1385 - Lockruf aus Atlantis
Küche und eine Toilette, die mehr in einem Verschlag untergebracht war. Aber Platz für eine Handwaschbecken gab es noch.
Wir betraten das Wohnzimmer. Es gab einen Kamin, aber im Kamin lag nur graue kalte Asche, und sie gab den Brandgeruch nicht ab.
Dunkle Möbel standen hier, die ihre Jahrzehnte sicherlich auf dem Buckel hatten und für den kleinen Raum viel zu groß waren.
Ein künstlicher Fisch aus Metall hing am Kamin. Auf einem Tisch standen zwei Vasen, die ebenfalls die Formen von Fischkörpern hatten, es gab eine Glotze und noch ein altes Radio.
Wir hätten das Haus verlassen können, wenn nicht zwei Gründe dagegen gesprochen hätten.
Das war zu einem die obere Etage, die wir noch nicht durchsucht hatten, und zum anderen der Geruch. Er musste irgendwo seine Quelle haben, anders war es nicht möglich.
»Leer«, flüsterte Elsa Harper. »Das Haus ist leer.« In ihrer Stimme klang eine leichte Enttäuschung mit. »Nicht, dass Sie denken, ich hätte Ihnen ein Märchen aufgetischt. Ich habe meinen Mann gesehen. Zwar nicht im Haus, sondern…«
Ich legte Elsa eine Hand auf die Schulter. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wir glauben Ihnen, aber ich möchte Sie bitten, uns eine Durchsuchung des Hauses zu erlauben.«
»Gern. Ich habe nichts zu verbergen.«
»Hier unten befindet sich…?«
»Noch das Schlafzimmer.«
»Und oben?«
»Gibt es noch drei kleine Kammern. In einer hat mein Mann selbst eine Dusche eingebaut. Die anderen beiden Räume benutzt er für seine persönlichen Dinge.«
»Was ist das?«
»Naja, seine Angeln. Seine Kleidung für die See. Auch ich habe dort altes Zeug abgestellt. Im Laufe der Jahre sammelt sich so einiges an.«
»Kinder haben Sie nicht?«
»Einen Sohn.« Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Strahlen. »Er lebt schon länger nicht mehr hier. Nach seiner Ausbildung hat er auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Dort hat er es bis zum Ersten Steuermann gebracht. Er ist ständig auf allen Weltmeeren unterwegs. Hier ist es ihm zu eng geworden. Hin und wieder bekommen wir eine Ansichtskarte. Einmal im Jahr besucht er uns auch. Mein Mann, der die See ebenfalls liebt, hat ihn immer beneidet. Doch Clint hat den Absprung nie so recht geschafft, was mir im Nachhinein auch sehr recht ist.«
»Gut, Mrs. Harper, dann werden wir uns mal oben umschauen.«
Sie hielt mich am Ärmel fest. »Mr. Sinclair, glauben Sie, dass sich mein Mann dort oben versteckt hält?«
»Nicht wirklich«, erklärte ich.
Suko hatte in der Zwischenzeit einen Blick in das Schlafzimmer geworfen. Er kehrte zu uns zurück und schüttelte den Kopf.
Der nächste Weg führte uns nach oben. Die Stufen der Treppe waren abgeschabt und deshalb ein wenig glatt geworden. Viel Halt gab das Geländer auch nicht, aber wir kamen schon weiter und blieben dann stehen, als vor uns ein schmaler Gang lag. Das Licht von unten reichte nicht bis hierher, deshalb schaltete wir die Deckenlampe hier oben an.
Über unseren Köpfen erhellte sich wieder der Vollmond einer Kugellampe. Der Flur hatte die gleichen Ausmaße wie sein Pendant unten. Drei Türen verteilten sich, und uns fiel noch etwas auf.
Erstens hatte sich der Geruch verstärkt, und zum zweiten bemerkten wir einen schwachen Luftzug, der allerdings nicht aus einer offen stehenden Tür zu uns gelangte, sondern durch einen Spalt in Fußhöhe wehte.
»Er war hier, John.«
Ich hob die Schultern.
»Und er riecht!«
»Verbrannt?«
Suko nickte. »Es muss gebrannt haben, bevor er diesen anderen Zustand erreichte. Für mich gibt es da keine andere Möglichkeit. Aber wie das zusammenhängt, weiß ich nicht.«
»Okay, dann schauen wir uns mal die Kammern an.«
Hinter der ersten Tür, die ich öffnete, lag das Bad. Die Wände waren hier schon schräg. Platz für eine Dusche war trotzdem vorhanden. Wir hörten auch das leise Aufklatschen der Tropfen, die in einem gleichbleibenden Abstand aus der Duschtasse fielen.
Clint Harper sahen wir nicht.
Suko öffnete die zweite Tür. Durch ihren Spalt am unteren Ende hatte uns der Luftzug erreicht.
Die Kammer war klein und mit allerlei Gerumpel vollgestopft. Im Dach gab es einen Ausstieg. Es war kein Fenster, sondern eine schräge Luke, die hochgestemmt worden war. Man brauchte auch keine Leiter, um die Öffnung zu erreichen. Es reichte aus, wenn wir die Arme ausstreckten.
Wir schauten uns an.
Wir nickten uns zu – und hörten im gleichen Moment die Geräusche über unseren Köpfen.
Es war ein Mensch, der sie verursachte. Wir
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