1394 - Die Rachehexe
die Dinge entwickeln, dann frage ich mich, ob es nicht besser wäre, die Feier noch abzublasen. Wir können die Leute nach Haus schicken, wenn sie in der Halle sind und…«
»Ich glaube nicht, dass Ihnen das dann noch gelingen wird. Die Menschen haben zum Teil eine lange Anreise hinter sich, und sie werden kaum glauben, dass sie sich in Lebensgefahr befinden. Außerdem schlagen die mordenden Weiber dann sofort zu, so befürchte ich.«
Er nickte. »Das mag wohl sein. Aber was tun wir? Was ist die beste Lösung?«
»Wir lassen alles, wie es ist. Sie können ruhig in die Halle kommen«, sagte ich.
»Und dann?«
»Tja, Mr. McDermatt, dann hoffe ich, dass Jane Collins und ich die Hexenbrut stoppen können.«
Er holte tief Luft. »Das trauen Sie sich zu?«
»Ich sehe im Moment keine andere Möglichkeit. Hinzu kommt der Faktor Zeit, der immer mehr zusammenschmilzt. Daran müssen wir auch denken.«
McDermatt fragte jetzt direkt: »Was also schlagen Sie vor?«
»Wir werden alles so belassen, wie es ist. Ich möchte Sie bitten, keine Verstärkung von irgendwo herzuholen. Nichts soll den Hexen auffallen, die hier in Preston eingesickert sind und sich unter die Gäste gemischt haben. Wir reagieren vor Ort.«
»Sie machen das?«
»Zunächst ja.«
»Und wir?«
»Es ist besser, wenn Sie sich im Hintergrund halten. Das soll keine Bevormundung sein, sondern nur ein Ratschlag. Ist das für Sie okay?«
Er nickte, auch wenn er nicht überzeugt war, was wir seinem Gesichtsausdruck entnahmen. Aber er wusste sich auch keinen Rat.
McDermatt war einfach überfordert mit der Situation, und dafür hatte ich größtes Verständnis, denn große Verbrechen passierten in seiner kleinen Stadt nicht.
»Bleibt das Problem Tom Turner«, sagte Jane Collins und schaute mich dabei an. »Ich denke, dass sein Verschwinden auffallen wird. Schließlich war er einer der wichtigsten Akteure, wenn ich das richtig verstanden habe. Wie der Bürgermeister, dieser Sean West.«
Der Meinung waren wir alle, und Kollege McDermatt sagte: »Man wird nach ihm suchen und letztendlich auch mich einschalten. Ich wundere mich im Nachhinein sowieso, dass ich noch keinen Bescheid erhalten habe.«
»Damit müssen Sie rechnen«, sagte ich. »Und wenn es geschieht, dann denken Sie daran, was wir ausgemacht haben. Nichts darf an die Öffentlichkeit dringen.« Ich schaute zu den jüngeren Kollegen hinüber. »Das gilt auch für Sie.«
»Sie können sich auf uns verlassen, Sir.«
Jane fragte: »Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Etwas mehr als zwei Stunden«, antwortete McDermatt.
Jane wandte sich an mich. »Dann sollten wir etwas unternehmen. Ich schlage vor, dass wir uns den Bürgermeister näher anschauen.«
Sie wandte sich wieder an McDermatt. »Wo können wir ihn finden?«
»Nicht weit von hier hat er sein Haus. Allerdings denke ich, dass er in seinem Büro sein wird.«
Ich deutete auf das Telefon. »Rufen Sie ihn bitte an.«
»Und dann?«
»Entweder bestellen Sie ihn her, oder wir gehen zu ihm. Das wird sich zeigen.«
»Wie Sie meinen.«
»Und lassen Sie uns bitte über den Lautsprecher mithören.«
»Ja, gern.«
Die Stimmung in der Wache war immer gedrückter geworden.
Auch draußen schienen die Wolken tiefer gesunken zu sein, und als ich kurz durch eines der Fenster schaute, sah ich das feine Schneegriesel, das wie ein Vorhang nach unten fiel.
Wir hörten das Durchläuten, und nach dem vierten Mal wurde abgehoben. Entspannung kam bei uns trotzdem nicht auf, weil sich eine hektische Frauenstimme meldete.
»Bürgermeisteramt. Liz Crane am Apparat.«
»McDermatt hier.«
»Sie?«
»Ja, verbinden Sie mich bitte mit dem Bürgermeister.«
Die Frau lachte laut in den Hörer. »Wenn ich das könnte! Ich suche ihn schon seit einiger Zeit.«
»Tatsächlich? Haben Sie nicht beim ihm zu Hause angerufen?«
»Das habe ich, nur meldet sich dort niemand. Ich weiß auch nicht, was da los ist. Auch Tom Turner habe ich nicht erreicht. Und jetzt drängt die Zeit, denn die Feierlichkeit steht kurz bevor.«
»Da sagen Sie was!«
»Wissen Sie denn nicht, wo er sein könnte? Sie glauben gar nicht, wie wichtig er im Moment ist.«
»Wir suchen ihn ja selbst.«
»Aber… aber …« Die Frau holte Luft. »Er muss doch irgendwo sein. Er kann uns nicht im Stich lassen. Auch Alan Quint habe ich nicht erreichen können. Damit sind die drei wichtigsten Repräsentanten unseres Ortes einfach verschwunden.«
»Ja, ich weiß, Liz…«
»Sagen Sie mir, was ich tun
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