1389 - Meine grausame Partnerin
Gesichtsausdruck blieb weiterhin so gelassen wie zuvor.
»Sondern?«, fragte ich nur.
»Einen Schritt nach dem anderen machen.«
»Bitte.«
Justine stand vom Stuhl auf. Man kann so oder so aufstehen, sie aber tat es mit einer Bewegung, die darauf hinwies, welch eine Kraft in ihr steckte. Geschmeidig und schnell zugleich. So musste ich zugeben, dass ihr der Bluttrank wirklich gut getan hatte. Sie war in Form, sie hatte ihre Kräfte potenziert.
Vor dem Fenster blieb sie stehen. Ich schaute auf ihren Rücken und hörte, dass sie sprach.
»Sie sind noch da, John. Sie haben sich nicht zurückgezogen.«
»Von wem sprichst du?«
»Von den Fledermäusen. Von Mallmanns Boten. Er wird auch nicht daran denken, sie so schnell abzuziehen, denn es sind seine Augen, wie du weißt.«
»Ja, das schon. Es sind seine Augen, aber sie können ihm nichts melden, wenn wir nichts unternehmen.«
»Das stimmt leider. Denn wir müssen abwarten, bis wir überhaupt etwas tun können. Sie werden jeden unserer Schritte verfolgen. Ihre Augen sind auch seine. Er hat die perfekte Verbindung zwischen ihnen und sich geschaffen.«
»Wie viele hast du gezählt?«
»Zwei.«
»Und wo stecken sie?«
»Noch immer auf der anderen Straßenseite. Die Bäume geben ihnen Schutz. Du kannst sie mit deiner Kanone nicht wegpusten, aber ich will sie weghaben, denn Mallmann soll nicht wissen, wie wir uns verhalten, verdammt noch mal!«
»Dann müssen wir sie weglocken.«
»Genau, Partner.« Justine rieb ihre Hände. »Ich denke, dass du diese Aufgabe übernehmen kannst.«
»Wie hast du dir das denn vorgestellt?«
»Geh nach draußen. Ich bin sicher, dass sie dir folgen werden.«
»Ich aber nicht.«
»Warum nicht?«
»Solange du dich noch hier in der Wohnung befindest, wird zumindest ein Spion in der Nähe bleiben, um Mallmann alles mitzuteilen, was hier abläuft.«
Justine nickte. »Ja, du hast Recht, daran habe ich nicht gedacht.«
»Also fahren wir beide weg!«
Die blonde Bestie überlegte, suchte nach einer anderen Möglichkeit, fand aber keine und stimmte schließlich zu. »Gut, wir werden sie weglocken.«
Jetzt, da unser Plan feststand, kam er mir nicht so gut vor. Ich wusste ja, was Justine vorhatte. Sie würde die beiden Fledermäuse vernichten. Dagegen war nichts einzuwenden, aber dann war auch der Kontakt zu Dracula II abgebrochen, und das konnte ihn gegen Jane Collins aufbringen. Er hatte sie in seiner Gewalt. Er war mächtig, und er würde gerade ihr Blut mit großem Appetit und einer großen Genugtuung trinken, denn damit hätte er eine Lücke in unser Team gerissen, die nicht zu stopfen war. Das konnte so etwas wie der Anfang vom Ende sein, und ich wollte auf keinen Fall, dass Dracula II siegte.
»Ja oder nein?«, fragte die blonde Bestie.
»Ich weiß es noch nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden. Es gibt zu viele Risiken.«
»Ach. Höre ich das wirklich aus deinem Mund?«
»Ja, das hörst du, denn hier geht es um Jane Collins.« Ich stand inzwischen vor dem Fenster und schaute auf die andere Straßenseite.
Die Fledermäuse bekam ich zwar nicht zu Gesicht, doch es gab keinen Grund für mich, Justine Cavallo nicht zu glauben.
»Ich habe Zeit«, sagte sie und sorgte durch diese Bemerkung dafür, dass ich mich scharf umdrehte.
»Die habe ich nicht!«
»Schön, dann sollten wir…«
»… zu einer anderen Möglichkeit greifen.«
»He, höre ich recht? Du hast einen neuen Plan gefasst? Jetzt bin ich gespannt.«
»Ich werde versuchen, durch einen Trick in Mallmanns Vampirwelt zu gelangen.«
Sie setzte sich steif hin. »Ich höre dir gern zu.«
»Ich habe mich entschlossen, eine Helferin herzuholen.«
»Ah – Helferin?« Justine hatte die letzten beiden Buchstaben überdeutlich betont. »Jetzt hast du mich wirklich neugierig gemacht. Setzt du nur auf die Frauen?«
»Das ist manchmal sogar besser.«
»Klar, da brauche ich nur an mich zu denken.«
Auf diese Bemerkung ging ich nicht ein, sondern erklärte ihr, wen ich herbitten wollte.
»Was sagst du da? Glenda Perkins?«
»Genau die.«
»Aber das ist lächerlich. Was soll sie…«
»Bitte, Justine, denk nach. Glenda ist nicht mehr die, die sie noch vor einem Jahr wahr. In ihren Adern fließt das Serum des Saladin. Es hat bei ihr für eine Veränderung des Bewusstseins gesorgt, und es hat ihr neue Kräfte und Möglichkeiten gegeben, die für sie anfangs grauenhaft waren. Nun hat sie sich daran gewöhnt, auch deshalb, weil die Kräfte bei ihr nicht so gewirkt
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