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1394 - Die Rachehexe

1394 - Die Rachehexe

Titel: 1394 - Die Rachehexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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soll!«
    Das wusste McDermatt auch nicht. Deshalb warf er mir einen nach Hilfe suchenden Blick zu.
    Ich winkte mit beiden Händen ab und formulierte mit leiser Stimme die Antwort, die der Kollege auch weitergab.
    »Sie tun am besten nichts, Liz. Lassen Sie alles so laufen, wie es ist.«
    »Das kann ich nicht. Die Zeit drängt. In der Stadthalle ist schon alles bereit. Die Helfer sind eingewiesen. Es könnte genau pünktlich losgehen, aber die wichtigsten Menschen fehlen. Ich habe – wie gesagt – auch bei Tom Turner angerufen, aber nur seine Frau an den Apparat bekommen. Sie macht sich ebenfalls Sorgen, aber sie kann ihren Mann nicht suchen, weil sie Gäste hat, die von außerhalb gekommen sind.«
    »Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, Liz. Es wird sich schon alles aufklären.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Bis später.« Der Kollege war froh, das Gespräch zu beenden. Es hatte ihn mitgenommen. Er sah um einige Jahre gealtert aus.
    »Wissen Sie, was das für ein Gefühl ist, so zu tun, als wüsste man von nichts? Ein Scheißgefühl ist das. Ich verfluche meinen Job hier.«
    Ich konnte seinen Ausbruch voll verstehen. Oft genug erging es mir wie McDermatt. Mir klang noch die Stimme der Sekretärin Liz im Ohr nach. Die Frau hatte nur mühsam ihre Angst unterdrücken können, und ich musste zugeben, dass diese Angst alles andere als unbegründet war. Sie umgab auch uns wie ein unsichtbares Gespenst.
    McDermatt hatte sich wieder gefangen. Er blickte mir direkt ins Gesicht. »Was haben Sie jetzt vor, Sir? Es ist doch klar, dass wir etwas tun müssen und…«
    Es war zwar unhöflich, aber ich fiel ihm ins Wort. »Zuerst brauche ich Ihre Handynummer, unter der wir Sie erreichen können, wenn wir Sie brauchen. Zum Zweiten werden wir natürlich nicht hier bleiben, sondern uns auf den Weg zum Bürgermeister machen. Und zwar werden wir zu seiner Privatwohnung fahren.«
    »Soll ich Sie…«
    Ich unterbrach ihn erneut. »Nein, Kollege, Sie brauchen uns nicht zu begleiten. Sie sind gewissermaßen die Einsatzreserve im Hintergrund. Es hat auch keinen Sinn, wenn wir nach den Hexen suchen, wir werden sie kaum erkennen können. Ich bin allerdings sicher, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird, und zwar bei dieser Feier.«
    McDermatt schaute mich zweifelnd an. »Glauben Sie wirklich, Mr. Sinclair? Überlegen Sie mal! Es gibt keinen Menschen mehr, der diese Feier eröffnen kann. Die Reden hätten Sean West und Tom Turner halten sollen und…«
    »Dann wird eben ein anderer am Rednerpult stehen«, erklärte ich.
    »Ach. Und wer?«
    »Ich!«
    Die schlichte Antwort haute den guten McDermatt fast vom Stuhl.
    Er stand auf und schaute mich aus großen Augen an.
    »Was wollen Sie?«
    »Eine Rede halten.«
    »Und was werden Sie sagen?«
    »Das wird mir hoffentlich zum richtigen Zeitpunkt einfallen.«
    Er sagte nichts mehr. Auch seine jüngeren Kollegen schwiegen und hingen wahrscheinlich ähnlichen Gedanken nach wie er.
    Für Jane und mich war es Zeit, die Wache zu verlassen. Als wir unseren Wagen erreichten, stöhnte Jane auf und verdrehte die Augen.
    »Wir müssen nach mal zurück.«
    »Warum?«
    »Die Handynummer.«
    Verdammt, die hatte ich tatsächlich vergessen. Jane Collins kehrte noch einmal in die Polizeistation zurück. Ich wartete neben dem Wagen auf sie und schaute gegen die sehr feinen und harten Schneeflocken, die aus den tiefen Wolken rieselten und über den Ort schon so etwas wie ein feines Leichentuch gelegt hatten, da auf dem gefrorenen Boden nichts mehr wegtaute.
    Hoffentlich war dies kein schlechtes Omen…
    ***
    Wir fuhren durch den Ort. Man merkte, dass sich der Beginn der Feier näherte, denn die Straßen hatten sich gefüllt. Einige der Menschen waren eindeutig Fremde. Wir kannten das aus London. Man sieht es den Touristen an, wenn sie zum ersten Mal in die Stadt kommen.
    Jane und ich fuhren auch an der Stadthalle vorbei. Sie stand mit der Frontseite zum Meer gewandt. Wer durch die verhältnismäßig großen Fenster schaute, sah den grauen Ozean und auch den Hafen, in dem sich die kleinen Schiffe und Boote unter dem Schneehimmel zu ducken schienen.
    Vor der grauen Halle hatten sich einige Besucher versammelt.
    Hinein gingen sie noch nicht, sie wollten sich nur ein Bild machen, wo sie hinmussten, um – wenn es dann soweit war – nicht zu lange laufen zu müssen.
    Die Halle hätte wie ein Klotz ausgesehen. Aber durch das halbrund angelegte Dach wirkte sie schon etwas weniger starr. Die Menschen konnten sie durch

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