1382 - Götterfluch
doch die Füße schleiften über den Boden, denn sie konnten nicht mehr angehoben werden. Bei jedem Schritt sackte die Mumie mehr zusammen, während zugleich die Lichtblitze ihren Körper von innen her in Brand setzten.
Suko war sehr zufrieden. Wie ein Tänzer drehte er sich herum.
Die Peitsche hatte er hochgerissen, er musste nur noch in eine bestimmte Richtung schlagen, was kein Problem war.
Diesmal landete die drei Riemen auf dem Kopf der zweiten Mumie. Der Hieb ließ das Wesen in die Knie sacken. Es kam auch nicht mehr hoch, denn es fiel nach vorn und auf das Gesicht, in dem bereits die Flammen zuckten und es zerstörten.
Suko bückte sich dem Mann entgegen, der ihn aus großen Augen anschaute. Die Mumien hatten sich auch an seinem Gesicht zu schaffen gemacht und es an verschiedenen Stellen aufgerissen.
Suko zog den Mann hoch. »Haben Sie noch mehr dieser Mumien gesehen?«
»Nein, nein…«
»Okay. Gehen Sie wieder zurück an Ihren Platz und nehmen Sie Ihren Kollegen mit. Ich denke, dass es dort einen Erste-Hilfe-Kasten gibt. Verarzten Sie sich gegenseitig. Ich werde später zu Ihnen kommen. Ach ja, ich bin von Scotland Yard. Haben Sie alles verstanden?«
Der Wächter nickte, und Suko konnte nur hoffen, dass es auch tatsächlich so wahr.
Zwei Atemzüge später war er wieder unterwegs…
***
Kazar würde nicht aufgeben. Sein Kopf mit dem halben Schlangengesicht zuckte. Er lag auf dem Rücken, und für mich war er kein Mensche mehr. Die andere Kraft hatte ihn zu einem Dämon werden lassen.
Dämonen konnte ich bekämpfen. Auch die altägyptischen, und bei diesem Gedanken sah ich nicht nur äußerlich klarer, sondern auch gedanklich, und meiner Eingebung musste ich einfach folgen.
Mit einer geübten Bewegung holte ich mein Kreuz aus der Tasche.
Das Ankh war ihm genommen worden, nicht aber das Allsehende Auge, und ich dachte daran, wie es auf Dämonen reagierte.
Das Auge der Vorsehung. Ein Dreieck, das Delta-Zeichen, innen von einem Strahlenkranz umgeben. Das Zeichen des Osiris, das später sogar von der christlichen Religion mit anderen heidnischen Symbolen übernommen worden war.
Wer es trug, der wurde an die ewige Wachsamkeit des Allmächtigen erinnert, denn die Augen des Herrn schauen jeden an.
Den Bösen und auch den Frommen.
Aber das Böse oder den Bösen zerstörten sie. Als Mensch hätte Kazar diesem Bann entgehen können, denn da fand er Gnade vor Gottes Augen, nicht so als Dämon, und zu einem Dämon war er geworden.
Als er sich aufrichtete, bekam er mit, dass ich meinen Talisman hervorholte. Ich wollte den Götterfluch löschen, und er ahnte mein Vorhaben.
Er schüttelte seinen Schlangenkopf. Er sprang plötzlich auf. Die Zunge zuckte aus seinem Maul und mir entgegen.
Ich war näher an ihn herangegangen. Das Kreuz hielt ich dabei in Gesichtshöhe, und ich wartete darauf, dass das Allsehende Auge endlich reagierte.
Kazar schrie!
Dann duckte er sich zusammen, als würde er unter wahnsinnigen Schmerzen leiden, was durchaus zutreffen konnte, denn ein solcher Anblick bereitete ihm bestimmt keine Freunde.
Er wollte weg. Er taumelte zur Seite, er riss die Arme hoch, aber die Gerechtigkeit, die es zwischen Himmel und Erde gab, war stärker, und so schlug das Allsehende Auge zu.
Es passierte genau das, womit ich gerechnet hatte. Es glühte in einem kalten Feuer auf und verstreute seine Farbe, die sich, zusammen mit dem Licht, in einem Bannstrahl bündelte.
Von meinem Kreuz ausgehend jagte er nach vorn und genau auf Kazar zu. Sein Gesicht wurde getroffen. Es leuchtete in diesem Licht auf. Ein türkisfarbenes Strahlen breitete sich aus, und ich konnte die Züge Kazars dahinter erkennen.
Das Licht blendete sogar mich, aber ich sah noch etwas Helles, das sich aus dem Zentrum löste und dabei so schnell war, dass ich es mit den Augen kaum verfolgen konnte.
Ich kümmerte mich auch nicht darum, denn Kazar war wichtiger.
Er sah fürchterlich aus und hatte nichts Menschliches mehr an sich.
Er riss sich noch einmal zusammen und sprang sogar auf.
Ich sah ihn wie eine Präsentation vor mir. Es gab den Körper noch, der von dem langen Umhang bedeckt wurde, doch wichtig war der Kopf oder das Gesicht.
Beides existierte nicht mehr so, wie ich es kannte. Aus dem Kragen des Umhangs hervor wuchs eine schwarze, leicht angegraute Masse, die zwar den Umfang seines Kopfes hatte, aber das war auch alles. Keine Augen mehr, kein Mund, keine Nase. Nur eben dieses Zeug, das aussah, als wäre es aus unzähligen
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