1389 - Meine grausame Partnerin
wir die Fäden, und da wird sich auch dein Schicksal erfüllen, daran glaube ich fest.«
Sie nickte ergeben. Es war ihr alles egal. Schlimmer als die Konfrontation mit den Ghouls konnte nichts mehr werden. Das war der absolute Höhepunkt gewesen. Noch klebte der Schleim auf ihrem Körper und ebenfalls in den Haaren.
»Dann lass uns gehen!«
Jane wollte keine Sekunde länger auf der Stelle stehen bleiben. Sie ging, und sie war froh, dass Mallmann sie nicht mehr zu stützen brauchte.
Trotzdem hatte sie den Horror noch nicht ganz überwunden. Als sie ging, da glaubte sie, dass die Hütte vor ihren Augen schwankte.
Sie wischte über ihre Augen hinweg und spürte wieder den Schweiß auf ihren Handflächen.
Auch jetzt war es für sie so etwas wie ein Gang in die Hölle, die durch das Haus allerdings ein normales Gesicht bekommen hatte. Es gab eine Tür, auf die beide zusteuerten. Sie hing etwas schief in den Angeln, und Mallmann musste sie regelrecht aufzerren.
»Bitte, Madam, treten sie ein. Vielleicht ist es der letzte Raum, den Sie in ihrem normalen Leben sehen…«
***
Justine Cavallo trank Blut!
Ich stand auf der Türschwelle, und in dem nicht sehr hellen Licht war trotzdem alles genau zu sehen. Ich hatte gedacht, schon alles in meinem Leben erlebt zu haben, was die Nahrung von Vampiren anging. Normalerweise hätte ein Opfer auf dem Bett liegen müssen, den Hals dabei so weit zur Seite gedreht, dass ein Vampir seine Blutzähne in die Haut hineinschlagen konnte.
Kein Opfer!
Ein leeres Bett!
Dafür hockte die Cavallo auf einem Stuhl. Sie hielt einen Beutel aus Plastik in der Hand, der aussah wie eine durchsichtige Wärmeflasche. Nur schwappte in ihm kein Wasser, sondern eine dunkle dickere Flüssigkeit, Menschenblut eben.
Die Öffnung lag frei, und Justine hatte sie gegen den Mund gedrückt, um das Blut in ihre Kehle fließen zu lassen, was mit einer recht trägen Geschwindigkeit geschah.
Es schmeckte ihr. Sie nahm mich nicht zur Kenntnis oder tat zumindest so. Dafür ließ sie sich das Blut schmecken, und ich schluckte irgendwie mit, spürte aber nur den bitteren Geschmack in meinem Mund und in meiner Kehle.
Ich kannte diese Beutel. In ihnen wurde das Blut aufbewahrt, das für Transfusionen sehr wichtig war. Man fand es in den Krankenhäusern, und Justine musste es dort gestohlen haben, und sie hatte auf diese Art und Weise für eine entsprechende Reserve gesorgt.
Sprechen konnte ich im Moment nicht. Zudem hätte ich auch keine Antwort bekommen, denn die blonde Bestie war voll und ganz damit beschäftigt, den Beutel bis auf die letzte Schliere zu leeren.
Ich empfand keinen Ekel. Ich hatte schon zu oft zuschauen müssen, wenn sich ein Vampir die Nahrung holt. Auch bei Justine Cavallo. Dabei hatte sie mich jedes Mal regelrecht provoziert und mich in eine Zwangslage gebracht.
Auf der anderen Seite musste ich diese Szene auch als positiv ansehen, was mir nicht leicht fiel. Besser war es, wenn sie dieses Blut trank als das eines lebenden Menschen. So war es bei dem armen Jogger der Fall gewesen, den Mallmann sich geholt hatte.
Dass sie mich gesehen hatte, erkannte ich an den Bewegungen ihrer Augen. Sie ließ sich nicht stören, bis sie den Beutel senkte und ihn neben ihrem Stuhl auf den Boden legte.
»Aaahhh…«
Der Laut, den sie stöhnend aus ihrem Rachen drückte, ließ mich nur den Kopf schütteln. Sie reagierte wie ein Mensch, der seinen großen Durst mit Bier gelöscht und dabei einen Krug leergetrunken hatte.
»Das tat gut, John…«
»Ach ja?«
»Ich kann mir vorstellen, was du jetzt denkst, aber an deiner Stelle würde ich nicht vergessen, dass mir das Blut die nötige Kraft gibt. Du solltest es positiv sehen, denn Kraft brauchen wir wohl beide, wenn wir gewinnen wollen.«
Ich war inzwischen in das Zimmer gegangen. »Und woher hast du es?«
Sie deutete auf den Beutel. »Ich habe mich mal in einem Krankenhaus umgesehen. Es war recht leicht, an das Blut heranzukommen.«
Sie grinste breit. »Man muss nur entsprechend abgebrüht sein.«
»Das bist du ja.«
»Sicher.«
Da es nur einen Stuhl gab und ich keine Lust hatte, mir einen zweiten aus Janes Wohnung zu holen, nahm ich auf dem Bett Platz.
»Fühlst du dich denn jetzt stark genug?«
»Das kann man so sagen.«
»Wunderbar«, lobte ich. »Dann kann es jetzt weitergehen.«
Sie winkte ab. »Moment, John Sinclair, Partner, wir wollen doch nichts überstürzen.«
Die Antwort gefiel mir nicht. Nur zeigte ich ihr das nicht. Mein
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