1391 - Die Nacht des Pfählers
noch aufrecht, dann sackte sie zusammen, fiel aber nicht hin, sondern taumelte rückwärts, wobei ihr Oberkörper von einer Seite zur anderen schwang und sie mit sich zu kämpfen hatte.
Marina aber konnte nicht anders, sie musste lachen. Sie hielt sie sehr aufrecht, wobei sie den Kopf in den Nacken gelegt hatte und das Gelächter aus ihrem Mund schallte. Es machte ihr einfach irrsinnigen Spaß zu sehen, wie die Vampirin spuckte und dabei mit dem Handrücken und auch mit dem Unterarm über ihre Lippen fuhr.
»Merk es dir, Sofia. Unser Blut ist für euch Gift, denn wir sind Hexen und gehören zu Assunga. Es ist ein besonderes Blut, das in der Hölle gekocht wird und für euch nicht zu genießen ist. Hol dir deine Nahrung woanders, aber nicht bei uns.« Das hatte sie einfach so sagen müssen, und sie packte Dunja am Arm. »So, und jetzt gehen wir.«
Sofia war nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Sie spie noch immer das aus, was sie getrunken hatte, und konnte sich kaum beruhigen.
So musste sie die beiden Frauen passieren lassen. Sie selbst stand am Straßenrand, keuchte und spuckte, aber sie merkte, dass sie allmählich wieder die Kontrolle über sich gewann.
Sie hasste die beiden Weiber. Sie hasste sie so sehr, dass sie nicht vertragen konnte, dass sie noch lebten. Nur der Tod der beiden Hexen konnte sie wieder zurück in ihr Gleichgewicht bringen.
Sofia ging wieder auf die Straßenseite. Von einem Gesicht konnte man bei ihr nicht mehr sprechen. Es war ein verzerrtes Etwas, was sich da unter den schwarzen Haaren abzeichnete, geboren aus reinem Hass.
Marina und Dunja kümmerten sich nicht um das, was in ihrem Rücken vorging. Sie gingen weiter, denn sie wollten den Wagen erreichen und von hier verschwinden.
Die Blutsaugerin ging ihnen nach. Noch einmal anspringen wollte sie keine der beiden, aber es gab noch andere Möglichkeiten. Während sie ging, zog sie ihre beiden Messer. Es geschah sehr schnell, denn sie wollte nicht warten, bis die beiden Frauen im Nebel abtauchten.
»He, ihr!«
Der Ruf war laut genug, um die Hexen zu stoppen.
Sie drehten sich auch um.
Sofia lachte gellend auf.
Und in dieses Lachen hinein schleuderte sie die beiden tödlichen Klingen…
***
Frantisek Marek war wieder zu uns zurückgekehrt. Er hatte sich gewaschen und auch die kleinen Wunden behandelt, die irgendwelche Astspitzen bei ihm hinterlassen hatten. Mit einem Aufstöhnen setzte er sich zu uns und legte auch seinen Pfahl auf den Tisch.
»Das ist er, Freunde. Dieser alte Pfahl ist die Waffe, die Mallmann zur Hölle geschickt hat.« Er deutete auf seinen Gürtel. Dort hinein hatte er seine Silberkugel-Beretta gesteckt. »Nicht die Kugeln haben ihn getötet, sondern der Pfahl. Zum ersten Mal seit langem wieder habe ich erlebt, wofür ich überhaupt existiere. Es ist mein Schicksal, die Vampire zu töten, sie zu vernichten!« Er schielte nach unten und schaute den Pfahl an. »Und er ist eine verdammt gute Waffe gegen die blutsaugende Brut, das kann ich euch versichern. Er hat Dracula II geschafft.«
»Ja«, sagte ich nur.
Der Tonfall gefiel Marek nicht. »He, verdammt, hast du was dagegen?«
»Nein.«
»Hörte sich aber so an.« Frantisek wandte sich an Suko. »Stimmt doch, nicht wahr?«
Suko stand mir zur Seite. »Wir denken nur darüber nach, ob Mallmann auch wirklich vernichtet ist, das ist alles. Wir wollen Mallmann sehen und auch, was von ihm übrig geblieben ist.«
Marek hob seine Hände und verdrehte dabei die Augen. »Ich sage euch, dass er erledigt ist. Dieser alte Eichenpfahl hat ihn in die Vampirhölle geschickt, und aus ihr gibt es keine Rückkehr. Wir können ihn und auch seine Vampirwelt vergessen.«
Ich nickte.
Auch das gefiel ihm nicht. Er beugte sich vor. »He, John, was ist los? Freu dich doch.«
»Das tue ich auch. Aber du kennst mich. Es hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht glaube. Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen, aber ich weiß auch, dass es keinen Sinn hat, wenn ich jetzt in den Wald renne und nach ihm suche. Das machen wir morgen früh. Nur denke ich daran, dass es noch jemanden gibt, der unser Blut will.«
»Sofia?« Marek lachte. »Ja, die gibt es, und ich sage dir, dass ich mich schon auf sie freue, wenn sie versucht, hier in mein Haus einzudringen. Darauf kannst du dich verlassen. Ich freue mich auf sie.« Er hob seinen Pfahl an. »Ihn werde ihn ihr ins Herz rammen wie bei Mallmann. Ihr glaubt gar nicht, was das für mich bedeutet hat.«
»Wir glauben dir alles, Frantisek. Nur
Weitere Kostenlose Bücher