14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
hinaus und in einen kleinen Stallbereich mit zwei Pflöcken, zwei Wassertanks und mehreren Eimern, Seilen und Schaufeln. Die Pferdeanhänger von Anscombe Manor standen etwa zehn Meter entfernt am Ende eines Sandwegs, der vermutlich zur Oxford Road führte, und die Pferde grasten auf der benachbarten Weide.
Harold verabschiedete sich von uns – nach weiteren Verbeugungen und weiterem Kappelüpfen – und eilte in Richtung einer Pappelgruppe jenseits des Pferdeanhängers. Will, Rob, Alison und Billy saßen auf dem Weidezaun und sahen ihren Ponys beim Grasen zu, während Lawrence McLaughlin, Emma und die Pferdepfleger beim Zaun standen und sich unterhielten. Die Jungen trugen noch immer ihre historischen Gewänder, nur Emma hatte ihr blattgrünes Kleid mit einer ausladenden Schürze bedeckt. Als sie mich erblickte, machte sie die Jungen auf mich aufmerksam, die augenblicklich vom Zaun sprangen und auf mich zurannten.
»Mami, hast du uns gesehen?«, fragte Will.
»Hast du uns bei der Parade gesehen?«, wollte Rob wissen.
»Das wisst ihr doch«, ich umarmte beide, »ihr habt mich ja auch gesehen.«
»Wir haben dich auch gehört«, ließ Rob mich wissen.
»Du warst ganz schön laut«, sagte Will.
»Dann muss ich es wohl gewesen sein«, meinte ich, »wenn ihr mich über die Menge hinweg gehört habt.«
»Ja, das konnten wir«, bekräftigte Bill liebevoll.
»Perry sagt, wir reiten besser als Jack«, verkündete Rob.
»Und Jack sagt, wir reiten besser als Perry«, erklärte Will.
»Und was sagt Emma?«, fragte ich.
»Sie sagt, dass wir noch viel trainieren müssen«, sagte Rob.
»Das sagt sie doch immer«, meinte Will.
»Und sie hat immer recht«, sagte Emma, die hinter ihnen auftauchte. »Ihr habt eure Sache gut gemacht, dafür dass es das erste Mal war. Aber nächste Woche werden wir das Tragen der Flaggen weiter üben. Wir müssen die Hände ruhiger halten und den Trab gleichmäßiger.«
»Wir werden die Halunken aufspießen!«, schrie Rob.
»Die Pocken sollen sie kriegen, die Schurken!«, schrie Will.
Die Jungen galoppierten davon, um zu Fuß einen Tjost nachzuspielen, während ich Bill einen verwunderten Blick zuwarf.
»Sie waren den ganzen Tag in Gesellschaft von Soldaten«, erklärte er. »Da ließ es sich nicht vermeiden, dass sie ein paar neue Ausdrücke aufschnappten. Das macht die Geschichte für sie umso lebendiger.«
»›Die Pocken sollen sie kriegen, die Schurken‹? Ihre Lehrer werden Ohren machen, wenn sie den Satz auf dem Schulhof hören.« Ich schüttelte den Kopf, ehe ich mich zu Emma umdrehte, um sie von oben bis unten zu betrachten. »Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag erlebe, da du dich aufbrezelst wie Lady Marian. Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich dich beim Festumzug sah.«
»Ich weiß«, sagte sie mit selbstzufriedenem Lächeln. »Es macht Spaß, die Menschen hin und wieder zu überraschen. Dein Gesichtsausdruck war Gold wert.«
»Im Vergleich zu dir und Bill komme ich mir schrecklich underdressed vor. Aber morgen werde ich wieder Boden gutmachen.« Mit einem Nicken deutete ich zur Koppel hinüber. »Warum habt ihr die Ponys noch nicht verladen?«
»Sie werden die Nacht hier verbringen«, sagte Emma. »Morgen nach der Vorführung bringen wir sie in den Reitstall zurück. Weniger Stress für alle Beteiligten.«
»Emma«, sagte Rob, der von seinem kurzen Tjost zurückkehrte, »hast du Mami und Daddy von dem Festgelage erzählt?«
»König-Wilfred-Festgelage«, stellte Will klar, der neben Rob auftauchte.
»Danke für die Erinnerung, meine Lords.« Emma zerwuschelte Robs Haar und wandte sich dann an Bill und mich. »König Wilfred hat uns alle zum Abendessen eingeladen. Ich habe zugesagt, und die anderen aus unserer Truppe auch, aber für euch konnte ich natürlich nicht sprechen.«
Bill sah mich an. »Sollen wir?«
»Du und die Jungen, ihr solltet unbedingt«, sagte ich.
Will und Rob jauchzten vor Freude und galoppierten davon, um die gute Nachricht mit Alison und Billy zu teilen. Ich beschränkte mich auf ein inneres Jauchzen und pries in Gedanken König Wilfred, der mir somit die Gelegenheit gab, allein zum Turnierplatz zurückzukehren.
»Willst du nicht mitkommen, Lori?«, fragte Bill. »Ich bin sicher, unser edler Monarch wird Platz für einen weiteren Gast an seiner Tafel haben.«
»Vielleicht nächstes Mal«, sagte ich und schob gleich eine Ausrede hinterher, die noch dazu stimmte: »Ich hätte keine Sandalen anziehen sollen. Meine Füße bringen
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