14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Schrumpfköpfe, der andere Meister in capoeira.«
»Was ist das?«
»Eine brasilianische Kampfart, die viel gefährlicher als Karate ist.«
»Du hättest dir Handlanger organisieren können, wo du doch ganz Rio kennst.«
»Schon. Aber diese Männer hätten Millionen von mir gefordert, die ich nicht besitze. Das hätte Regina auch nichts genützt.«
»Und jetzt?«
»Nun, ich dachte, ich könnte für dich arbeiten und gleichzeitig irgend etwas tun, um die Fotokopie zurückzubekommen. Deshalb wollte ich dich lieber mit Otávio als mit einem Profi zusammenbringen. Wenn ich zum Beispiel ein Geständnis von ihm bekomme – er wird meinen, er selber habe Julio getötet könnte ich die Fotokopie für dieses Geständnis eintauschen.«
»Er könnte mehrere Abzüge besitzen.«
»Nein! Er hätte zuviel Angst, jemand anders könnte sie in die Finger bekommen.«
»Ich fürchte, das ist eine schlechte Idee«, sagte Regina.
»Gestern hat er mir bereits gedroht…« Sie seufzte tief auf.
»Es ist wohl besser, ich werde wieder seine kleine unterwürfige Braut. Ich bedaure Augusto, aber ich habe Angst!« Für einen Augenblick hatte Lennet geglaubt, Herr der Lage zu sein; nun aber entglitt sie ihm wieder.
»Du schuldest mir nichts, sicher, aber wenn wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können… Du flirtest weiter mit Julio, und ich arrangiere die Sache so, daß Otávio als Mörder dasteht. Genau wie Ray es geplant hat.
Ergebnis: Mein Auftrag ist erledigt, und du kannst deinen Raimundo heiraten. Was hältst du davon?«
Regina schaute Ray zweifelnd an. Ray bedrängte sie mit seinem Blick.
»Also los!« Lennet sah, daß er das Spiel nun doch gewonnen hatte. »Wir versuchen es! Ihr kennt Otávio beide. Wie können wir ihn überlisten?«
Schrumpfkopf oder nicht…
Als Lennet ins Hotel zurückkam, meldeten die beiden Sicherheitsbeamten, daß alles in Ordnung sei. Julio und Fak waren beide’ am Leben; ersterer schlief in Lennets, letzterer in Julios Bett. Der Geheimagent hatte ihnen für den Fall eines Überfalls diesen Tausch vorgeschlagen.
»Du meinst, es wäre besser, wenn ich und nicht Julio überfallen werde?« hatte sich Fak entrüstet.
»Wie kommst du darauf? Der Obstkorb war an dich adressiert, oder? Also gehe ich das größte Risiko ein, wenn ich mich in dein Bett lege«, hatte Lennet geantwortet.
Am nächsten Morgen wartete Lennet wie gewöhnlich ab, bis die Zimmermädchen die Räume in Ordnung gebracht hatten, sah nach, ob alle Fenster verschlossen waren und begleitete Julio zu seiner Sitzung bei Ray, wo sie Regina trafen.
»Julio, ich möchte mit dir reden«, erklärte das Mädchen.
»Als Sänger finde ich dich wunderbar. Du bist sehr nett.
Ich weiß, daß alle Mädchen verrückt nach dir sind, aber wir drei haben beschlossen, es ist besser, wenn ich dir gegenüber offen bin. Ich liebe Raimundo.«
Julio schien überhaupt nicht erstaunt. »Das ist gut so, Regina. Ich habe eine Freundin in Italien, die sehr eifersüchtig ist. Also machen wir Schluß mit unserem Flirt.«
»Nein! Keinesfalls!« antwortete Regina.
»Wieso keinesfalls?« Jetzt war Julio doch verdutzt. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich eigentlich tun soll.«
»In der Öffentlichkeit flirten wir, privat lasse ich dich in Ruhe. Okay?« Regina sah den Sänger freundlich an.
Julio seufzte tief. »Mir wäre es umgekehrt lieber! Nun gut, ich spiele mit. Und Gina werde ich schon beruhigen.«
Gemeinsam gingen sie in ein Restaurant, wo sie die anderen trafen. Als Julio eintrat, stand das Publikum auf und klatschte. Der Jota Bé, eine der größten Zeitungen Brasiliens, hatte ein Foto des französischen Sängers mit der Königin von Rio veröffentlicht und ihm den Beinamen »Prinzgemahl« verliehen. Lennet ließ Otávio nicht aus den Augen. Dieser schien nicht weiter überrascht zu sein, als er Julio gesund und munter vor sich sah – das Paket mit der Schlange sollte wohl eher eine Drohung als ein Attentat sein -, aber am Ende des Essens nahm er das junge Mädchen beiseite und zischte ihr wütend etwas ins Ohr. Sie wurde leichenblaß.
Beim Hinausgehen hielt Lennet Regina zurück.
»Was hat Otávio zu dir gesagt?«
»Er hat gedroht, die Fotokopie zu veröffentlichen, wenn ich nicht sofort aufhöre, Julio zu treffen.«
»Was hast du geantwortet?«
»Daß ich nicht seine Frau sei und er mir keine Befehle zu geben hätte. Und daß, wenn er die Fotokopie veröffentlicht, ich ihn überhaupt nicht heirate.«
»Gut gemacht,
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