Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
übrigens werde ich unsern Hadschi Halef Omar an den Ausgang stellen.“
    „Dorthin?“ – Er deutete nach dem Gang, der in das Freie führte. Als ich nickte, fügte er bei: „Ist nicht genug! – Gibt noch einen zweiten Ausgang. Da hinten! Yes!“
    Ich sah nach der Richtung, welche mir seine Hand andeutete, und gewahrte beim Schein der Flamme ein hohes Felsenstück, vor welchem ein Busch stand.
    „Ihr scherzt, Sir!“ sagte ich. „Wer kann über diesen Stein kommen! Er ist wenigstens fünf Meter hoch.“
    Er lachte mit dem ganzen Gesicht, so daß sein Mund das berühmte Trapezoid bildete, innerhalb dessen Linien die großen gelben Zähne sichtbar wurden.
    „Hm! Seid ein gescheiter Kerl, Master! Aber David Lindsey ist doch noch klüger. Well!“
    „Erklärt Euch, Sir!“
    „Geht einmal hin und seht Euch den Stein und den Busch an!“
    „Also wirklich? Aber hingehen kann ich nicht, denn ich würde die Bejat auf diesen Ausgang aufmerksam machen, wenn er wirklich vorhanden ist.“
    „Er ist da, wirklich da, Master! Yes!“
    „Inwiefern?“
    „Das ist nicht ein Stein, sondern es sind zwei Steine, und zwischen der schmalen Lücke steht der Busch. Verstanden?“
    „Ah, das kann für uns von großem Vorteil sein. Wissen die Bejat etwas davon?“
    „Glaube nicht; denn als ich dort war, haben sie nicht auf mich geachtet.“
    „Ist die Lücke sehr schmal?“
    „Man kann mit einem Pferd hindurch.“
    „Und wie ist das Terrain dann hinter ihr?“
    „Weiß nicht. Konnte es nicht sehen.“
    Das war so wichtig, daß ich es gleich untersuchen mußte. Ich machte die Gefährten auf mein Vorhaben aufmerksam und verließ den Lagerplatz. Draußen umging ich das Felsengewirr und fand wegen der Dunkelheit nur mit vieler Mühe endlich den Ort, wo der Busch zwischen den beiden Felsen stand. Die Öffnung, welche er maskierte, war etwas über zwei Meter breit. Hinter ihr gab es zwar auch noch eine Menge bunt durcheinander geworfenes Gestein, aber es war wenigstens beim Licht des Tages nicht schwer, ein Pferd hindurch zu lenken.
    Da ich nicht wußte, was uns begegnen konnte, so zog ich mein Messer, trat an den Busch heran und machte so tiefe Einschnitte in einige der Stämmchen, daß sie nach außen fallen mußten, falls man mit dem Pferd darüber hinwegstrich. Natürlich geschah dies so vorsichtig, daß die dahinter lagernden Bejat nichts davon merkten. Dann kehrte ich zu dem Lagerplatz zurück und stellte Halef am Eingang desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns jede Annäherung sofort zu melden.
    „Was hast du gefunden, Effendi?“ fragte Mohammed Emin.
    „Einen prachtvollen Ausweg für den Fall, daß wir uns ohne ‚Sallam‘ entfernen müßten.“
    „Durch den Busch hinaus?“
    „Ja. Ich habe ihn durchschnitten. Sobald ein Reiter hindurchbricht, wird der Strauch umgerissen und die folgenden haben dann freie Bahn.“
    „Gibt es dann noch Gestein?“
    „Ja, große Steinbrocken mit Dorn- und Pflanzenwerk dazwischen; aber wenn es hell ist, kommt man recht gut hindurch.“
    „Meinst du denn, daß wir diesen Weg gebrauchen werden?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich, Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein gewisses Ahnungsvermögen besessen, welches mich oft auf noch entferntere Dinge aufmerksam machte.“
    „Ich glaube dir. Allah ist groß!“
    „Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen, dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und regelmäßig etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich die Angst überfiel.“
    „So wollen wir auf die Warnung achten, welche dir Allah sendet.“
    Meine Besorgnis äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten. Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos beieinander, bis der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht unterscheiden können.
    Ich trat zum Pferd, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr konnte ich sie deutlicher unterscheiden.
    „Sihdi, wer ist es?“ fragte Halef.
    „Die Bejat sind es.“
    „Aber ihrer sind nicht so viele!“
    „Sie

Weitere Kostenlose Bücher