1383 - Todeskommando Paghal
prüfend.
Sie war „voll da", also hatte ihr Bewußtseinsinhalt den Feind inzwischen wieder verlassen. Bei ihr ließ sich ja, anders als bei Cappins, ihre Aktivität als Pedotransfererin nicht dadurch erkennen, daß ihr Körper zerfloß. Ihr Körper blieb völlig stabil und war lediglich „geistesabwesend", so, als ob sie schliefe. „Du hast den Feind wieder verlassen?" erkundigte er sich stockend. „Kann er uns dann wieder gefährlich werden?"
„Ich denke, nein", antwortete Iruna von Bass-Teth. „Das Hanuma verlor alle Kraft, nachdem es eine letzte Verformung der Materie auf Paghai geträumt hatte. Es war, als schrumpfe sein Geist zu einem unbedeutenden Relikt zusammen, das nicht mehr Intelligenz besitzt als ein terranischer Regenwurm. Totaler Zusammenbruch, würde ich konstatieren. Paghal wird sich, zumindest an der Oberfläche, noch einmal verändert haben, aber zum letztenmal. Das ist auch der Grund, warum wir nicht gestorben sind. Die molekulare Zusammensetzung des Giftes ist auf dem letzten Stand stehengeblieben, so daß es damit sowohl für deinen Aktivator als auch für meine Selbstheilungskraft keine tödliche Bedrohung mehr darstellen kann."
Atlan atmete auf.
Er fühlte sich auch schon viel kräftiger, und er spürte wieder das Pochen seines Zellaktivators, das sich immer vernehmen ließ, wenn das Gerät dabei war, den desolaten Zustand seines Körpers zu überwinden.
Mit dieser erleichternden Erkenntnis aber kam die Erinnerung an die Mission, die Iruna und er auf Paghai, dem 22. Planeten der Doppelsonne Ushallu, durchzuführen hatten - und die Einsicht, daß sie auf diesem Weg noch keinen Schritt weitergekommen waren.
Einen Schritt schon', meldete sich der Logiksektor. Ihr habt NOAH auf dem Gipfel des Ararat stationiert! „NOAH", wiederholte er und sah vor seinem geistigen Auge den tellergroßen, diskusförmigen Funkkontaktroboter, den er selbst für seinen Flug auf das Gipfelplateau des 17 Kilometer hohen Berges programmiert hatte, für den Iruna und er den Namen Ararat ausgesucht hatten. „Über ihn sollte sich Tiff melden. Was war los? Hat NOAH uns einen Kontaktversuch mitgeteilt?"
„Ich weiß es nicht", erwiderte Iruna ratlos.
Im nächsten Moment weiteten sich ihre Augen, dann flüsterte sie mit dem Syntron ihres SERUNS und sagte Sekunden später zu Atlan: „NOAH hat seine Stationierung mit einem Kurzimpuls bestätigt und seither geschwiegen. Der Minikom meines SERUNS hätte es sonst registriert und an den Syntron weitergemeldet."
„Dann sind wir vom Expeditionskorps abgeschnitten", konstatierte der Arkonide und stemmte sich hoch. „Wie lange schon?"
„NOAH sandte den Kurzimpuls am Tage unserer Ankunft", antwortete Iruna und musterte Atlan durchdringend. „Das war am elften November. Heute haben wir den dreiundzwanzigsten November."
Atlan stieß eine Verwünschung aus, die die Akonin die Nase rümpfen ließ.
Dann sprang er beinah so elastisch auf die Füße, als hätte er sich nach einem Niederschlag im Boxring erholt, bevor der Unparteiische bis drei gezählt hatte. „Dann wird es höchste Zeit, etwas zu unternehmen!" stieß er hervor. „Die Freunde rennen sonst womöglich in ihr Verderben, weil sie um uns fürchten und deshalb alle Vorsicht vergessen."
„Nicht alle", entgegnete Iruna zweideutig. „Aber unternehmen müssen wir etwas - und vorrangig dürfte sein, das Schicksal NOAHS zu klären."
„Einverstanden", gab Atlan zurück und deutete auf die beiden sackförmigen Gepäckstücke vor sich und Iruna. „Als erstes schütten wir unsere Ausrüstungsbeutel aus und machen Inventur."
Während sie die Worte in die Tat umsetzten, mußte er wieder an den Agonie-Traum denken, in dem er im Galaktischen Zoo von Terrania die Säbelzahntiger gesehen und das Attentat auf sich erlebt hatte.
Und er begriff, daß sein Unterbewußtsein seinem verlöschenden Geist eine wahre Erinnerung aufgezwungen hatte, um ihn zu einem letzten Aufbäumen zu stimulieren. „Ich liebe dich über alles, Iruna", sagte er, scheinbar völlig zusammenhanglos.
Aber für ihn war es alles andere als zusammenhanglos - und auch die Akonin schien zu begreifen, was ihn zu seinem Geständnis veranlaßt hatte: Das Bewußtsein, daß jedes intelligente Lebewesen sich in jeder Sekunde seiner Existenz in Lebensgefahr befand und der Tod jederzeit aus heiterem Himmel zuschlagen konnte, so daß es Dummheit war, über Gefühle zu schweigen, wenn man sich ihrer nicht zu schämen brauchte. „Ich liebe dich auch über
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