1388 - Die fliegenden Teufel
in der Nacht – im Sommer natürlich eher als in der dunklen Jahreszeit, doch es gab immer wieder Gesundheitsfanatiker, die auch um diese Jahreszeit in der Nacht nicht von ihrem Sport lassen konnten.
Er wartete darauf.
Mallmann hatte eine große Geduld. In dieser Nacht allerdings nicht so, denn er merkte, dass die Zeit schon drängte. Er wollte noch einiges erledigen, er wollte vor allen Dingen eine Entscheidung seiner ehemaligen Partnerin haben.
Seine Spione hatte er auf die Reise geschickt. Sie hielten das Gebiet unter Kontrolle, in dem sich die blonde Bestie aufhielt – zusammen mit Jane Collins. Er wollte auch sie in seine Gewalt bekommen. Das wäre ein erster großer Sieg über seinen Feind John Sinclair gewesen, und er würde seine Vampirwelt mit noch mehr Freude aufbauen können.
Wie immer trug er seine dunkle Kleidung. Er hatte sich dabei perfekt den Schauspielern in den Vampirfilmen angeglichen. Im Gegensatz zu seinem Outfit stand das Gesicht mit der bleichen Haut, das durch die hervorspringende, leicht gekrümmte Nase einen markanten Zug erhielt und ein Profil im klassisch römischen Stil zeigte.
Sein Gehör war perfekt, und er zuckte plötzlich leicht zusammen, als er das Geräusch hörte, auf das er so lange schon gewartet hatte.
Es war das typisch rhythmische Klopfen der Joggerfüße auf dem Boden. Ein wenig später vernahm er auch den zischend ausgestoßenen Atem des Sportlers. Er musste seinen Kopf nach rechts drehen, um die Gestalt sehen zu können, die nicht mehr war als ein laufender und dabei schwankender Umriss, der von jedem Atemstoß angetrieben zu werden schien.
Mallmann wartete ab.
In diesen Sekunden musste er eiskalt sein. Er würde sein Versteck genau im richtigen Augenblick verlassen und dem Jogger keine Chance zur Flucht geben.
Ob der Mensch alt oder jung, ein Mann oder eine Frau war, das alles spielte für ihn keine Rolle. Ihm kam es darauf an, ihn bis zum letzten Tropfen leer zu saugen.
Jetzt sah er die Gestalt schon besser. Es war ein Mann. Er lief in einem gleichmäßigen Tempo, und er schien zu dampfen, denn er verbreitete den Geruch von Schweiß.
Sein Kopf zuckte beim Laufen vor und zurück. Er holte das Letzte aus sich heraus, und einen Blick für die Umgebung hatte er nicht mehr.
Einen Herzschlag später verließ Mallmann seine Deckung. Er ging nicht schnell. Es reichte ihm ein einziger langer Schritt, da hatte er genau die Stelle erreicht, um für den Läufer eine Barriere auf dem Weg zu bilden.
Ob der Jogger ihn sah oder nicht, wusste Mallmann nicht. Aber er spürte ihn. Ein Baumstumpf schien ihn von der Seite gerammt zu haben. Mallmann hörte einen Schrei, dann flog der Körper des Joggers zur Seite, als wäre er von einer Detonation erwischt worden. Er hob sogar ab, bevor er auf die Erde fiel.
Mallmann hörte den dumpfen Laut. Auch den Wehlaut vernahm er, aber er kümmerte sich nicht darum. Schnell wie eine Schlange, die nach ihrem Opfer schnappt, war er über dem Menschen.
Der Jogger wusste nicht, wie ihm geschah. Es war auch fraglich, ob er alles mitbekam, denn Dracula II handelte sofort. Es gab keine Sekunden, in der der Mensch nachdenken konnte. Mallmann hielt ihn an den Füßen gepackt und schleifte ihn über den Boden hinweg bis zu den Bäumen, wo es genügend Deckung gab.
Dort drückte er den Mann in das Laub und presste ihm das linke Knie auf den Bauch.
Er starrte nach unten!
Der Jogger hielt die Augen weit aufgerissen. Er musste einfach Mallmanns Gesicht sehen, und das hatte sich verändert, denn der Vampir hielt seinen Mund so weit offen wie möglich, um das zu zeigen, was ihn als Vampir auszeichnete.
Die beiden aus dem Oberkiefer wachsenden Zähne waren nicht nur spitz, sondern auch kräftig. Durch das weite Aufreißen des Mundes hatte sich Mallmanns Gesicht verzogen. Der auf dem Boden liegende Sportler musste glauben, in einem Albtram zu stecken, denn für ihn konnte es so etwas in der Wirklichkeit nicht geben.
Er hatte Probleme mit der Luft, denn Dracula II hatte ihm das Knie auf die Brust gesetzt und nagelte ihn so an den Boden. Er war auch zu schwach, einen Gegendruck zu erzeugen. Um sich schlagen konnte er auch nicht, und bevor der Jogger überhaupt begriff, was mit ihm passierte, schlug Mallmann zu.
Sein Kopf sackte blitzschnell nach unten. Den Mund hielt er dabei weiterhin weit aufgerissen, und einen Augenblick später rammte er seine beiden spitzen Zähne in die dünne Haut am Hals.
Zielsicher traf er die Ader. Das Blut spritzte in
Weitere Kostenlose Bücher