1397 - Der Sänger und die Mörder
will dir von der Vergangenheit erzählen, vom Herrn Heptamer und von ESTARTU und ihren Kindern."
„Daran bin ich interessiert", entgegnete der Terraner. „Zwar weiß ich in Umrissen Bescheid, aber niemand war imstande, meine Kenntnis zu erweitern oder zu bestätigen."
Er starrte Hirdal an, obwohl er die Handlungsweise als unnatürlich begriff und sich zu fragen begann, weshalb nicht etwas anderes seine Aufmerksamkeit fesselte. Da waren die Büsche und die Pflanzen, die wie Schilf aussahen. In der Luft hing der schwere, gleichsam hypnotische Geruch. Und immer wieder schweifte sein Blick ab, bis sich ihre Augenpaare trafen, er bewunderte ihre warme Farbe und sah das Braun anschwellen.
Vor weit über fünfzigtausend Jahren deiner Zeit...
Ist das schon die Erzählung? wollte er fragen. Sein Mund war verschlossen, doch nichtsdestotrotz erhielt er Antwort.
Das ist sie.
In einem weiten Raum saßen zwanzig Kartanin beisammen. Rhodan begriff, daß die Perspektive falsch war, doch er begriff nicht, weshalb. Einer der Kartanin stand in Verbindung mit dem psionischen Potential, das sich in der Mitte des hufeisenförrnigen Tisches gebildet hatte. Das Potential war ein Teil ESTARTUS, und der Kartanin diente als Sprachrohr. „Unser Plan ist gescheitert", erklärte das katzenhafte Wesen. „Wir haben versucht, die Fürsten des Untergangs dort anzugreifen, wo sie sich am sichersten wähnen. Und wir haben einsehen müssen, daß ihre Sicherheit zu Recht besteht. Nicht einmal bis in den zweiten Ring der Verteidigung sind wir durchgestoßen. Meine Unterstützung war nicht genug, und allein konnten es die Schiffe der Kartanin kaum schaffen. Man hat sie abgewehrt wie lästiges Ungeziefer."
Eine Weile herrschte bedrücktes Schweigen in der Runde. „Ich habe es gleich gesagt", antwortete ein Kartanin in farbenprächtiger Uniform, der am Ende des Hufeisens saß und den anderen zornige Blicke zuwarf. „Ein Test ist nicht genug. Wir müssen am rechten Punkt mit geballter Macht zuschlagen. Dann werden auch die Fürsten des Untergangs ins Wanken geraten."
„Nein."
Rhodan erkannte, daß die Stimme des übernommenen Kartanin plötzlich viel druckvoller klang als noch Sekunden vorher. „Das ist nicht der Weg. Kennst du denn den Punkt, an dem du zuschlagen willst? Du würdest nur alles verlieren, weil es einen solchen Punkt, der verwundbar und ungeschützt gleichzeitig ist, nicht gibt.
Vielleicht würde der Fürst des Feuers das Volk der Kartanin auslöschen. Sei froh', daß noch niemand euch gebührend zur Kenntnis genommen hat."
„Aber was soll dann geschehen?" rief der Wortführer der Militaristen in ohnmächtiger Wut. „Verlangst du, daß wir dem Untergang der kommenden Generationen ohne Gegenwehr zusehen?"
„Nein, das verlange ich nicht."
Wieder herrschte ein paar Sekunden lang Stille. „Was dann? Willst du dich selbst dem letzten Kampf stellen?"
„Nein. Ich kämpfe, doch einen letzten Kampf werde ich nicht ausfechten, ohne daraus als Siegerin hervorzugehen. Ich bin ESTARTU. Ich bin euch zu Hilfe gekommen, und wir haben jahrzehntelang in bitterer Anstrengung versucht, dem Hexameron gemeinsam Einhalt zu gebieten. Nun versuchen wir es auf andere Weise. Ein schlechter Weg wird nicht besser, indem man ihn bis zum Ende beschreitet. Man soll eine falsche Strategie ändern, bevor sie die eigenen Kräfte frißt."
Rhodan spürte die geballte Kraft des psionischen Potentials, das in der Mitte des Hufeisens allmählich verblaßte. „Was sollen wir tun?" riefen nun mehrere Kartanin zur gleichen Zeit. „Nichts ... Ich werde neue Wege suchen."
Und das hat ESTARTU getan. Sie, die gekommen war, um zu helfen, begab sich selbst in Gefahr, weil es keinen anderen Weg zu geben schien. Bald waren die Zwanzigstätten zum Schlachtfeld zwischen ESTARTU und dem Herrn Heptamer geworden. Und ein Plan nahm Gestalt an, den Heptamer nicht zu durchschauen vermochte - ein Plan, der so sehr von der Natur dieses Wesens abwich, daß allein der Gedanke daran ihm nicht kommen konnte. „Erzähle mir von diesem Plan", bat Rhodan.
Das kann ich nicht. Ich kenne den Plan nur teilweise. Aber was ich weiß, erfährst du.
ESTARTU erkannte den neunundfünfzigsten Planeten des Ushallu-Systems als ideal. Sie wußte wohl, daß dies das Heimatsystem der Hauri war und daß dort oft mit dem Besuch von Afu-Metem zu rechnen war. Aber gerade unter den Augen der Feinde barg ihr Plan die größte Aussicht auf Erfolg.
Im Innern dieses Planeten fand ESTARTU
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