1398 - Tänzer, Tod und Teufel
bedeckt, die die Mordwaffe hinterlassen hatte.
Bei jedem Treffer war auch die Kleidung in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass sie als Fetzen auf dem blutbeschmierten Körper klebte.
»Wer tut denn so was?«, flüsterte ich.
»Das musst du den Killer fragen, John.«
»Es sieht nach einem Ritual aus – oder?«, murmelte Suko.
Tanner nickte. »Das glaube ich auch.«
»Und deshalb hast du uns Bescheid gegeben?«
»Nein, Suko, nicht nur deshalb. Wenn ihr euch genauer umschaut, werdet ihr einen Hinweis finden, den die Frau wohl in den letzten Sekunden ihres Lebens geschrieben hat.«
»Zeig ihn uns und lass uns nicht zu lange suchen.«
Tanner streckte seinen Arm aus. Die Spitze des Zeigefingers wies auf eine Stelle dicht an der Wand, die mit zahlreichen Blutspritzern bedeckt war.
Wir schauten hin.
Auch dort war Blut. Es vermischte sich mit dem Schmier des Bodens, der eine ungewöhnliche Farbe angenommen hatte. Ich tippte auf den Farbton Terrakotta, der sich mit dem Blut vermischt hatte.
Ein Scheinwerfer war genau auf diese Stelle gerichtet, und als wir uns bückten, um genauer hinzuschauen, da war uns klar, was Tanner meinte.
Mit einer sehr zittrigen Schrift und trotzdem noch lesbar hatte das Opfer in den letzten Sekunden seines Lebens ein Wort hingeschrieben.
»Teufel«, las ich leise.
Tanner hatte mich trotzdem gehört. »Genau, John – Teufel. Sie hat es geschrieben.«
Suko fragte ihn: »Ist das der Grund, weshalb du uns Bescheid gesagt hast?«
»Ja.«
»Ein bisschen dürftig – oder?«
Tanner stieß ein leises Knurren aus. »Es ist mir egal, ob ihr als dürftig anseht oder nicht. Ich jedenfalls gehe davon aus, dass es ein Hinweis ist, der verdammt ernst genommen werden muss. Das schreibt man nicht so ohne Weiteres dahin.«
»Kann sein. Dann gehst du davon aus, dass der Teufel diesen scheußlichen Mord begangen hat?«
»Das will ich damit nicht sagen. Die Tote hat ihn eben nur als Teufel angesehen. Ich denke da sogar noch einen Schritt weiter. Vielleicht ist es ein Diener des Teufels gewesen.«
»Du meinst: ein dämonisches Wesen?«
»Sehr gut, Geisterjäger. Und wenn das so ist, dann fällt es genau in euer Gebiet. Es muss nicht so sein, doch mein Gefühl und meine Erfahrungen sagen mir, dass es so sein könnte . Das hier sehe ich nicht als einen normalen Mord an, dahinter steckt – wie Suko schon erwähnte – ein Ritual. Es könnte sein, dass wir oder dass ihr dabei in sehr unbekannte Welten eindringt.«
»Du willst, dass wir uns darum kümmern?«
»Sonst hätte ich euch nicht gerufen. Zumindest solltet ihr euch Gedanken machen.«
Wir wollten ihn nicht enttäuschen, sagten aber noch nicht zu. Ich drehte mich nur um und frage: »Wem gehört diese Firma?«
»Die Wäscherei gehört einem gewissen Gürük. Er ist Türke. Und hier wird nur die Kleidung seiner Landsleute gewaschen. Das ist wie so oft in unserer schönen Stadt. Die Volksgruppen bleiben unter sich. Da braucht man nur an die Chinesen zu denken.«
Suko zeigte ein säuerliches Grinsen und sagte: »Das sollte man nicht verallgemeinern, Tanner!«
»Aber du weißt genau, wovon ich spreche, Suko«, erklärte der Chief Inspector. »Ist doch so, oder?«
Suko nickte. »Ja, ja – im Prinzip hast du leider Recht.«
»Hast du diesen Gürük verhört?«
Tanner nickte mir zu. »Ja und nein. Er weiß angeblich von nichts, aber er wartet in seinem Büro auf uns.«
»Dann lass uns doch mal hingehen.«
»Das meine ich auch.«
Tanner gab seinen Männern noch ein paar Anweisungen. Suko bückte sich, um sich die Leiche noch mal sehr genau anzuschauen, und er ließ auch seine Zeigefingerspitze über den Boden gleiten.
Als er uns die Hand zeigte, sagte er: »Das ist nicht nur Blut, Freunde. Da wurde noch ein anderes Zeug mit hineingemischt.«
»Eine Probe befindet sich schon auf dem Weg zum Labor«, erklärte Tanner. »Ich denke, dass wir das Ergebnis am Mittag haben. Ich hatte den gleichen Gedanken wie du, Suko.« Tanner schüttelte den Kopf und meinte: »Wer tut so etwas? Wer ist dazu überhaupt fähig.«
»Der Teufel«, sagte Suko. »Sie hat uns seinen Namen sogar hinterlassen.«
»Der Teufel oder einer, dessen Taten vom Teufel gelenkt wurden«, murmelte Tanner.
Wir hatten den Tatort inzwischen verlassen und gingen wieder durch den Flur.
»Müssen wir uns nicht noch eine andere, sehr wichtige Fragen stellen«, sagte ich.
»Welche?«
»Wir sollten uns nicht nur fragen, wer sie umgebracht hat, sondern auch, warum man es tat. Ein
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