1389 - Meine grausame Partnerin
aufzuspüren.«
Justine nahm es gelassen hin. »Nun ja, wo wir schon mal hier sind, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben.«
»Ich will auch Jane Collins zurückhaben!«, erklärte ich ihr. »Das solltest du nicht vergessen.«
»Klar, Partner. Nur muss ich dir sagen, dass schon eine verdammt lange Zeit vergangen ist. Du kannst dir vorstellen, dass jemand wie Mallmann sie bestimmt genutzt hat.«
Ich schaute die blonde Bestie an. Nach dieser Antwort wäre ich ihr am liebsten an die Kehle gesprungen, denn sie hatte indirekt zugegeben, dass sie für Janes Leben keinen Pfifferling mehr gab.
Doch wenn ich neutral darüber nachdachte, musste ich ihr leider zustimmen, aber das würde ich nicht offen tun.
Stattdessen sagte ich: »Solange mir Jane nicht als Vampirin begegnet, habe ich noch immer Hoffnung, verstanden?«
»Reg dich nicht auf, Partner. Ich habe nur ausgesprochen, was ich dachte. Aber als Blutsaugerin ist das Dasein gar nicht mal so schlecht. Da brauchst du nur mich anzuschauen.«
»Vergiss es!«
Sie lachte. »Nimm es, wie es ist. Kann ja sein, dass wir trotz allem auf Mallmann treffen. Ihm gehört diese Welt. Er kontrolliert sie. Er ist scharf auf mich, und deshalb wundere ich mich, dass er hier noch nicht erschienen ist. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
»Sehr gut sogar.«
»Dann müssen wir warten.«
Sie hatte ja Recht. Aber es ärgerte mich, und in mir stieg allmählich das Gefühl hoch, dass hier einiges nicht stimmte oder nicht mit rechten Dingen zuging. Es war wieder dieser leichte Druck im Bauch, der dafür sorgte, und ich merkte zudem, dass mir das Atmen schwerer fiel als gewöhnlich.
Was wurde hier gespielt? Warum war diese verdammte Welt so leer?
Als sollte ich eines Besseren belehrt werden, hörte ich plötzlich über meinem Kopf ein bekanntes Geräusch. Es war das Schwappen und Flattern lederner Schwingen.
Die Fledermäuse waren wieder da. Ungefähr ein halbes Dutzend von ihnen flog über unseren Köpfen recht hektisch hin und her. Sie waren sonst immer in einer bestimmten Formation geflogen. Das hatten sie jetzt abgelegt.
Auch Justine blieb dieses Verhalten nicht verborgen. Sie hatte ebenfalls den Kopf in den Nacken gelegt und beobachtete die Tiere.
»Mit denen stimmt was nicht, John.«
»Treffer.«
Sie schaute noch mal hoch und sah mir danach ins Gesicht. »Ich kann mir vorstellen, dass ihre Unruhe einen bestimmten Grund hat. Sie sind führungslos geworden. Sie suchen ihren Herrn und Meister und finden ihn ebenso wenig wie wir.«
»Warum hat er sie dann nicht mitgenommen?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen. Mallmann ist verschwunden. Dabei hat er gewollt, dass ich hier erscheine und mich zum Tausch stelle. Ich habe die Bedingung erfüllt und frage mich, warum er seine verdammte Welt im Stich gelassen hat.«
»Hat er das denn?«
»Siehst du ihn?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich sehe ihn nicht. Ich überlege nur, warum er sich zurückgezogen hat und sich womöglich in einem anderen Teil dieser Welt versteckt hält.«
»Keine Ahnung.«
»Vielleicht kann ich euch helfen?« Die Frauenstimme überraschte uns. Wir fuhren beide herum und sahen nicht weit von uns entfernt die Gestalt der Schattenhexe Assunga stehen…
***
Jane Collins erhielt einen leichten Stoß in den Rücken. Sie wusste nicht, wer ihn ihr verpasst hatte. Sie taumelte nur nach vorn und wäre gefallen, wenn sie nicht fremde Hände festgehalten hätten.
Dieselben Hände zogen sie auch zur Seite. Dann wurde sie gestoppt und losgelassen.
Jane konnte es noch immer nicht fassen, was ihr widerfahren war.
Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie war einem grausamen Schicksal entwischt. Nicht aus eigener Kraft. Wie ein rettender Engel war die Schattenhexe Assunga erschienen und hatte sie mitgezerrt. Nicht nur sie allein, denn sie erinnerte sich daran, dass auch Dracula II diese ungewöhnliche Reise mitgemacht hatte.
Der Detektivin ging es körperlich wieder gut, und so schaffte sie es, sich ohne Probleme umzuschauen.
War das eine normale Welt?
Behaupten konnte sie es nicht, aber mit der Welt Will Mallmanns hatte diese hier nichts zu tun. Wieder hatte man sie in eine fremde Umgebung geschafft, in der es allerdings im Gegensatz zu der anderen nicht so düster war.
Hier herrschte Licht, aber es war nicht das helle Licht einer Sonne, sondern ein unruhiger, flackernder Schein.
Bevor sich Jane auf dieses Rätsel konzentrieren konnte, lösten sich in ihrer Nähe Gesichter wie aus einem
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