, nein, Norma. Ich denke, dass es besser ist, wenn Sie bleiben, denn ich möchte mich gern mit ihnen unterhalten.«
»Lassen Sie mich durch!«
»Bestimmt nicht!«
Sie knirschte mit den Zähnen. Sie starrte mir ins Gesicht, aber sie sah auch den entschlossenen Ausdruck darin und wich nach hinten.
Suko flüsterte mir zu: »Kann es sein, dass du diese Person kennst?«
»Klar. Ich habe sie sogar umgebracht.«
»Dann ist es Norma?«
»Genau. Nur wird sie nicht mehr doppelt auftreten können, und das genau könnte sie in Schwierigkeiten bringen. Aber das werden wir noch sehen.«
»Okay, ich freue mich darauf.«
Norma war in das Fahrzeug zurückgewichen und hatte sich an einer Stelle versteckt, die für uns nicht unbedingt einsichtig war.
Allein befand sie sich nicht im Wohnmobil. Teresa war da, und Cynthia Black saß noch immer auf ihrem Bett.
Sie machte nicht mehr unbedingt einen ängstlichen Eindruck. Ich ging davon aus, dass sie in der letzten Vergangenheit nichts Schlimmes erlebt hatte, aber sie war für mich weniger wichtig. Ich wollte über Norma an Informationen herankommen und hoffte natürlich, dass sie etwas wusste.
Suko blieb an der Tür stehen, wo er die Position eines Wächters angenommen hatte.
Zwar hatte ich Norma ins Auge gefasst, aber Teresa ließ mich nicht an sie heran. Es war eng geworden in dem Wagen, und so brauchte sie nur einen Schritt, um vor mir zu stehen. Sie schaute zu mir hoch, und ihre Lippen zuckten.
»Bitte, ich bitte Sie… ich … ich … freue mich, dass sie es geschafft haben. Können wir jetzt wieder aufatmen?«
Es lag ein großer Schimmer der Hoffnung in ihren Augen. Leider musste ich sie enttäuschen und schüttelte zunächst den Kopf, dann gestand ich ihr: »Nein, Teresa. Im Moment ist noch alles in der Schwebe. Aber wir arbeiten daran, dass Sie wieder normal leben können.«
Das wollte sie mir so nicht glauben. »Aber die Schüsse«, flüsterte sie, »ich habe doch Schüsse gehört.«
»Das weiß ich.«
»Und Sie haben nicht…«
»Ich muss Ihnen das leider sagen. Wir haben sie nicht erwischen können. Sie waren zu zweit und…«
»Kennen Sie die Personen denn?«
Aus dem Hintergrund meldete sich Cynthia Black mit einer zittrigen Stimme. »Die eine Person bin ich gewesen. Stimmt es?«
»Ja.«
»O Gott!«, flüsterte Teresa. »Und wer war die zweite?«
Da gab ich die Antwort. »Über diese Person werde ich mich mit Norma unterhalten, denn sie kennt den Mann mit dem Namen Alain besser.« Ich wandte mich ihr zu. »Nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
»Das wissen Sie genau.«
Norma lachte. »Angst, du hast Angst, das sehe ich dir an. Aber du wirst nicht gewinnen, das schwöre ich dir. Wir sind einfach zu gut, verstehst du?«
»Ich denke, dass sich das noch herausstellen wird. Es wäre besser für Sie, wenn Sie meine Fragen beantworten. Wir sollten es uns beiden nicht unnötig schwer
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