14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
werden dir Auskunft geben können, denn dieser war ihr Führer. Er wohnt in dem Haus neben der großen Palme, welche du dort siehst.“
„Ich danke euch! Ich werde morgen in aller Früh vorüberkommen und euch mitbringen, was ich euch versprochen habe.“
„O Herr, deine Barmherzigkeit wird Gnade finden vor den Augen Allahs. Könntest du uns nicht einige Pfeifen mitbringen, wie sie für wenige Para zu kaufen sind?“
„Ihr sollt sie haben; ich verspreche es euch.“
Nun ritt ich in Salehiëh ein und erfuhr im Haus des Führers, daß der Inglis nach dem Tal von Sebdani gewollt habe. Der alte Abu Medschach war nur bis dahin gemietet worden. Dies war jedenfalls eine vorsichtige Manipulation des Dolmetschers, welcher dadurch eine etwaige Nachforschung erschweren wollte. Doch wußte ich nun genug und kehrte nach Damaskus zurück.
Ich fand den Gastfreund in höchster Spannung meiner warten. Zwar waren seine Nachforschungen ohne Resultat geblieben, aber Halefs Bericht hatte ihm Hoffnung gebracht. Er besaß bereits einen Paß nebst einem Schreiben an sämtliche Polizeibehörden des ganzen Ejalet Damaskus, und überdies warteten zehn berittene und wohl bewaffnete Khawassen nur des Wortes, mit ihm aufbrechen zu sollen.
Ich berichtete alles, was ich in Erfahrung gebracht hatte. Da der Abend bereits hereingebrochen war, hielt ich es für besser, den Morgen abzuwarten; aber dies gab seine Ungeduld nicht zu. Er schickte nach einem Führer, welcher imstande war, auch während der Nacht den Weg zu finden. In seiner fieberhaften Unruhe konnte ihm nichts schnell genug getan werden, und ich hatte kaum meines Versprechens an die Aussätzigen gedacht, als er auch schnell selbst für die Erfüllung desselben sorgte.
So vergingen doch seit meiner Rückkehr einige Stunden, ehe wir reisefertig waren. Jacub hatte vorgezogen, Mietpferde zu nehmen, zwei derselben für sich und einen Diener und ein drittes für das notwendige Gepäck. Da er nicht sagen konnte, wohin der Ritt uns führen und wie lange Zeit er dauern werde, so hatte er sich auch mit einer größeren Summe Geldes versehen.
Unser Abschied nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Der Vollmond hatte sich erhoben, als wir die ‚gerade Straße‘ hinabritten, dem ‚Gottestor‘ zu: voran der Führer neben dem Besitzer der Mietpferde, dann wir, nämlich Jacub und dessen Diener, Halef, ich und die Irländer, und hinter uns die Khawassen.
Die Torwache wurde gar nicht beachtet, rasch ritten wir an ihr vorüber. Draußen vor Salehiëh bog ich zur Seite, wo ich die Aussätzigen liegen sah. Unser Kommen weckte sie vom Schlaf, und sie waren höchlichst erfreut über das umfangreiche Paket, welches ich für sie auf den Boden niedergleiten ließ. Dann ging es weiter. Salehiëh lag hinter uns, und nun trabten wir an dem Gehänge empor, welches hinauf zum Kubbet en Nassr führt, jenem herrlichen Aussichtspunkt, den ich bereits erwähnt habe.
Dort oben am Grab des mohammedanischen Heiligen wandte ich mich um und warf einen Blick hinab auf Damaskus, den letzten im Leben. Da lag die Stadt, im Mond glänzend wie eine Wohnung von Geistern und Dschinnen , umgeben von dem dunklen Ringe der Ghuta. Rechts kam die Straße von Hauran, die mich herbeigeführt hatte, und ganz draußen führte der Karawanenweg nach Palmyra, welches mir verschlossen blieb. Ich hatte nicht geahnt, daß mein Aufenthalt in Damaskus ein so kurzer sein werde.
Hinter Kubbet en Nassr wendeten wir uns rechts gegen das Gehänge des Dschebel Rebach hin und erreichten den Engpaß Rabuh , von welchem es an den Wassern des Barrada nach Dümar ging, einem großen Dorf, wo wir zum ersten Mal Halt machten.
Mit Hilfe der Khawassen wurde der Vorsteher des Ortes geweckt, um Erkundigungen einzuziehen, und seinen Nachforschungen verdankten wir die Nachricht, daß am späten Nachmittag vier Reiter im Galopp durch das Dorf geritten seien; unter ihnen ein grau gekleideter Inglis mit blauen Gläsern vor den Augen. Sie hatten den Weg nach Es Suk eingeschlagen, den auch wir ohne Verzug verfolgten.
Der Tag brach an, als wir über die Hochebene von El Dschedide ritten; dann kamen wir links von der Stelle vorüber, wo einst die Hauptstadt des alten Abilene lag; auf der anderen Seite erblickten wir den Berg, welcher Abels Grabstätte trägt. Nun folgten mehrere kleine Dörfer, deren Namen ich vergessen habe, und in einem derselben mußten wir anhalten, um unseren angegriffenen Pferden Ruhe zu gönnen.
Wir hatten jetzt eine Strecke zurückgelegt,
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