1381 - Wanderer zwischen den Welten
leises Kratzen oder Summen zu hören, das die Detektivin sehr genau mitbekam.
Darüber wunderte sie sich. Sie gab zu, dass es ihr nicht gut ging, aber es ging ihr auch nicht so schlecht, wie es eigentlich nach dieser Verletzung hätte sein müssen.
Zwar hütete sie sich vor einer zu schnellen Bewegung, was auch nicht möglich war, aber sie war auch nicht in der Lage, die Augen zu schließen und zu schlafen, weil sie innerlicht aufgewühlt war.
Ein Fenster sah Jane nicht. Zum Nachbarbett hin war die Spanische Wand zusammengefaltet worden, sodass sie die leere Liegestatt sah.
Ob noch jemand eingeliefert wurde, wusste sie nicht. Es konnte ihr auch egal sein.
Der Schlauch, der in ihrem linken Nasenloch steckte, störte sie. Er musste sein, das hatte ihr Professor Hellman erklärt, der ihr auch mitgeteilt hatte, dass er noch nach ihr schauen wollte.
Die Zeit verrann nur träge. So kam Jane die Nacht unendlich lang vor.
Da ihr Gehirn nicht angegriffen war und frei arbeitete, holte die Erinnerung immer wieder das zurück, was sie erlebt hatte.
Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Da war dann Schluss. Sie sah noch das Gesicht der Cynthia in der Autoscheibe, auch das verdammte Messer, und sie konnte sich auch an den Ansatz des Stiches erinnern. Danach war Schluss. Der Rest war in eine dunkle Wolke gehüllt, und sie wusste erst wieder, was nach ihrem Erwachen passiert war. Natürlich konnte sie sich auch an John Sinclairs Besuch erinnern.
Er würde weitermachen. Das alles in ihrem Sinne. Er würde die verdammte Brut stellen und auch das Rätsel lösen, das für sie einfach zu schwierig war.
Auch die Gefühle waren bei ihr vorhanden, und so lauschte Jane nach innen. Sie wusste auch, wie schwer es ihren Freunden fallen würde, gegen derartige Feinde zu kämpfen.
Leise klopfte es an die Tür, die einen Moment später geöffnet wurde. Der Mann im hellen Kittel war Professor Hellman, der auf leisen Sohlen das Zimmer betrat.
Der Arzt schenkte ihr zuerst ein Lächeln, bevor er mit leiser Stimme die Standardfrage stellte.
»Wie geht es Ihnen, Miss Collins?«
Da Jane intravenös mit Flüssigkeit versorgt wurde, verspürte sie auch keinen Durst und konnte sogar normal, wenn auch leise sprechen. »Den Umständen entsprechend, sagt man da wohl.«
»Dann darf ich Ihnen gratulieren.«
»Wieso?«
»Ich kenne Menschen, denen es nicht so gut geht. Ich habe auch mit der Nachtschwester gesprochen, die über die Instrumente hinweg eine Wächterin für sie ist. Auch sie wundert sich, dass alles relativ normal bei Ihnen ist.«
»Auch mein Herz?«
Der Professor nickte. »Ja, selbst das. Es ist schon ein Phänomen.«
Er lächelte etwas schief. »Das einzige Problem wird die Wunde sein, aber ich denke, dass auch sie recht schnell zuheilt.«
»Versprochen, ich habe gutes Heilfleisch.«
»Sehr schön.«
»Und Sie bleiben trotzdem die Nacht über auf?«
»Ja, ja«, erklärte der Arzt ein wenig verlegen. »Wie man es nimmt. Durch meinen Beruf bin ich gewohnt, stückweise zu schlafen, sage ich mal. Und in den kurzen Zeitspannen kann ich mich schon recht gut erholen, das gebe ich zu. Ich habe es mir sogar angewöhnt, zu einem bestimmten Zeitpunkt automatisch aufzuwachen. Auch das hat heute perfekt geklappt.«
»Freut mich.« Jane hatte zwar mit dem Mann gesprochen, aber ihre Gedanken waren dabei in eine andere Richtung geflohen und hatten sich um eine bestimmte Sache gedreht. »Wenn Sie sagen, Professor, dass es mir gut geht, dann möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
»He, sagen Sie aber nicht, dass Sie hier wegwollen.«
»Nein, nein, ich möchte nur telefonieren.«
»Bitte?«
»Ja, nicht mehr.«
Der Professor schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Miss Collins, das kann ich nicht zulassen. Außerdem wissen Sie selbst, dass Handy verboten sind. Um Himmels willen, nein.«
»Es gibt ja nicht nur Handys, Professor. Man kann auch über Festnetz anrufen. Sie haben doch sicherlich einen Apparat, der auf einer Station steht und…«
»Vergessen Sie es!«
Jane Collins gehörte zu den Menschen, die nicht nur zäh, sondern auch hartnäckig waren. Genau das bewies sie in diesem Fall. »Bitte, es ist wichtig für mich. Sie wissen, wer ich bin, und Sie haben auch meinen Freund John Sinclair kennen gelernt. Sie sind über seinen Beruf informiert und…«
»Lassen Sie den Beruf mal weg. Wenn Sie Inspektor Sinclair etwas zu sagen haben, dann kann ich ihm die Nachricht übermitteln.«
»Ja, das könnten Sie.«
»Dann ist ja
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