139 - Das Monster aus dem Feuerschlund
hart ihn Pele dafür zu bestrafen gedenkt.«
»Und was, wenn sie mit ihm gemeinsame Sache macht, weil ihr das, was Aomo vorhat, gefällt?«
»Daran denke ich lieber nicht.«
»Dann stecken Sie den Kopf in den Sand«, sagte Emmerdale.
»Lassen Sie mich Ihnen versichern, daß noch lange nicht alles verloren ist«, sagte Holbrook.
»Mann, wecken Sie keine falschen Hoffnungen in uns«, brummte Doug Salomon unwillig. »Das macht hinterher alles nur noch schlimmer.«
»Wir haben noch zwei Trümpfe im Ärmel«, behauptete Holbrook, »aber ich möchte nicht darüber reden.«
»Und warum nicht?« fragte Emmerdale ärgerlich. »Trauen Sie uns etwa nicht? Denken Sie, wir würden Sie verpfeifen? Das wäre doch gegen unsere Interessen.«
»Ich will Ihnen nicht unterstellen, daß Sie auf die Idee kommen könnten, sich mit diesem Wissen freikaufen zu wollen…«
»Denken Sie, Aomo läßt sich auf irgendeinen Handel ein?«
»Aber es wäre denkbar, daß Sie reden, wenn man Sie unter Druck setzt.«
»Was meinen Sie mit Druck?« fragte Emmerdale.
»Folter«, sagte Holbrook ernst, und Suzannah Finn atmete scharf ein.
»Und daß Sie oder einer Ihrer Freunde reden könnte, halten Sie für ausgeschlossen?« fragte Emmerdale.
»Wir haben die härteste Ausbildung hinter uns, die Sie sich vorstellen können«, sagte James Holbrook.
»Das mag stimmen«, gab Frank Emmerdale zu, »aber ich wette, Aomos Methoden sind härter. Wenn ihm zu Ohren kommt, daß Sie noch was in der Hinterhand haben, kriegt er es aus Ihnen heraus, darauf können Sie sich verlassen.«
»Dann wollen wir hoffen, daß er’s nicht erfährt«, sagte Holbrook.
***
Boram näherte sich dem Tempel. Unbemerkt erreichte er die Säulen und trat an die große schwere Tür. Um in den Tempel zu gelangen, brauchte er sie nicht zu öffnen.
Er sickerte einfach unter ihr durch, und drinnen dehnte er seine Dampfgestalt mehr und mehr aus - bis er nicht mehr zu sehen war. Geister kamen ihm entgegen, nahmen ihn jedoch nicht wahr.
Er gierte gleich wieder nach ihrer Kraft, aber um Zeit zu sparen, verzichtete er darauf, sie zu attackieren. Außerdem mußte er unentdeckt bleiben.
Er sah sich gründlich um, zählte die Geister und die Maoris. In einem großen Raum befanden sich fünf Frauen, die handwerklich tätig waren, webten und stickten.
Der Nessel-Vampir fand heraus, daß es sich um Aomos Frauen handelte. Cathy Williams war nicht dabei. Sie befand sich bei Aomo. Boram hörte, wie der Geisterherrscher von einer großen Beschwörung sprach.
»Es muß uns endlich gelingen, Pele herbeizuzitieren«, sagte er zu einem kräftigen Maori. »Ich weiß, daß sie uns hört. Sie reagiert nur nicht, weil wir noch nicht die richtigen Worte, die entsprechenden Formeln gefunden haben.«
»Wenn es nichts nützt, sie zu bitten, sollten wir ihr vielleicht befehlen, in unserer Mitte zu erscheinen«, sagte der Mann.
»Bist du von Sinnen?« fuhr ihn Aomo an. »So etwas darf man nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen! Wenn Pele deine Äußerung vernommen hat, bist du verloren. Sie kann dich jederzeit vernichten, kann Lava über dich ergießen. Einer Göttin darf man nicht befehlen.«
»Man sagt, daß sie von schwarzem Geblüt ist.«
»Der Ansicht bin ich auch«, bemerkte Aomo.
»Dann sollten wir ihr vielleicht ein Menschenopfer bringen. Wir haben doch genug Gefangene und können leicht einen - oder auch mehrere - entbehren.«
Aomo nickte. »Dieser Vorschlag gefällt mir schon besser. Vielleicht können wir Pele mit Menschenblut anlocken.«
»Welchen Gefangenen möchtest du ihr opfern?«
»Das entscheide ich, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind«, antwortete Aomo. Er wandte sich an Cathy und fragte grinsend: »Was würdest du sagen, wenn ich mich für deinen Bruder entscheiden würde?«
»Egal, wie du entscheidest«, sagte das dunkelhaarige Mädchen kühl, »es wird meine Zustimmung finden.«
»Bedeutet dir dein Bruder wirklich nichts mehr?«
»Ich habe ihn noch nie gemocht. Er mischte sich immer in meine Angelegenheiten, wollte ständig mein Leben verändern. Seit er mir auf die Todesinsel gefolgt ist, hasse ich ihn sogar, denn er hätte dir etwas angetan, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Er hat kein Recht zu bestimmen, wie ich mein Leben gestalten soll. Das weiß ich nämlich selbst viel besser.«
Der Maori lachte. »O ja, das hast du mir bereits bewiesen. Wir beide werden über die Inseln regieren. Alle werden unsere Macht zu spüren bekommen… Der
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