1399 - ESTARTU
positives Trauma. Die Erinnerung an die Katastrophe mit der Rettung durch die Vennok wurde zum Bestandteil des Artbewußtseins, das heißt, sie ist vererblich und noch heute im Unterbewußten der Benguel fest verankert. Fortan geriet jeder Benguel, wenn er einen Venno sah, in den Zustand ekstatischer Verzückung, der sein Bewußtsein vorübergehend destabilisierte.
ESTARTU war dies bekannt, als sie ihre Wahl traf. Nachdem ihre Bewußtseinsfragmente verteilt waren, mußte es eine Möglichkeit geben, sie wieder miteinander zu vereinigen - entweder in ihrer Gesamtheit, was zur Wiedererstehung der Superintelligenz führen würde, oder in begrenzter Zahl. Die letztere Möglichkeit war für ESTARTU zunächst die wichtigere. Denn aus der Vereinigung begrenzter Zahlen von Bewußtseinsquanten entstanden die Dualblöcke, die sie für ihre Funktion als Zentrale Wissensautorität und für andere Zwecke brauchte. Von sich aus würden die Fragmente sich jedoch nicht aus den Wirtskörpern der Benguel und der Toto Duga lösen. Es mußte ein Mechanismus gefunden werden, der das Bewußtseinsquant aus dem Leib des Benguel oder dem Speicher des Toto Duga befreite.
Wenn ein Benguel und ein Toto Duga im Beisein eines Venno zusammentreffen, geschieht folgendes: Das Bewußtsein des Benguel wird durch den Anblick des Venno destabilisiert, infolge der Destabilisierung wird das estartische Bewußtseinsquant, das der Benguel mit sich trägt, freigesetzt. Das Quant wirkt auf das im Speicher des Toto Duga aufbewahrte Bewußtseinsfragment ein und befreit es ebenfalls. Die beiden Fragmente oder Quanten vereinigen sich.
Das war das Schema, das ESTARTU sich ausgedacht hatte. Es hat sich bewährt. Die Vennok dienen als Katalysator für den Prozeß der Dualfusion. Man führe eine beliebige Anzahl von Benguel und Toto Duga zusammen, lasse mindestens einen Venno auf der Szene erscheinen, so daß ihn alle Benguel sehen können -und schon entsteht ein Dualblock."
Eine Zeitlang herrschte Schweigen in der nachdenklichen Runde. „Ich nehme an, die vennischen Siedler auf Lemnor waren schon von der mutierten Art", sagte Perry Rhodan schließlich. „Hochgewachsen wie die heutigen Vennok", bestätigte Hirdal. „Deswegen besitzen die Attavennok, das Urvolk, nicht die Fähigkeit, als Katalysator zu wirken. Nur der Anblick eines großen Venno weckt die Erinnerung, die im unterbewußten Teil des Artbewußtseins der Benguel schlummert."
Ihr Blick wandte sich dem Zwergvenno zu. Ein zärtliches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Der Träumer nimmt allerdings eine Sonderstellung ein, wie ihr wißt", sagte sie.
Beodu hatte verschämt die Kopfschwingen eingeschlagen und den Blick zu Boden gerichtet. „Dualblöcke sind Ballungen mentaler Energie", stellte Perry Rhodan fest. „Das ist richtig", antwortete Hirdal. „Den Prozeß, bei dem sich estartische Bewußtseinsfragmente miteinander vereinigen, nennen wir Dualfusion, das Produkt Dualblock.
Der mentale Gehalt und die Lebensdauer eines Dualblocks hängen davon ab, aus wieviel Fragmenten er besteht. Der Dualblock, den du damals auf Tuyon erlebtest, als der Venno Laftri auftrat und Jordan und Eserfim scheinbar tot zusammenbrachen, bestand aus nur zwei Fragmenten und hatte eine Lebensdauer von fünf Millisekunden.
Der Zusammenhang zwischen Lebensdauer und Fragmentzahl ist expotentiell. Ein Block, der aus vier Fragmenten besteht, lebt fünfundzwanzig Millisekunden; einer, der sich aus zweiunddreißig Fragmenten zusammensetzt, hat immerhin schon eine Lebensdauer von über drei Sekunden. Die Dualblöcke, die die Rolle der Zentralen Wissensautorität spielten, bestanden jeweils aus Hunderttausenden von Bewußtseinsquanten."
„Ist dadurch nicht eine Menge von Mentalsubstanz verlorengegangen?" erkundigte sich Perry Rhodan. „Nicht wenn du bedenkst, daß ESTARTUS Gesamtbewuß tsein in über achteinhalb Milliarden Fragmente zerteilt wurde", antwortete Hirdal. „Außerdem mußt du in Rechnung stellen, daß die Dualblöcke der Zentralen Wissensautorität, die während der letzten drei- bis fünfhundert Jahre entstanden, noch am Leben sind und Gelegenheit erhalten, in die Superintelligenz einzufließen, wenn sie wiederersteht."
Ein Geräusch veranlaßte Rhodan, sich umzuwenden. Oogh at Tarkan zitterte am ganzen Körper. Seine Zähne klapperten: Das war das Geräusch. Der Alte hatte große, unnatürlich glänzende Augen. Er wirkte fiebrig. Es ging mit ihm zu Ende.
Dao-Lin-H'ay hatte ihn fürsorglich an sich gezogen
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