1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
Regierung erschienen, um seinen Senf zum Thema Abwehr oder versuchte Abwehr von terroristischen Anschlägen dazuzugeben.
Sehr theoretisch, denn es wurden keine Szenarien durchgespielt, die der Wahrheit entgegengekommen wären. Man war und man blieb irgendwie hilflos, denn Terroristen waren für Argumente, seien sie politisch oder auch menschlich, nicht empfänglich.
Der Typ war wieder abgerauscht, und wenig später löste sich die Versammlung auf.
Sir James brummte der Schädel. Er schaute den Gang entlang bis zur Tür des Ausgangs hin, wo sich zwei bewaffnete Wächter aufgebaut hatten, die jeden Menschen genau anschauten, der das Gebäude verließ. Das hatten die Männer auch bei der Ankunft getan. Aufgehalten hatten sie bisher keinen.
Obwohl ihm das Wasser nicht schmeckte, trank Sir James den Becher leer. Danach drückte er ihn zusammen und warf ihn in den an der Seite stehenden Korb.
Eine Gruppe auswärtiger Kollegen schlenderte auf ihn zu. Man kannte sich aus gemeinsamen Veranstaltungen. Auch diese Männer waren froh, dass der Dienst für heute vorbei war, und sie blieben vor Sir James stehen.
»Jetzt ein Bierchen. Gehen Sie mit?«, wurde er gefragt.
»Nein, nicht heute.«
»Ein Schluck kann nicht schaden.«
»Ich habe noch einen Termin.«
Jemand aus der Gruppe lachte. »Wie heißt denn die Dame?«
Sir James fing den Ball auf. »Es sind mehrere Personen. Mit einer gebe ich mich erst gar nicht ab.«
»He, und das in Ihrem Alter.«
Der Superintendent rückte seine Brille zurecht. »Auch dafür hat die Wissenschaft etwas erfunden.«
Jetzt hatte er die Lacher auf seiner Seite. Man wünschte sich gegenseitig einen schönen Abend, dann zog die Gruppe davon.
Sir James würde nicht zu sich nach Hause fahren. Seine Abende verbrachte er zumeist in seinem Club. Dort fand er Ruhe, wenn er wollte, auch Zerstreuung und Unterhaltung unter Gleichgesinnten.
Das Haus stand in Sichtweite der Themse, und von allen wichtigen Räumen und Zimmern aus war der Fluss zu sehen.
Am Tag hatte die Sonne geschienen, aber es war schon kühl geworden. Der Herbst hielt das Land jetzt im Oktober im Griff. Das Laub einiger Bäume hatte sich bereits gefärbt, hing nur mehr locker an den Zweigen, sodass schon leichtere Windstöße die Blätter abrissen und zu Boden schleuderten.
Sir James ging auf die beiden Wachtposten zu, die Haltung annahmen und zackig grüßten.
»Schönen Abend noch.«
»Danke, Sir«, erklärten sie wie aus einem Mund.
Das haben sie geübt!, dachte Sir James, als er die Tür aufstieß und ins Freie traf.
Sir James hatte einen leichten Wollmantel übergestreift und stellte automatisch den Kragen hoch. Geschlossen hatte er den Mantel nicht. Als Letzter aus der Gruppe stieg er die breite Treppe hinab und fühlte sich dabei nicht so wohl, weil er sich vorkam wie unter Beobachtung stehend.
Er spielte tatsächlich noch mit dem Gedanken, zurück ins Büro zu fahren, denn er wollte sich informieren, ob in den Stunden seiner Abwesenheit etwas vorgefallen war. Es hatte sicherlich irgendwelche Nachrichten gegeben. Außerdem interessierte es ihn, ob John Sinclair und Suko in einem bestimmten Fall tätig waren, der sich angedeutet hatte.
Normalerweise hätte Sir James sofort zum Handy gegriffen, aber nicht heute. An diesem Abend war alles anders. Da hatte er einfach keinen Bock mehr. Es lag wohl an der langen Versammlung und dieser letztendlich fruchtlosen Diskussion, dass er so fühlte. So war er froh, wieder in andere Gefilde zu gelangen.
Zuerst wollte er sich ein Taxi suchen. Er wusste, wo einige Wagen standen. Der Weg zu diesem Ziel war zu Fuß in ein paar Minuten zu schaffen, und die frische Luft würde ihm gut tun.
Im Club würde er eine Kleinigkeit essen, um sich dann bei der Lektüre verschiedener Zeitungen zu entspannen. Es gab genügend Brände in der Welt, und es war egal, ob er nun in die Gazetten schaute, oder den Fernseher anstellte. Überall beherrschte die Gewalt die Schlagzeilen.
Diese Gegend von London gehörte nicht zu denen, die von Menschen überfüllt waren. In den wuchtigen, alten Bauten hatten Banken und staatliche und wirtschaftliche Institutionen ihren Platz gefunden. Nach Feierabend war es hier still zwischen den Fronten der Häuser, die oft weit mehr als 100 Jahre alt waren.
Auf alt getrimmte, aber neu entwickelte Laternen gaben in der Dunkelheit das nötige Licht.
Sir James sah den Mann, der ihm entgegenkam. Er trug einen dunklen Mantel, und sein Kopf wurde von einem ebenfalls dunklen
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