1382 - Götterfluch
sie gerettet, und beim zweiten Mal war es die blonde Bestie Justine Cavallo gewesen, die eingegriffen hatte, um Jane vor dem sicheren Tod zu bewahren. [1] Dennoch musste Jane für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, was ihr natürlich nicht passte, doch die Ärzte hatten ein Machtwort gesprochen.
Besuch bekam sie auch genug. Doch leider fehlte ihr die liebste Besucherin, Lady Sarah Goldwyn, doch sie konnten wir leider nicht wieder zurück ins Leben holen.
Ich war in der Mittagspause kurz zu ihr gefahren und hatte ihr einen Blumenstrauß mitgebracht. Kurz geschnittene Sonnenblumen mit ein wenig Grün dekoriert. Jane gefielen sie. Ich selbst hatte den Strauß von Glenda Perkins besorgen lassen, aber das wollte ich Jane natürlich nicht sagen.
Ich konnte mich wieder normal mit ihr unterhalten, denn sie lag nicht mehr auf der Intensivstation, sondern als Einzelperson in einem normalen Krankenzimmer.
Eine Vase war noch frei. Ich füllte sie zur Hälfte mit Wasser und steckte die Blumen hinein.
»Sei mal etwas weniger roh«, kritisierte mich Jane. »Blumen haben auch eine Seele.«
»Ach ja?«
»Viele glauben daran.«
Ich winkte ab und setzte mich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Eine Viertelstunde wollte ich bleiben und wusste komischerweise jetzt nicht, was ich reden sollte.
Das merkte auch Jane. So nahm sie ein Thema auf. »Ein wirklich schöner Strauß, John. Hast du ihn selbst ausgesucht?«
Ich wollte antworten und hatte den Mund bereit geöffnet, als Jane ihren nach oben gestreckten rechten Zeigefinger von einer Seite zur anderen bewegte. »Überleg jetzt genau, was du sagst.«
»Das tue ich doch.«
»Dann bin ich ganz Ohr.«
Ich musste ihr die Wahrheit sagen. Jane kannte mich lange genug.
Sie würde mich immer beim Lügen ertappen.
»Also, die Sache ist die…«
Jane ließ mich nicht zu Ende sprechen. Ihre Frage war kurz und knapp. »Glenda oder Shao?«
Ich krauste die Nase. »Eher Glenda…«
Vom Bett aus schickte sie mir ihr Lachen zu. Es klang schon wieder recht gesund. »Trotzdem danke, John.« Dann winkte sie.
»Komm her, küssen kann ich schon.«
Nun ja, das ließ ich mir nicht zweimal sagen und konnte auch feststellen, dass Jane mich nicht angelogen hatte. Küssen konnte sie wirklich schon wieder ausgezeichnet.
»Dafür bringe ich dir noch weitere Sträuße mit«, erklärte ich.
»Und es braucht auch nicht beim Kuss zu bleiben.«
»Schön, aber zuvor musst du mit Glenda darüber reden. Was meinst du, was sie sagt, wenn sie immer wieder einen neuen Blumenstrauß kaufen muss? Da wird sie schon wundern.«
Zerknirscht gab ich zu: »Du hast wie immer Recht, liebe Jane.«
»Das muss auch so sein.«
Ich wollte mich so allmählich verabschieden, als ich plötzlich ein Ziehen auf meiner Brust spürte. Und zwar genau dort, wo sich mein Kreuz befand. Allerdings nicht direkt in der Mitte, sondern ein wenig tiefer.
Ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet und war deshalb voll zusammengezuckt. Das fiel einer Person wie Jane Collins natürlich auf, und sofort schaute sie mich an.
»He, was hast du denn für ein Problem?«
Ich deutete gegen meine Brust. »Das Kreuz.«
»Ach.« Janes Augen weiteten sich. Sie war ebenso erstaunt wie ich. »Hast du dich nicht geirrt?«
»Nein.« Ich war schon dabei, mein Hemd aufzuknöpfen.
Sie konnte es trotzdem nicht nachvollziehen. »Aber hier ist nichts, John. Ehrlich.«
»Weiß man’s?«
»Doch. Ihr habt aufgeräumt. Das Tor zu dieser Parallelwelt ist wieder geschlossen.«
»Warte es ab.« Ich war jetzt soweit, um das Kreuz hervorzuholen.
Die Kette streifte ich über den Kopf, und wenig später lag der Talisman flach auf meinem Handteller.
Ein Blick reichte.
Etwas fehlte.
Es war das Ankh!
***
Aus meinem Mund drang ein Atemstoß. Ich zwinkerte wie jemand, der etwas Bestimmtes nicht glauben will, sich konzentriert und noch einmal nachschaut. Es stimmte. Das Ankh, auch Henkelkreuz genannt, war verschwunden. Als hätte man es von der Oberfläche wegradiert. Das wollte mir nicht in den Kopf.
Jane Collins, die sich im Bett aufgerichtet hatte und jetzt richtig saß, musste schon den Kopf drehen und den Hals etwas lang machen, um zu erkennen, was mit dem Kreuz war. Trotzdem erkannte sie es nicht gleich und fragte: »Was ist denn los?«
»Das hier.« Ich hob das Kreuz an und drehte es so, dass die Detektivin gegen die Frontseite schauen konnte. Dabei sagte ich nichts und wartete darauf, dass auch ihr etwas auffiel.
Zunächst passierte
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