14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
anderen Ende.
»Falsch. Der Senhor wünscht, daß man etwas wegbringen soll.«
Das Rasierklingenspiel
Aus dem Indianer war nichts herauszubekommen; eine Durchsuchung ergab nichts; ein Verhör der beiden Sicherheitsbeamten durch den Hoteldetektiv ergab ebenfalls nichts: Sie schworen alle heiligen Eide, daß niemand das Appartement betreten hatte. Als jedoch einer von ihnen einen Blick auf den wie tot daliegenden Gefangenen geworfen hatte, sagte er lediglich: »Die Jivaroindianer haben Möglichkeiten, von denen wir keine Ahnung haben.«
»Was für Möglichkeiten?«
»Sie können sogar durch ein Schlüsselloch hinein«, antwortete der Mann völlig ernst.
Lennet konnte mit dieser Erklärung nicht allzuviel anfangen, war aber zufrieden, daß sein Plan aufging. Otávio hielt sich zwei Mörder: einer war bereits außer Gefecht gesetzt, blieb noch der andere, den man loswerden mußte, um Otávio selbst so weit zu bringen, daß er eingriff. In der Zwischenzeit wollten sie erst einmal ausschlafen. Und da der Indianer sicher von seinen Erlebnissen berichten würde, schien ein Zimmertausch angebracht. Diesmal schlief Julio in dem abgelegenen Zimmer, Fak, der schon zweimal das Opfer gewesen war, blieb im hinteren Zimmer, und Lennet schlief im mittleren.
Doch die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Am nächsten Morgen verließ Lennet schon früh das Hotel und rief Gaston de Pontamadour an, den er natürlich aus dem Bett holte, der aber begeistert schien, als er begriff, daß man seine Unterstützung benötigte.
»Ein einsamer Strand mit Umkleidekabinen? Eine Walther P-38? Aber ja, das läßt sich machen. Ich könnte meinen Freund, Oberst Santos, fragen, ob er uns den Strand von Fora zur Verfügung stellt, der normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Und was die Pistole angeht, so denke ich, daß Otávio Paíva dir behilflich sein könnte!«
»Du darfst ihn auf keinen Fall fragen, Gaston«, warnte Lennet. »Er darf nichts erfahren. Ruf mich im Hotel an, wenn du alles hast. Sprich durch die Blume.«
Die Franzosen waren gerade beim Frühstück, als ein Polizeibeamter sie über den nächtlichen Zwischenfall befragen wollte. Er war noch nicht wieder gegangen, als das Telefon klingelte.
»Auguste, mein Feind Stonas aus dem zweiten Jahrgang bedauert sehr, dich heute morgen gegen sechzehn Uhr nicht sehen zu können. Hast du verstanden? Ich rede durch die Blume, wie gewünscht…«
»Äh… ja. Ich verstehe schon!«
»Was die Scott 83 angeht, so konnte ich noch keine besorgen.«
»Scott? Äh, meinst du Walter Scott? Du kanntest keine…? Sehr gut. Also bringst du mir keine.«
»Sofort?«
»Nein. Nicht sofort.«
Eine Viertelstunde später erschien der Diplomat, der mit sich sehr zufrieden schien, im Copacabana Palace und übergab Lennet eine prächtige Walther P-38 mit acht Patronen.
»Findest du nicht, daß ich Talent zum Geheimagenten habe, Auguste?« fragte er. »Ich fand unser Telefongespräch ziemlich gelungen. Mit einem Code hätte ich es bestimmt noch besser machen können.«
»Ich hatte schon so Mühe genug, dich zu verstehen«, stöhnte Lennet, aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Als Gaston gegangen war, kamen die Zimmermädchen. Später sah Lennet nach, ob alle Fenster geschlossen waren. Julios Suite befand sich im vierten Stock. Niemand konnte dort herein.
Fak, der den jungen Geheimagenten jetzt mit dem allergrößten Respekt behandelte, sagte: »Ich bin sehr froh, daß du eine Pistole hast, und du kannst wahrscheinlich auch damit umgehen, und ich brauche nichts mehr zu befürchten.«
Lennet antwortete nicht. Er präparierte die Patronen mit Watte und setzte sie wieder in das Magazin ein.
Fak hatte ihm neugierig zugesehen. »Glaubst du wirklich, daß du so besser schießen kannst? Wozu soll die Watte gut sein?«
»Das ist eine Dichtung. Man braucht sie für Sprengstoff.«
Zu dem geplanten Badenachmittag wurden alle mehr oder weniger Bekannten eingeladen.
Es war schön am Strand, in der Nähe des Wassers wurde die Hitze erträglich. Rasch gingen sie zu den Umkleidekabinen.
Julio und Otávio begrüßten sich äußerst herzlich. Der junge Geheimagent ließ sich Zeit. Als er aus der Kabine trat – er war noch nicht umgezogen -, tummelten sich die anderen schon alle im Wasser. Lennet ging zu Kabine 11, der Kabine des Immobilienhändlers Otávio Paíva. Ein großer Mulatte saß davor.
»Wer sind Sie?« fragte der Agent verblüfft.
»Ich Eliseo«,
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