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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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nutzte, um eine Reihe akrobatischer Kunststücke vorzuführen. Als er an mir vorbeisegelte, erinnerte ich mich an seinen Vorschlag, am Abend nach getaner Arbeit über den Zaunübertritt zu hüpfen. Ich hoffte, dass er sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Mit einem Mal wünschte ich mir, alles zu erfahren, was er über die Intrigen hinter den Kirmeskulissen wusste.
    Endlich kam der Moment, auf den ich gewartet hatte. König Wilfred und sein Hofstaat näherten sich, angeführt von dem grauhaarigen Lord Belvedere, flankiert von Sir Peregrine und Sir Jacques und begleitet von einem Dutzend Edelfrauen, die alle prächtige Kleider und jene prachtvollen Hennins trugen, die Calvin als Wimpel bezeichnet hatte. Bei ihrem Anblick empfand ich einen Anflug von Neid, doch verdrängte ich rasch dieses Gefühl, um mich ganz auf den König zu konzentrieren.
    Als der »frohgemute König« an uns vorbeischritt, hob er seine pummelige Hand und warf eine Kusshand in Richtung der Menschenmenge, in der ich stand. Ich hörte Mirabel entzückt aufkreischen und sah, wie sie heftig errötete und einen bilderbuchhaften Hofknicks vollführte. Die anderen Madrigalsängerinnen kicherten und stießen einander an. Die größte, die auch die reifste unter den Mädchen schien, sagte zu Mirabel: »Es ist Zeit für uns, an die Arbeit zurückzukehren. Du hast ihn gesehen und wirst ihn alsbald wiedersehen.«
    »Alsbald, und alsbald wieder …«, bemerkte eines der anderen Mädchen spöttisch.
    Dann bahnte sich das Grüppchen einen Weg durch die Menge, eine widerstrebende Mirabel im Schlepptau. Nachdenklich sah ich ihnen nach, bis zwei Kinderstimmen mich zurück in die Gegenwart riefen und mich daran erinnerten, warum ich hier stand.
    »Mami! MAMI!«
    Der Anblick von Will und Rob auf ihren grauen Ponys verscheuchte jegliche Gedanken an Sabotage. Alison und Billy McLaughlin, ihre Mannschaftsgefährten vom Reiterfestteam, ritten ebenfalls mit, doch konnte ich die Augen nicht von meinen Söhnen abwenden. Wie Sally Pyne versprochen hatte, sahen sie in ihren großartigen Samttuniken tatsächlich wie zwei kleine Prinzen aus, und Thunder und Storm wirkten nicht minder nobel, gehüllt in ihre weiß-goldenen Schabracken, die Calvin Malvern zur Verfügung gestellt hatte. Schließlich hörten die Jungen auf, mir ungestüm zuzuwinken, und nahmen ihre würdevolle Haltung wieder ein, die man sie für Reiterveranstaltungen gelehrt hatte.
    Die vier Kinder ritten am Ende des Festzugs und ließen ihre Ponys in gemessenem Schritt gehen. Eine ältere Reiterin folgte ihnen, ebenfalls in einem Kostüm, jedoch in einem Damensattel. Sie trug ein wunderschönes Paar Wildlederhandschuhe, einen eleganten grasgrünen Rock und einen hoch aufragenden Hennin, aus dem hauchzarte Seide floss. Ich war so sehr damit beschäftigt, ihren Aufzug zu bewundern, dass ich sie nicht erkannte, bis sie unmittelbar an mir vorbeiritt.
    »Emma?«, sagte ich, und ich kreischte fast vor Verblüffung. »Emma?«
    Emma Harris, meine nüchterne, unromantische, fantasielose beste Freundin wandte mir ihren henningeschmückten Kopf zu und grinste. Dann hob sie eine behandschuhte Hand und bedachte mich mit einem königlichen Winken, während sie auf Pegasus, ihrer Stute, meinen Söhnen die Broad Street hinab folgte. Ich war so erschrocken darüber, sie als Burgfräulein herausgeputzt zu sehen, dass ich ihr noch eine ganze Weile mit offenem Mund hinterherstarrte.
    Die Menge schloss sich dem königlichen Umzug an, der jetzt die Pudding Lane hinaufzog in Richtung Turnierplatz. Nur ein Mitglied der Kirmestruppe blieb zurück. Allein und unbesungen, nur mit einer Schubkarre, einer Schaufel und einem großen Sack Sägemehl bewaffnet, folgte Edmond Deland der lärmenden Menge, um die Broad Street von dem zu säubern, was die Ponys hinterlassen hatten.
    Als ich ihm bei seiner Arbeit zusah, überkam mich plötzlich ein Anflug von Mitleid. Wie konnte ein junger Mann, der Pferdeäpfel aufklaubte, hoffen, mit einem König mithalten zu können? Das entschuldigte in meinen Augen nicht seine frevelhafte Tat, doch meinte ich seine Verzweiflung zu verstehen. Ich wollte gerade auf ihn zugehen, ein paar tröstende Worte an ihn richten, die möglicherweise das Feuer der Eifersucht in seiner Brust hätten eindämmen können, doch kaum hatte ich einen halben Schritt auf ihn zugemacht, legte sich eine Hand an meinen Ellbogen und hielt mich zurück.
    »Lori?«, sagte eine Stimme.
    Lilian Bunting trat neben mich. Einen Moment lang

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