1391 - Die Nacht des Pfählers
großen Sieg zu erringen. Erst Mallmann, jetzt sie.«
»Du bist der Beste, Frantisek.«
»Ach, hör auf«, erwiderte er müde. »Ich denke, dass es einfach nur Glück war. Auf meine alten Tage sei mir das gegönnt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Hör auf, mit deinem Alter zu kokettieren. Du bist und bleibst ein Kämpfer.«
»Fragt sich nur, wie lange noch, John. Ich habe jetzt meine Grenzen erlebt. Und eigentlich wünsche ich mir ein ruhigeres Leben. Irgendwann hat jeder Mensch die Nase voll. Ich hoffe, ihr habt dafür ein wenig Verständnis.«
»Bestimmt, Frantisek. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass du das Leben eines Rentners führen wirst. Der Drang, Vampire zu jagen, steckt in dir. Er ist dir gewissermaßen mit der Muttermilch eingegeben worden. So sehe ich das.«
»Klar. Und das ist nicht mal falsch.«
Ich drehte mich zu Suko hin. Er hatte die beiden Messer aufgesammelt und zur Seite gelegt. Jetzt stand er vor dem leblosen Körper und fragte, was wir mit ihm machen sollten.
»Schlag was vor!«, forderte ich ihn auf.
»Ich würde ihn nach draußen schaffen.«
»Okay. So haben wir die fünfte Leiche.«
Marek hatte zugehört. Er sprang auch sofort darauf an. »Wieso die fünfte Leiche?«
»Marina und Dunja sind ebenfalls tot«, erklärte ich. »Die Messer haben ihrem Leben ein Ende gesetzt.«
»Verdammt auch.«
»So kann es gehen. Diese Sofia ist nicht dazu gekommen, das Blut eines Menschen zu trinken. Sie wollte die Hexen als lästige Zeugen aus dem Weg schaffen, und das ist ihr gelungen.«
Wir packten gemeinsam an und schafften Sofia ins Freie. Neben dem Haus legten wir sie ab. Wir würden der Polizei später einiges zu erklären haben, aber darum machte ich mir jetzt keine Gedanken.
Ich dachte vielmehr daran, dass wir es wieder mal geschafft hatten, wobei eigentlich Frantisek Marek der große Held war.
Er wartete im Haus auf uns. Seinen Platz am Tisch hatte er nicht verlassen. Aber er hielt ein mit Schnaps gefülltes Glas in der Hand.
»Das ist wie Medizin, Freunde.«
»Es sei dir gegönnt.«
»Danke.« Er trank es leer, schüttelte sich und streckte seine Arme.
Dann hob er den Pfahl auf und legte ihn wieder auf den Tisch. Er konnte auch lachen. Dabei schüttelte er den Kopf und sagte: »Sie hat sich verrechnet. Sie hat sich nur auf den Pfahl konzentriert und nicht daran gedacht, dass sich ein Vampirkiller auch mit anderen Waffen verteidigen kann. So ist das nun mal im Leben. Es geht nicht immer glatt.«
Wir hatten uns Stühle genommen und saßen bei Marek am Tisch.
Durch das zerstörte Fenster trieben auch jetzt die Nebelschwaden.
Da kein Ofen Wärme abgab, war es im Haus verdammt kalt.
»Soll ich euch fragen, wie es weitergeht?«
»Kannst du«, sagte Suko. »Wir werden die Nacht hier bei dir im Haus verbringen und darauf hoffen, dass sich der Nebel am nächsten Morgen etwas gelichtet hat.«
Marek nickte. »Ihr habt Dracula II nicht vergessen.«
»So ist es.«
»Wir wollen ihn sehen«, sagte ich. »Oder zumindest seine Überreste.«
»Das kann ich verstehen.«
»Und wie ist es mit dir?«
Der Pfähler hob die Hand und ließ sie wieder fallen. »Mallmann ist vernichtet. Davon gehe ich aus.«
»Wir auch.«
»Tatsächlich, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ja, auch wenn es sich nicht so anhört. Mein Gott, du musst verstehen, was es für uns bedeutet, dass du ihn vernichtet hast. Wir wollen wenigstens das sehen, was von ihm zurückgeblieben ist. Nicht mehr. Das musst du uns wirklich gönnen, Marek.«
»Klar. Ich sage auch nichts, aber ich bin für heute geschafft. Ich bin so scharf auf mein Bett wie ein Vampir auf unser Blut.«
»Dann hau dich hin.«
»Und was tut ihr?«
Suko und ich schauten uns an. Wir hatten beide die gleiche Idee, nur Suko sprach sie aus.
»Ich denke, dass wir Wache halten werden. Abwechselnd. Man kann ja nie wissen.«
»Genau, das kann man nicht«, stimmte ihm der Pfähler zu und ging winkend auf die Treppe zu, um sich nach oben zu begeben.
Wir warteten, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann sagte Suko, wobei er mich anschaute: »Dracula II ist also tot!«
»Ja, vernichtet. Oder etwa nicht?«
Mein Freund senkte den Blick. »Ich weiß es nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Es ist einfach zu leicht gegangen, finde ich. Dabei habe ich meine Probleme.«
»Die sich bald lösen werden.«
»Hoffentlich.«
»Wer schläft zuerst?«
Suko grinste. »Kannst du denn schlafen?«
»Ich werde es versuchen.«
»Dann hau dich hin.«
Es gab auch so
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