139 - Das Monster aus dem Feuerschlund
gab Taylor zurück. »Aber im Moment sieht es nicht so aus, als würde dieser Wunsch sich realisieren lassen.«
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf, solange ich lebe.«
»Das ist eine vernünftige Einstellung«, sagte Taylor. »Ich denke, der kann ich mich anschließen.«
Die Geister öffneten eine Tür und führten die CIA-Agenten in einen düsteren, kalten Raum.
Cathy Williams und Aomo folgten ihnen nicht. Sie hatten kein Interesse mehr an den Gefangenen, die, sobald sie in Eisen lagen, keine Gefahr mehr waren.
Aomo grinste zufrieden. »Es gefiel mir, wie du dich gegen deinen Bruder gestellt hast.«
»Man muß zu seinen Entscheidungen stehen«, erwiderte das Mädchen. »Ich weiß, zu wem ich gehöre und wer mein Feind ist.«
»Meine Feinde sind auch deine Feinde.«
»So ist es, und es macht keinen Unterschied, daß einer davon zufällig mein Bruder ist«, sagte Cathy Williams trocken.
»Dafür werde ich dich reich belohnen.«
»Ich fühle mich bereits reich belohnt… mit deiner Freundschaft«, sagte das Mädchen.
Aomo stieg mit ihr die Stufen hinauf, und die CIA-Agenten stellten fest, daß sich in dem düsteren, kalten Raum bereits jemand befand: Suzannah Finn, Doug Salomon und Frank Emmerdale.
***
»Unsere Freunde brauchen Hilfe, Boram«, sagte ich. »Aomo wird sie hoffentlich nicht auf der Stelle hinrichten lassen.«
Ich hoffte stark auf Cathy Williams. Mir war klar, daß ich meine Hoffnung auf trockenem Sand baute, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie so abgebrüht war, um ungerührt dabei zuzusehen, wie ihnen Aomo den Todesstoß versetzte.
Immerhin war einer davon ihr Bruder! Wenn sie es sich auch selbst vielleicht nicht eingestehen wollte… irgendwo tief drinnen in ihr mußte es noch eine Empfindung geben, die nicht zuließ, daß Nigel starb.
Würde sie sich für ihn einsetzen? Würde sie Aomo bitten, Nigel zu begnadigen? Oder würde sie wenigstens versuchen, sein Ende hinauszuzögern?
Ich kannte Cathy nicht, hatte nur ein Foto von ihr gesehen, und ich konnte einfach nicht glauben, daß dieses Mädchen, das so warmherzig lächeln konnte, so tief abgerutscht war, daß ihm sein Bruder überhaupt nichts mehr bedeutete.
»Du mußt da hinein, Boram«, sagte ich, »mußt dich im Tempel der Dämonenbeschwörer umsehen, die Lage auskundschaften. Du mußt in Erfahrung bringen, wie viele Maoris sich dort drinnen befinden und wie viele Geister Aomo zur Verfügung stehen. Suche nach einer Möglichkeit, die Gefangenen zu befreien, und es wäre nicht übel, wenn du mir bei der Gelegenheit auch gleich sagen könntest, wie ich an Aomo rankomme.«
»Ich werde mich gründlich umsehen, Herr.«
»Aber unternimm nichts ohne mich. Es sei denn, du mußt von unseren Freunden eine tödliche Gefahr abwenden.«
»Wieviel Zeit habe ich?«
»Mir wäre es am liebsten, wenn du schon wieder zurück wärst«, antwortete ich. »Aber ich werde dir keine Zeit vorschreiben. Solange du brauchst, dauert es eben. Du darfst nichts überstürzen, darfst die Gefahr, in der sich unsere Freunde befinden, nicht noch erhöhen. Aomo und seine Getreuen fühlen sich jetzt wahrscheinlich ziemlich sicher. Es ist anzunehmen, daß sie glauben, alle Eindringlinge gefaßt zu haben. Es wäre von Vorteil, wenn es uns gelänge, sie noch eine Weile in diesem Glauben zu belassen. Dadurch können wir ungehindert operieren.«
»Ich bin so schnell zurück, wie es möglich ist, Herr«, versprach der Nessel-Vampir.
»Hoffentlich mit einigermaßen guten Neuigkeiten«, sagte ich. »Mach’s gut, viel Glück.«
***
Suzannah Finns Schönheit hatte stark gelitten. Das violette Kleid hing in Fetzen an ihrem Körper und vermochte kaum noch ihre Blößen zu bedecken. Das kastanienbraune Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Sie lag, genau wie Salomon und Emmerdale, in Ketten, hing an der Wand, und ihr Blick war seltsam leer geworden.
Sie schien sich aufgegeben zu haben, rechnete nicht mehr damit, lebend von dieser Insel fortzukommen. Mehr als einmal hatte sie ihren Entschluß bereut, mit Doug Salomon und Frank Emmerdale zur Todesinsel aufgebrochen zu sein, doch daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen…
Salomon und Emmerdale glaubten zunächst, James Holbrook und seine Freunde wären auch wegen Lohiaus Gold auf die Todesinsel gekommen. Sobald die Agenten angekettet waren, verließen die Geister den düsteren Kerker.
»Hat euch Aomo auch sein Gold gezeigt?« fragte Salomon. »Wir befinden uns hier in Lohiaus
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