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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Die anderen Madrigalsängerinnen tauschten wissende Blicke aus, ehe eine den Korb aufhob und alle gemeinsam singend auf den Hauptboulevard zustrebten. Eine Gruppe musikverständiger Zuhörer folgte ihnen, während Edmond mit wütendem Ausdruck auf dem Absatz kehrtmachte und hinter den Buden verschwand.
    »Was passiert jetzt?«, fragte ich die Verkäuferin der Kristallkugeln.
    »Es ist ein Uhr«, antwortete sie. »Der König ziehet feierlich ein.«
    »Wo, ähm, ziehet er denn ein?«, fragte ich.
    Sie lächelte. »Wenn Ihr rasch zur Broad Street geht, Mylady, werdet Ihr dem Festzug beiwohnen können.«
    »Danke.« Ich war mir wohl bewusst, dass ich mich nicht nach Hause zu trauen brauchte, wenn ich Will und Rob hoch zu Ross inmitten der königlichen Parade verpassen sollte. Dennoch konnte ich mir eine weitere Frage nicht verkneifen: »Wissen Sie zufälligerweise den Namen der kleinen Sängerin, die den Madrigalchor anführt?«
    »Mirabel«, erwiderte sie. »Little Mirabel. Sie hat eine engelsgleiche Stimme, nicht wahr?«
    »Ja, das hat sie.« Ich beeilte mich, die Sängerinnen einzuholen. Sie waren an der Ecke Broad Street stehen geblieben, und ich drängte mich durch die Menschenmenge zu ihnen. Die älteren Mädchen hatten sich schützend im Halbkreis hinter Mirabel aufgestellt und betrachteten sie mit nachsichtiger Belustigung, als sie auf Zehenspitzen den Hals reckte, um nichts von dem sich nähernden Festzug zu verpassen.
    Ich musterte sie mit unverhohlener Neugierde. Sie wirkte auf mich wie ein berauschter Groupie, der auf einen Rockstar wartet. War sie so begierig, die festliche Parade mitzuerleben, fragte ich mich, oder ging es ihr um den König? War die kleine Mirabel womöglich, aus mir unverständlichen Gründen, in den König verliebt?
    Es fiel mir schwer, König Wilfred als einen Don Juan zu sehen, aber Jinks hatte mir erzählt, dass sich die Persönlichkeit mancher Menschen veränderte, sobald sie eine Rolle bei einem Mittelalterfest spielten. Als König Wilfred war Calvin womöglich einem Flirt mit einer bescheidenen, ihn anbetenden Maid nicht abgeneigt. Vielleicht war er sogar versucht, seine umfangreichen Rechte als Feudalherr auszuüben. Soweit ich wusste, hatte König Wilfred keine Königin, und so hinderte ihn nichts daran, bei jedem hübschen Mädchen, das seinen Weg kreuzte, einen königlichen Annäherungsversuch zu machen.
    Oder gab es doch eine?
    Obwohl es in der Sonne warm war, kroch mir ein Schauder über den Rücken. Edmonds wütende Miene blitzte vor meinem geistigen Auge auf, gefolgt von dem Bild der Handsäge, die aus der Schubkarre herausragte.
    » Königsmörder «,flüsterte ich.

8
    ALS ICH DARAN dachte, wie leicht die Brüstung nachgegeben hatte und dass Calvin Malvern um ein Haar das Gleichgewicht und damit auch sein Leben verloren hätte, schien sich ein Schatten vor die Sonne zu legen. Zweifelsohne hatte Edmond Deland sowohl das Werkzeug als auch das Geschick, um einen solchen Unfall zu inszenieren. Wenn Mirabel seine Liebe verschmähte und ihre Gunst stattdessen dem König gewährte, hätte er auch ein Motiv. Jetzt mal halblang, sagte ich im Geiste zu mir. Du musst dich nicht selbst überflügeln, Lori. Noch weißt du überhaupt nichts.
    Ein ohrenbetäubendes Trompetenschmettern unterbrach meine unbehaglichen Gedanken. Ich zuckte zusammen, blickte zur Seite und sah die Herolde des Königs an mir vorbeiziehen, indem sie ihre immergleiche Fanfare bliesen und dazwischen riefen: »Macht Platz! Macht Platz für den König!«
    Die wenigen Passanten, die sich noch auf der breiten Straße befanden, drückten sich rasch an den Rand, um nicht von dem imposanten Festzug niedergetrampelt zu werden. Nach den Herolden folgte eine Ansammlung Gaukler, die einherstolzierten, tanzten, Tamburine schlugen, Stäbe mit Bändern schwangen und ausgelassen mit dem Publikum flachsten. Manche Zuschauer spornten ihre Lieblingsgaukler händeklatschend oder durch Zurufe an. Andere zeigten ihre Anerkennung, indem sie ihnen Münzen zuwarfen, die geübt aufgefangen wurden, wenngleich nicht immer von jenen, denen sie zugedacht waren.
    Als Nächstes schritt eine Phalanx bärtiger Männer in groben Lederjacken daher. Jeder hatte einen Langbogen, einen Speer, eine Streitaxt oder eine Hellebarde bei sich. Die Waffen sahen gefährlich aus, doch die Männer waren um den Bauch herum zu behäbig und lächelten zu freundlich, um als unerbittliche Krieger durchzugehen.
    Nach den Soldaten klaffte eine Lücke, die Jinks

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