1385 - Lockruf aus Atlantis
aus grauen Steinen erreichtet. Nur ganz wenige hatten Fassaden mit einem hellen Anstrich. Wir sahen dunkle Dächer und Schornsteine, aus denen hin und wieder Rauchwolken quollen, denn vielen Bewohnern war es zu kalt geworden, da hatte sie ihre Kamine und Öfen angeheizt.
Viele Häuser hatten kleine Gärten. Noch schauten wir auf letzte Sommerblumen, aber auch sie sahen bereits sehr traurig aus, denn bei fast jedem Windstoß verloren sie mehr ihrer schlaff gewordenen Blüten.
Wenn der Blick für uns frei war und wird an den Häusern vorbei ins Freie schauen konnten, sahen wir hin und wieder auf den Wiesen Tiere weiden.
Zumeist waren es Schafe, aber es gab auch Rinder, die das Gras rupften.
Klar, dass wir auch gesehen wurden. Die Menschen schauten schon komisch, als sie Elsa Harper zwischen zwei fremden Männern gehen sahen.
Einem Mann, der Laub mit einem Reisigbesen zusammenfegte, war das wohl nicht geheuer. Er stoppte bei seiner Arbeit und rief:
»He, Elsa! Ist alles in Ordnung?«
»Ja, das ist es.« Sie blieb trotzdem stehen. »Hast du zufällig Clint gesehen?«
»Deinen Mann?«
»Wen sonst?«
»Nein, habe ich nicht.« Er kam zwei Schritte näher. »Der ist doch mit den anderen Typen auf dem Schiff – oder?« Er war neugierig und musterte uns auch entsprechend, aber Elsa Harper reagiere gut und hielt den Nachbarn auf Distanz.
»Ja, du hast Recht. Aber es könnte sein, dass er inzwischen zurückgekommen ist.«
»Das sind die anderen doch auch nicht.«
»Stimmt.«
Wir gingen weiter, verfolgt von den Blicken des Nachbarn, der sicherlich wieder etwas zu erzählen hatte.
Bis zum Haus der Harpers war es nicht weit. Es sah aus wie auch die anderen Häuser. Graue Fassade, graues Dach, ein kleiner Garten, der es umschloss, und ein mit normalen Steinen belegter Weg, der zum Eingang führte.
Um das Meer zu sehen, musste man schon auf das Dach steigen.
Ansonsten glitt der Blick auf weitere Häuser und auch tiefer ins Land hinein, das mir sehr kahl vorkam, aber recht grün war und zudem hügelig. Die mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Hügel wirkten auf mich wie die zu Stein gewordenen Wellen eines Ozeans.
Elsa Harper holte einen Schlüssel aus der Tasche. Die Haustür aus dickem Holz war der einzige Farbklecks an dem grauen Bau, jemand hatte sie dunkelgrün gestrichen. Es lag noch nicht lange zurück. Wir rochen noch die frische Farbe.
Elsa Harper steckte den Schlüssel ins Schloss. Bevor sie ihn herumdrehte, schaute sie uns an. Am Blick ihrer Augen erkannten wir, dass es ihr nicht besonders wohl zu Mute war.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Suko.
»Ich weiß nicht,«, flüsterte sie, »aber ich habe ein komisches Gefühl.«
»Warum? Hängt es mit Ihrem Mann zusammen?«
»Ja.«
»Und was stört Sie?«
»Kann ich nicht so genau sagen. Er könnte ja im Haus sein, und wenn das so ist, dann weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Verstehen Sie das?«
»Schon. Wir alle haben Gefühle und sind keine Maschinen.«
»Danke, dass Sie das sagen, Suko.«
Nach diesem kleinen Trost schloss sie die Tür auf. Sie stieß sie nach innen und trat vorsichtig über die Schwelle.
Wir blieben ihr auf den Fersen, gelangten in einen schmalen Flur, in dem kein Licht brannte. Aus diesem Grunde war es in dem Gang auch recht dunkel.
»Der Lichtschalter ist neben Ihnen an der Wand.«
»Gut.« Suko fand ihn, und unter der Decke leuchtete eine Kugel auf. Wir konnten uns jetzt besser umschauen, was aber auch nicht viel brachte, denn von Clint Harper entdeckten wir keine Spur.
Dafür bemerkten wir etwas anderes. Es war der Geruch, der uns störte. Suko, der dicht neben mir stand, zog ebenfalls seine Nase hoch.
Es roch verbrannt oder angekokelt. Die Stille nahmen wir als normal.
Ich fragte Elsa Harper. »Haben Sie etwas in der Küche anbrennen lassen?«
»Nein. Nicht, dass ich wüsste.«
»Aber Sie haben den Geruch auch bemerkt?«
»Das schon.«
»Haben Sie Holz im Kamin angezündet?«, fragte Suko.
Sie schüttelte den Kopf. »Auch das nicht. Das kann ich Ihnen schwören. Ich habe nichts dergleichen getan.«
Bevor wir in ein anderes Zimmer gingen, schloss ich noch die Tür.
Eine Holztreppe führte in die erste Etage. Ich blieb an der untersten Stufe stehen und lauschte mach oben. Das hätte ich mir sparen können, denn es war nichts zu hören. Alles blieb still.
Dennoch spürte ich ein gewisses Unbehagen in mir hochsteigen. Es lag nicht nur an diesem fremden Haus.
Hier unten gab es einen Wohnraum, eine
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