1384 - Ort der Erfüllung
seiner Freunde fast spüren, die nicht helfen durften. Er suchte nach einem Ausweg - und schien ihn gefunden zu haben. „Einer von euch beiden, am besten du, Ellert, sollte seinen Körper verlassen und den des Schiffbrüchigen zeitweilig übernehmen. Er könnte ihn sich seine Verletzungen behandeln lassen und an einen sicheren Ort in den Bergen bringen. Dort muß der Unglückliche selbst versuchen zu überleben. Es gibt genügend Vegetation, Früchte und Wasser."
Ellert hatte Barkon ruhig ausreden lassen, ehe er auch diese Hoffnung zerstörte. „Es tut mir leid, Barkon, aber genau das hatte ich vor. Aber es ist meinem Bewußtsein nicht mehr möglich, den neuen Körper zu verlassen. Hast du es schon versucht, Testare?"
„Natürlich, aber es geht nicht. Hast du eine Erklärung?"
„Nein. Wir werden sie jedoch sicher bald erhalten." Er blickte wieder hinab ins Tal und kniff die Augenlider zusammen, um besser sehen zu können. „Er bewegt sich so, als habe er kaum Schaden genommen."
„Er wird schon zurechtkommen", vermutete Barkon, und es klang fast gleichgültig. „Er darf nur nicht diese oder eine andere Station finden. Sicher, es gäbe da eine radikale und endgültige Lösung, aber die muß ich ablehnen."
Ellert wußte sofort, was der Barkonide meinte, und war erleichtert über seine Entscheidung. Sie schwiegen und beobachteten, wie der Schiffbrüchige nach und nach einige Gegenstände aus dem Wrack barg. Wahrscheinlich Lebensmittel, Ausrüstungsgegenstände und Waffen.
Doch dann geschah etwas Unerwartetes, das die ganze Situation mit einem Schlag ganz gravierend veränderte.
Ellert bemerkte das Raumschiff als erster.
Es war reiner Zufall, daß er für einen Moment den Schiffbrüchigen aus den Augen ließ und hinüber zu dem im Westen gelegenen Gebirgszug blickte, der von der höher gestiegenen Sonne angestrahlt wurde. Über den höchsten Gipfeln war plötzlich ein Blinken, ein metallisches Blinken. Er glaubte an eine Sinnestäuschung, aber dann wurden die Umrisse des sich langsam und völlig lautlos nähernden Flugkörpers deutlich erkennbar.
Er war nicht sehr groß, aber auch nicht so klein wie das abgestürzte Schiff. Ellert hielt es für eine Privatjacht oder ein Patrouillenboot irgendeiner intelligenten raumfahrenden Rasse.
Es konnte kein Zufall sein, daß es gerade hier und jetzt erschien. Entweder handelte es sich um Freunde des Abgestürzten, oder sie hatten ihn - aus welchen Gründen auch immer - bis hierher verfolgt.
Barkons Gesicht verriet Unbehagen und Bestürzung, als Ellert ihn auf den fremden Besucher aufmerksam machte. Auch Testare zeigte sich nicht gerade erfreut. „Was nun?" fragte er und duckte sich noch mehr hinter die schützenden Felsen. „Entweder nehmen sie den Überlebenden auf, dann sind wir die Sorge los, oder sie halten sich länger hier auf und beginnen den Planeten abzusuchen."
„Das müssen wir verhindern", sagte Barkon mit etwas brüchiger Stimme. „Unter allen Umständen."
Ellert fühlte Mitleid mit dem Barkoniden, aber er fand keinen Trost für ihn. Auf der anderen Seite verstand er natürlich seine Besorgnisse. Wenn Fremde auch nur eine der Tiefschlafstationen entdeckten, konnte das verheerende Folgen für sie alle haben. „Wie denn, Barkon? Mit unseren lächerlichen Handstrahlern?"
Barkon antwortete nicht sofort. Aufmerksam beobachtete er das fremde Raumschiff und seine Bewegungen. Es besaß die Form eines Diskus und hatte einen Durchmesser von etwa dreißig Metern. Es sank tiefer und wurde langsamer, während es sich der Absturzstelle näherte.
Inzwischen hatte auch der überlebende Schiffbrüchige das Schiff erblickt, und seine Reaktion verriet den drei Männern auf dem Plateau, daß keine Freunde des Unglücklichen zu Besuch kamen.
Er ließ die wenigen Dinge, die er aus dem Wrack geborgen hatte, einfach liegen und begann - so sinnlos das auch sein mochte - zu laufen. Er rannte genau auf das Plateau zu, auf dem die drei Männer in guter Deckung lagen. „Auch das noch!" murmelte Testare erschrocken. „Er flüchtet vor den Fremden, also kennt er sie. Sollten wir nicht lieber auch flüchten - hinab in die Station?"
„Dort erfahren wir kaum, was hier oben geschieht", lehnte Barkon entschieden ab. „Wir sind gut getarnt.
Und ich fürchte, daß der Flüchtling nicht weit kommt. Sie erwischen ihn, bevor er unser Versteck erreichen kann."
Etwa anderthalb Kilometer vom Plateau entfernt und ziemlich genau über dem Flüchtenden ging der Diskus auf Nullfahrt
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