1395 - Kampfkommando Ragnarök
zugänglicher. Die Rätsel häuften sich. Seine unverständlichen Träume beschäftigten ihn schon zur Genüge. Und nun dies?
Ein Zusammenhang war wohl nicht zu vermuten. Oder doch? „Da ist noch etwas", fuhr der LPV fort. „Kurz vor dem Start in Richtung Coral-System habe ich einen zeitlich gerafften Spruch erfaßt. Es handelt sich dabei um den gleichen Kode wie in der Nachricht nach dem Kampf mit den Libellen. Die Entzerrung der Raffung war kein Problem. Den Inhalt der Nachricht kann ich aber auch nicht erkennen."
„Und woher kam diese Sendung?"
„Wahrscheinlich auch von der VALLARTA."
„Was hat das zu bedeuten?"
„Es gibt etwas an Bord", folgerte der Syntronikverbund, „von dem du und ich nichts wissen. Dieses Objekt arbeitet mit unbekannten Absichten. Allein die Tatsache, daß es sich nicht offenbart, macht es verdächtig."
Der LPV schwieg. Galbraith Deighton stand vor einem Rätsel, denn aus seiner Sicht ergaben sich keine Verdachtspunkte in dieser Richtung. Andererseits - die Verbundsyntronik konnte sich nicht irren. Was spielte sich da ab? Hatte er mit den Aufgaben des Kampfkommandos Ragnarök nicht schon genügend Probleme? Und dann waren da diese seltsamen Träume.
Wie paßte das alles zusammen?
Wenn ein Unbekannter an Bord war, der heimlich mit einem fremden Kode einen Hypersender in Betrieb nehmen konnte, dann war es durchaus denkbar, daß dieser auch für die irritierenden Träume verantwortlich zeichnete.
Der Terraner fand keine schlüssige Antwort. „Hier Zentrale", meldete sich Mustafa Hacifazlioglu. „Wir erreichen in fünf Minuten den festgelegten Zwischenstopp. Was soll geschehen?"
„Wir bleiben im Schutz des ATG", antwortete der Aktivatorträger. „Ich will die Lage sondieren. Dazu komme ich in die Zentrale. Geht auf Unterlichtgeschwindigkeit."
Galbraith Deighton verließ seine Unterkunft. Seine Gedanken beschäftigten sich mit drei Dingen gleichzeitig.
Da war seine Aufgabe, die Aufgabe des Kampfkommandos Ragnarök, der Versuch, die stabilisierte Strukturverdrängung und die Materiewippe Ur amm Taloq zu finden und auszuschalten.
Da waren die Informationen des LPV über die geheimen Hyperfunksendungen, die die VALLARTA verlassen haben sollten.
Und da waren die unverständlichen Gedanken in seinem Bewußtsein, die gar nicht in das augenblickliche Bild des Geschehens paßten.
*
Die vier Tsunami-Großraumschiffe glitten mit geringer Geschwindigkeit im Unterlichtbereich durch den Raum. Kein einziger Stern zeigte sich auf den Bildern der optischen Sensoren. Hangays Licht war zu jung für dieses Universum. Es hatte sich erst wenige Lichtmonate ausbreiten können. Und wenn kein Stern optisch sichtbar war, so bedeutete dies, daß auch keiner in der unmittelbaren Nähe der vier Raumer zu finden war.
Diese Randzone des zweiten Hangay-Viertels war ohnehin sternenarm. Die Hyperorter verrieten aber doch, daß das All auch hier von Materie erfüllt war. Die sporadischen Punkte, in der Regel Sterne, sandten ihre Impulse überlichtschnell aus und verrieten sich, ohne selbst real gesehen werden zu können.
Irgendwann in der Zukunft würde der Schein ihrer Lichtwellen auch die Augen der Beobachter oder der optischen Sensoren der Raumschiffe erreichen.
Da waren aber auch noch andere Hyperimpulse. Sie stammten von den haurischen Patrouillen, die ihre Raumkugel im Umfeld der stabilisierten Strukturverdrängung durchstreiften. Diese Signale ließen sich von den vier Kugelraumern identifizieren. Auch ihre Entfernung ließ sich bestimmen. Keines davon war näher als 87 Lichtjahre.
Die Folgerung des LPV war, daß keine Gefahr drohte.
Galbraith Deighton blieb dennoch vorsichtig. Er ordnete an, daß alle Schiffe im Schutz der ATG-Felder blieben. Ferner ließ er den Zeitfaktor ändern. Er erhöhte ihn auf 0,932 Sekunden. Das war ein willkürlicher Wert, der mit dem bisherigen und mit dem der CHETUMAL in keinem Zusammenhang stand. „Wir schleusen eine Space-Jet aus", entschied der Führer des Kampfkommandos Ragnarök. „Und zwar die VAL-10. Der Diskus hat nur eine Aufgabe, nämlich Ortungen aus der Realzeit heraus durchzuführen.
Vielleicht kriegen wir hier in der Sekundenbruchteilzukunft nicht alles mit."
„Ich gehe mit an Bord", meldete sich Alexandra Alexoudis. „Das ist eine Aufgabe für eine Hypersensorikerin."
Galbraith Deighton erfaßte in einem Sekundenbruchteil ihre Gefühle. Er erkannte eine Trotzreaktion als vordergründiges Argument. „Du bleibst hier!" erklärte der
Weitere Kostenlose Bücher