1388 - Die fliegenden Teufel
verschwunden, die Nacht lag auf der Lauer.
London war zu ihrem Revier geworden. Justine kannte die dunklen Stellen der Stadt, die manchmal wie Höhlen waren, in die man sich verkriechen konnte.
Doch an diesem Abend war vieles anders, da konnte sich Justine nicht auf die Jagd konzentrieren. Der Schwarze Tod war vernichtet, und das würde so einige Veränderungen mit sich bringen.
Justine Cavallo spürte aber auch, dass noch etwas anderes in der Luft lag. Dieses Andere betraf Will Mallmann, alias Dracula II!
Was war mit Mallmann, der einst ihr Partner gewesen war? Er profitierte am meisten vom Niedergang des Schwarzen Tods. Wusste er schon Bescheid? Würde er sie – Justine Cavallo – aufsuchen, um ihre Partnerschaft zu erneuern?
Wann würde er kommen? Heute Nacht vielleicht?
Justine wusste es nicht, aber ihre Nervosität war noch gestiegen.
Sie hatte feiern wollen, Blut trinken – doch die Anspannung in ihr schob dieses Vorhaben in den Hintergrund.
Irgendetwas würde passieren. Das spürte sie. Mallmann würde sich blicken lassen. Er würde kommen, da war sie sich absolut sicher.
Aus diesem Grund entfernte sich Justine nicht zu weit vom Haus der Jane Collins. Sie war auf die andere Straßenseite gelaufen und tat etwas, was sie noch nie getan hatte. Sie kletterte in einen Baum und nutzte den Schutz des noch vorhandenen Laubs für sich aus.
Die Vampirin war eine Person, deren Kräfte mit denen eines Menschen nicht zu vergleichen waren. Sie war viel stärker. Sie war auch schneller, und in ihr steckte eine gewaltige Kraft. Das hatten schon einige zu spüren bekommen, inklusive John Sinclair. Einmal war es zwischen ihnen zu einem Kampf auf Leben und Tod gekommen, kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, aber es war Justine nicht gelungen, Sinclair in einen Blutsauger zu verwandeln.
Stattdessen hatte sie das Schicksal in eine Zwangspartnerschaft geführt, denn es gab Wesen und Personen, die ihre gemeinsamen Feinde waren. Dazu hatte auch der Schwarze Tod gezählt, der jetzt nicht mehr existierte.
Die Cavallo hockte im schützenden Geäst und dachte an diesen Superdämon. Er war stark gewesen, er war mächtig gewesen, und er hatte es sogar geschafft, Mallmann die Vampirwelt abzunehmen.
Es gab einen Hypnotiseur namens Saladin, der auf seiner Seite gestanden hatte und ebenfalls nicht unterschätzt werden durfte. Zudem hatte sich der Schwarze Tod bei Gefahr in eine Parallelwelt zurückziehen können, so war er praktisch unangreifbar gewesen.
Trotzdem hatte es John Sinclair geschafft, ihn irgendwie zu vernichten. Das war schon toll, nahezu unglaublich, obwohl Sinclair den Schwarzen Tod schon einmal erledigt hatte.
Jetzt gab es den Schwarzen Tod nicht mehr, aber es gab noch Will Mallmann, und der würde sich sicherlich hier blicken lassen. Heute, morgen, nächste Woche…
Wann genau, das wusste Justine nicht, und diese Frage quälte sie, während sie sich in das Astwerk des Baums zurückgezogen hatte und dort hockte. Angst empfand sie nicht, nur eine gewisse Spannung.
Sinclair hatte sich bei Jane Collins angemeldet. Noch war er nicht da, aber er würde kommen. John hielt seine Versprechen.
Justine hatte die Zweige vor sich abgeknickt und zur Seite gebogen, damit sie ihre Sicht nicht störten. Das Haus der Jane Collins lag ihr genau gegenüber. Im unteren Bereich waren die Fenster erhellt.
Weiter oben nicht, auch ihr Zimmer lag in tiefer Dunkelheit.
Ein Auto rollte langsam die Straße hinab. Es fuhr nicht durch, sondern wurde in eine Parklücke gelenkt.
Sinclair war also da!
Er hatte das Haus schnell erreicht, wo ihn Jane Collins erwartete.
Sie öffnete die Tür, und danach waren beide sehr schnell verschwunden.
Justine überlegte, ob sie ihren Platz nicht verlassen sollte. Was sollte sie hier hocken und auf Mallmann warten, obwohl sie nicht mal genau wusste, ob er überhaupt kommen würde und wenn, ob er sie heute Nacht aufsuchen würde? Es war dumm, hier zu warten.
Sie konnte in die Stadt und auf die nächtliche Jagd gehen, was sie eigentlich vorgehabt hatte, oder zurück ins Haus, um mit John Sinclair und Jane Collins über die Ungewisse Zukunft zu sprechen. Sie wollte…
Ein Geräusch irritierte sie und unterbrach ihre Gedanken. Sie hatte es in ihrer Nähe gehört.
Über dem Baum!
Da flatterte es. Dass es ein Vogel war, daran glaubte sie nicht, denn Vögel schliefen in der Dunkelheit und hockten nun verborgen in den Bäumen.
Justine war gewarnt. Sie tat noch nichts und wartete darauf, dass
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